Für Hardcore-Tüftler: Zündungs-Problem bei entstörter Zündkerze oder Kerzenstecker: weiß mir keinen Rat mehr.

  • Hallo,


    bin hier interessierter Mit-Leser seit etlichen Jahren und habe mir schon viele wertvolle Anregungen geholt. Danke :ok: dafür schon mal an dieses tolle Forum. :notworthy1:


    Habe eine der ersten F 650 GS von 2000, KM-Stand ca. 44.500.


    Habe seit Wochen massive Probleme :bangin: mit dem Motor-Lauf und wie sich inzwischen herauskristallisiert hat mit der Zündung: Motor-Aussetzer, schlechte Gasannahme, speziell zwischen 2-3000 Umdrehungen, darüber zieht er fast ruckartig wieder durch. Habe schon vieles probiert und erneuert:


    neuen (wenig gebrauchten) Benzinfilter


    neues Software-Update


    anderes (gebrauchtes) Steuergerät und nochmal Software-Update


    neue Gel-Batterie


    neuen Zündkerzen-Stecker (NGK ohne Entstör-Widerstand)


    2 neue Zündkerzen (NGK D8EA und DR8EIX)


    Zündkabel getauscht gegen zusätzlich isoliertes niedrigohmiges Starthilfekabel :whistling:


    Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Probelme weg sind, solange ich mit nicht entstörter Zündkerze und Kerzenstecker fahre, dann zieht der Motor sauber durch ohne Mucken. Sobald ich aber die entstörte Iridium-Kerze oder auch den mit nur 1 Kilo-Ohm entstörten originalen Beru-Zündkerzenstecker verwende, habe ich wieder die gleichen Probleme. Der noch originale Zündspulen-Stecker schaut absolut unverdächtig aus ohne jede Gammel-Erscheinungen, kann mir auch nicht vorstellen, dass in dem inneren Vollmetall ohne Entstör-Widerstand etwas nicht mehr richtig funkt. Beim Fahren fällt mir ein bisher nicht bekanntes elektrisches Fiep-Geräusch auf, mehr oder weniger drehzahlabhängig.


    Hat einer von Euch noch eine Idee oder gar einschlägige Erfahrung mit dieser Problem-Lage? :clap1:


    Schöne Grüße


    Rainer

  • Wir hatten mal einen Thread zu der Entstörproblematik bei Zündkerzen. Demnach haben die GS mit einer Zündkerze den Entstörwiderstand im Kerzenstecker. Hier dürfen nicht zusätzlich entstörte Kerzen verwendet werden. Kannst Du bitte mal erläutern, warum Du das Zündkabel gegen ein Starthilfekabel getauscht hast? :g:


    Um die Zündung mit Hausmitteln zu kontrollieren, kannst Du den Kerzenstecker abziehen, eine funktionierende zweite Zündkerze hineinstecken, den Stecker vorsichtshalber mit einer gut isolierten Zange halten (Hochspannung!), das Kerzengewinde an Masse drücken und den Anlasser betätigen. Es sollte ein kräftiger blauer Zündfunke zu sehen sein. Ist der Funke schwach oder gelblich, dann ist etwas im Argen. Für eine genauere Überprüfung braucht man ein Funkenstrecken-Messgerät: der Funke sollte eine Strecke von mindestens 8 mm überspringen können.

  • Hallo Helmut/Kieler,


    danke :clap1: für Deine ausführliche und kompetente Antwort. Habe heute schon Deinen interessanten Thread zur Hinterradbremse durchgelesen.


    Das Thema mit den Entstör-Widerständen ist mir bekannt. Ich hatte viele Jahre die NGK-Iridium-Zündkerze drin, die es ja nur entstört gibt neben dem alten ebenfalls entstörten Beru-Kerzenstecker, ohne Probleme. Hab mir aber zur Optimierung den angeblich einzigen passenden NGK-Stecker ohne Entstör-Widerstand gekauft. Liebäugel momentan damit, auch mal eine passende Brisk-Zündkerze zu probieren, wobei es die m. W. auch alle nur entstört gibt. Hab beim Auto gute Erfahrungen mit den Brisk gemacht.


    Das Starthilfekabel habe ich im Rahmen der Fehlersuche gegen das alte Zündkabel getauscht, da es ja auch hier im Forum einige Male hieß, auch das Zündkabel könne fehlerhaft sein. Ich wollte ein niedrigohmiges mechanisch und elektrisch hoch belastbares Kabel, da schien mir das Starthilfekabel in entsprechend gekürzter Länge am vertrauenerweckendsten. Hat ein Vielfaches an Querschnitt gegenüber dem alten Kabel. Sollten Zündkabel noch speziellere Anforderungen erfüllen? :confused:


    Die Zündfunken-Kontrolle ist mir bekannt, bei dem Procedere beim Auto habe ich mal mächtig eine gewischt bekommen :bangin: 20.000 Volt, dagegen ist ein Stromschlag vom Haushalts-Netz wie ein Kribbeln...


    Dass mit der Stärke des Zündfunkens etwas im Argen ist, steht für mich außer Frage, habe nur keine Idee mehr, woran das noch liegen könnte. :g:


    Was ich noch nicht getauscht habe, sind der Zündspulen-Stecker (s. o.) und der mehradrige Anschluß zur Zündspule. Beide für mich völlig ordnungsgemäß erscheinend und auch nicht besonders verschleißträchtig.

  • Das Starthilfekabel habe ich im Rahmen der Fehlersuche gegen das alte Zündkabel getauscht, da es ja auch hier im Forum einige Male hieß, auch das Zündkabel könne fehlerhaft sein.


    Wenn Du da mal kein defektes Zündkabel gegen ein untaugliches Starthilfekabel getauscht hast. Ein Zündkabel muss wegen der hohen Spannung besonders gut isoliert sein.


    Dass mit der Stärke des Zündfunkens etwas im Argen ist, steht für mich außer Frage, habe nur keine Idee mehr, woran das noch liegen könnte.


    Hast Du es tatsächlich kontrolliert - mit beiden Steckern und mit beiden Kerzen?


    - In Deine GS gehört ein entstörter Zündkerzenstecker und eine nicht entstörte Kerze.
    - Du schreibst, dass Dein neuer Stecker nicht entstört ist.
    - Deine neue Zündkerze NGK D8EA ist ebenfalls nicht entstört, die Iridiumkerze dagegen ist entstört.
    - Du schreibst, dass Dein Motorrad keine Problem macht, wenn Du den neuen nicht entstörten Kerzenstecker und die neue nicht entstörte Kerze verwendest.
    - Weiter schreibst Du, dass die Probleme wieder auftauchen, wenn Du entweder den (alten?) entstörten Stecker verwendest oder die neue (entstörte) Iridiumkerze verwendest.


    Das einfachste wäre natürlich, Du baust die Kombination ein, die funktioniert, aber das ist natürlich nicht legal, denn Du störst den Radioempfang der anderen Verkehrsteilnehmer. :whistling: Ich würde deshalb zunächst den Originalzustand wiederherstellen und dazu einen neuen entstörten Kerzenstecker und ein neues Zündkabel kaufen und die Kombination mit der nicht entstörten D8EA verwenden. Vielleicht hat sowohl der alte Kerzenstecker als auch die neue Iridiumkerze eine Macke?

  • Ich würde mir hier wirklich keine Mühe machen und den Weg des geringsten Widerstandes gehen: das nehmen was funktioniert. Im Zeitalter des Digitalrundfunks,-fernsehens ist das Störpotenzial nur sehr gering einzuschätzen. Der TÜV merkt es auch nicht, Schäden ausser eventuellen kurzfristigen Ton und/oder Bildstörungen kann man ja wohl nicht erwarten. Und das son Mopped stundenlang an der gleichen Stelle im LL läuft und die Nachbarn stört ist ja wohl auch nicht zu erwarten. Aufgrund der Komplexität der modernen Zündanlagen und Einspritzsysteme hat jede Änderung oft Rückwirkungen zur Folge die die Systemleistung verändern. Sind eben keine 8kV Unterbrecherzündungen bestehend aus 5 Teilen. Im Zeitalter des bleifreien Benzins machen sündhaft teuere Kerzen auch keinen, nach meiner Meinung, Sinn. 20'km hält die preiswerte Kerze auch und damit für die meisten wohl mindestens 3 Jahre.


    Ich bin nur auf teuere LL-Kerzen von NGK umgestiegen weil der Wechsel nur noch alle 100'km statt alle 20'km erforderlich war und das Selbstwechseln beim BMW V-12 einen halben Tag gedauert hat. Und das 3-4 x im Jahr.


    Wenn man denn etwas Gutes tun will besorgt man sich wenn man kann Silikonkerzenkabel wie sie stationären Gasmotoren eingesetzt werden. Die vertragen auch höchste Temperaturen und locker 40kV. Muss man mal googeln ob es einen BHKW Hersteller in der Nähe gibt.

  • ...und vergiss nicht,
    die anderen Parameter ebenfalls im Auge zu behalten!


    Luftfilter gut?
    Leerlaufsteller gereinigt?
    Kabel und Stecker frei von Korrosion?
    Kabelbruch im Lenkkopfbereich ausgeschlossen?
    (Im Standgas einfach mal etwas an den Kabeln rumspielen)
    Stecker am Zentralsteuergerät frei von Feuchtigkeit und Korrosion?
    (Ev. Stecker einmal ziehen, mit Bremsenreiniger säubern und wieder einstecken)


    Oft kommen mehrere Faktoren zusammen, einen Fehler auszulösen.
    Sind andere Einflußfaktoren wieder in Ordnung,
    lösen sich die vermuteten Probleme manchmal von allein.


    Good luck bei der Fehlersuche - Ray

  • Abgesehen von Widerstandskabeln für die Zündanlage aus den Zeiten der seeligen Berta Benz spielt der Innenwiderstand wirklich keine Rolle. Ein Meter Zündkabel mit einem Querschnitt von 1,5 qmm hat einen Widerstand von 0,01Ohm.
    Ein Fremdstartkabel eher einen Querschnitt von 25 qmm oder wesentlich mehr. Da liegt der Widerstand noch viel viel niedriger. Großartig Strom fliesst im Zündkabel auch nicht. Sind ja nur Pulse von kurzer Dauer. Selbst ein Dauerstrom von 1mA würde bei 18kV Zündspannung 18 Watt Leistung pro Kerze bedeutet. Wesentlich sind die kapazitiven Effekte über die ungeeignete Isolierung eines Fremdstartkabels. Hier reden wir von 18 000 Volt oder mehr im Vergleich zu 12V beim Fremdstarten. Wenn solche Kabel mit ungeeigneter Isolation dann noch bei hohen Spannungen nebeneinander liegen ist das Problem schon da.

  • Hallo!


    Mir fällt bei schwierig zu lokalisierenden Problemen oder vor dem auf Verdacht zu tauschenden teuren Komponenten immer erst das Auslesen des Fehlerspeichers ein...


    Ich führe das Problem aber grundsätzlich auch eher auf einen Masseschluss zurück. Eine bei der F schon bekannte Quelle (Zündschloss) wurde ja schon genannt. Nachdem ich hier gelesen habe, dass schon "alle möglichen" Teile gewechselt wurden: trifft das auch auf den Zünd-Pick-up zu? Der befindet sich innen im rechten Motorgehäusedeckel. Die Kabelverbindung, die nach außen führt, befindet sich hinter dem Deckel rechts neben dem Ölfiltergehäuse. Die gilt es also zunächst mal zu prüfen (Kabelisolierung, Korrosion am Stecker).


    Ein neuer Pick-up ist nicht gerade billig (dürfte so um die EUR 185 kosten). Daher, wie schon gesagt, erstmal den Fehlerspeicher checken.


    Den ebenso hier schon erwähnten Drosselklappenansteller würde ich dann ausschließen, wenn die Zündungsprobleme sowohl bei warmem Motor als auch in der Kaltlaufphase vorhanden sind.


    CU


    Martin

    --- Diskutiere nie mit jemandem, der 6 Gläser Vorsprung hat! ---

  • Nach knappen schlappen zwei Monaten hier mal mein Status-Bericht.
    Vorab aber ein (später) großer Dank an alle Tippgeber für Ihre kompetente Unterstützung.
    Mein Zündungs-Problem besteht nach wie vor, inzwischen weiter verschärft. Die bisherige Not-Lösung der Widerstands-Reduzierung durch den nicht entstörten Zündkerzen-Stecker und die originale D8EA-Zündkerze hat eine Zeitlang gut funktioniert, guter Durchzug, kein Motorstottern. Dann fing die Sch... wieder an, :cursing: mit Stottern und Ausgehen im Leerlauf. Was nach wie vor auffällig ist, dass die schlechte Gasannahme speziell zwischen 2 - 3000 Touren auftritt, danach gehts fast ruckartig wieder besser. Leerlauf ist zu hoch, bei ca. 1800 Touren.


    Habe inzwischen den Zündpickup kontrolliert, also rechten Motordeckel auf. Völlig unverdächtig, keine Metallspäne o. ä. Widerstand im Sollbereich bei ca. 230 Ohm. Gebrauchtes anderes Zündkabel-Set eingebaut, zwischenzeitlich sogar Zündspulenstecker ersetzt durch direktes Aufstecken des Zündkabels (geht gut, Kabelschuh zum Stecker paßt auch direkt auf die Zündspule, um diese Fehlerquelle auszuschließen und nochmal 1 kOhm an Widerstand zu eliminieren, da der Zündspulenstecker auch 1000 Ohm Entstör-Widerstand hat. Trau mich aber nicht mit der nicht entstörten D8EA zu fahren, würde aber wahrscheinlich zumindest eine Zeitlang wieder eine Verbesserung bringen, kann ja aber nicht die Lösung sein. Fahr momentan die Brisk BR12ZC, die für sich gesehen einen guten Eindruck macht, aber leider auch einen hohen Entstör-Widerstand von 5 kOhm hat.
    Auslesen des Fehlerspeichers hat bei den Software-Updates der beiden Steuergeräte nichts Erhellendes gebracht.

    Alle Lötstellen am Zündschloß erneuert. Luftfilter ist schon neu. Neue Gel-Batterie hat Spitzenwert von 13,2 V.
    Diverse Stecker, insbesondere vom Generator, Zündpickup, Steuergerät kontrolliert und ggf. mit Schleifpapier und Kontaktspray optimiert.
    Kontakt des Massekabels am Motor, mein letzter heißer Verdacht, kontrolliert und optimiert.


    Alles keine Verbesserung gebracht.
    Könnte die Zündspule zu wenig Spannung kriegen? Wie meß ich das? Eines der drei Kabel kommt vom Steuergerät.
    Bin ratlos... :confused:

  • Du schreibst sie geht Im Leerlauf ab und an aus? Kann es sein dass du aus versehen mal mit Gasgeben die Maschine gestartet hast? Hänge einfach mal kurzzeitig die Batterie ab, zündung an 10 sek warten..... Gasgriff ein paar mal voll auf und wieder zu und dann starten und dabei Finger weg vom gasgriff. Fehler noch da?

  • Hallo, wie ich sehe wurde schon alles ausprobiert. Es dürfte auch die Lambdasonde sein, auch wenn kein Fehler abgelegt wurde. Alte Lambdasonden arbeiten noch, sind aber zu langsam.
    Bitte den Lambdasonde Stecker abziehen und dann versuchen, Maschine wird im Notprogramm laufen, soll aber nicht mehr Ruckeln. Ich glaube du hast dich zu sehr auf die Zündkerze konzentriert.
    Habe noch vergessen, währe nicht schlecht die Batterie für mindestens 10-15 Minuten abklemmen.
    Ich wünsche dir viel Glück. Edi_G

  • Vielen Dank hanuta für diesen "Klassiker-Tipp". Habe ich schon vor ca. 10 Jahren wg. einschlägiger Probleme beherzigt und mir deswegen einen großdimensionierten Ausschalter am Batterie-Pluskabel montiert.


    Vielen Dank auch Edi_G, ist ein heißer Tipp, war auf meiner 4er-Verdächtigen-Liste, die ich kontrollmäßig abgearbeitet habe: Drosselklappenpotenziometer bzw. -ansteller, Lambdasonde, Kühlwassersensor und der Lufttemperatursensor - und der wars nämlich.


    Hab ihn ausgebaut und Widerstand gemessen: 137 Ohm bei ca. 25 °C, also völlig daneben. Hab dann den Test mit Fahrt mit abgestecktem Stecker gemacht, kaum ein Unterschied, also Motor lief vorher auch schon im Notprogramm. Als nächstes hab ich mir das Teil bei Ebay günstig von einer 2010er GS (E8GS) bestellt, ist exakt das gleiche.
    Ist erst heute gekommen. Ausgemessen, alle Ohm-Werte in der Norm.
    Siehe:
    Tabelle Lufttemperaturfühler
    -19° 54,7 kOhm -4° 20,0 kOhm -2° 18,7 kOhm 1° 14,3 kOhm 7° 11.75 kOhm
    12° 8,95 kOhm 16° 7,6 kOhm 20° 6,15 kOhm 26° 5,17 kOhm 30° 4,53 kOhm 35°
    4,07 kOhm 43° 3,34°Ohm Werteänderung also nicht linear. (Der letztgenannte Wert muß wohl doch 3,34 kOhm heißen!)


    Da ich nicht solange warten wollte, habe ich mit einem vom Widerstandsbereich her passenden Elektronik-Dreh-Poti improvisiert. Bei diesem die momentan einschlägigen Temperaturwerte ausgemessen und markiert, mit Mini-Kabelschuhen versehen und mit dem Sensorstecker verbunden. Erfolg war durchschlagend, satter Durchzug, kein Geruckel mehr. Endlich...
    Was ich zum Kotzen finde, dass trotz zweimaligem Fehlerspeicher-Auslesen beim BMW-Fritzen es keinen Hinweis darauf gab. Und was mir nach wie vor ein Rätsel ist, wie die Erfolge bei der Widerstands-Reduzierung beim Zündstrang so direkt über den Sensor-Defekt hinweggetäuscht haben.
    Werde jetzt noch den Vergleich machen, welche meiner beiden nagelneuen Zündkerzen mehr Power bringt, die NGK Iridium oder die Brisk und dann darüber hier berichten.
    Weiter werde ich als Dank an das goldwerte Forum hier die nächsten Tage noch zwei Tipps für Komfortsteigerung (Gasgriff-Federreduzierung) und Sicherheit (laute Stebel-Magnum-Tröte) hier einstellen.
    Nochmal herzlichen Dank an alle Tipp-Geber :notworthy1:
    Schöne Grüße
    Rainer