vollgasfestigkeit

  • Hallo an die Profis
    ich fahre meine F650 Bj.99 nun seit 4 Jahren und hätte aus gegebenem anlass eine Frage zur Autobahnfahrt oder vollgasfahrt?
    Wo soll bei dem Einzylinder beim Beschleuningen Schluss, sein Drehzahl ist gemeint?
    Wie lange kann auf der Autobahn etwa 150km/h gefahren werden (bis es den Motor zerlegt ist klar), ist sie für solche sachen geeignet, oder soll sie weniger schnell unterwegs sein?
    danke
    Bernd

  • Das Belehren müssen und Bekehren wollen überlasse ich mal anderen, zu der Frage:


    Die F hat ja 650 ccm, und dafür einen Zylinder. In Relation ist daher der Brennraum natürlich relativ groß, anders als beispielsweise bei den Vierzylindern, wo 650 ccm eben auf 4 Brennräume verteilt werden. Viel Hubraum bekommt man entweder über einen Zylinder mit großem Durchmesser - braucht einen "breiten" und damit schweren Kolben, oder Zylinder- "Höhe", kleinerer Kolben aber lange Wege des Kolben = hohe Kolbengeschwindigkeit.
    Daher drehen die Vierzylinder auch locker 12.000 U/min und mehr, die Einzylinder knapp die Hälfte. Soll heißen: Einzylinder haben bei hoher Drehzahl eine relativ gesehen höhere Belastung auszuhalten. Daher halt die von vorneherein geringe max. Drehzahl. So die sehr vereinfachte Theorie (ich hoffe, es ist nicht zu platt umschrieben). Es gibt aktuell nur wenige Einzylinder mit mehr als 650ccm (es gab mal die DR800 mit 800ccm), aber das ist sicher viel Markt-Nachfrage und weniger Technik- bedingt.


    Die F ist thermisch stabil, die max. Drehzahl ist nicht überzogen hoch, KW-Lager und NW-Lager machen m.E. keine Probleme, bekommen also wohl ausreichend Öl -- ich denke, sie kann längere Etappen mit höherer Drehzahl schon ab. Wenn ich mal BAB fahren muss, und links mitziehen muss, um mal ein paar LKW oder Camper hinter mich zu bringen, fahre ich sie schonmal voll. Längere Etappen auch mal 140-150 km/h, aber weil das nicht lustig ist bummele ich bei freier Bahn dann auch mal wieder 120-130...
    Kann aber auch sein, dass ich bisher nur Glück hatte, und daher keinen Motorplatzer :biggrin::biggrin: Von Motordefekten hört man m.E. aber nur sehr ausnahmsweise. Ich bin da auch eher entspannt, geht was kaputt wirds eben repariert, worst case: Austauschmotor, machbar.


    Das ist natürlich nur eine, meine, Meinung im großen Universum, wer Mopped fährt ist erwachsen und muss selber entscheiden (und ist ganz bestimmt auch TOLERANT, oder?)


    Gruß,
    Marc

  • Ich find eher bei mir das Problem mehr als 140 zu fahren als an der Zenzi.
    Ist doch voll ungemütlich...

  • .... ich finde die Frage durchaus berechtigt, denn wenn man BAB fahren muss oder auch manch einer nur schnell zum Ziel möchte, verkürzt einem die höhere Geschwindigkeit natürlich die Zeit. Ob Sinn od. Unsinn, muss jeder für sich selbst entscheiden.


    Bei mir in der Anleitung für Bj 2000 steht, dass der Motor für eine Dauerbelastung mit 7000 umin ausgelegt ist. Höhere Drehzahlen nur kurzzeitig.
    Wieviel kmh den 7000 entsprechen weiß ich nicht.

  • Natürlich ist die Frage berechtigt und ich denke auch, das dauerhaft 6000 Touren kein Problem sein sollten, wenn der Motor schön warmgefahren ist. Der rote Bereich geht ja auch erst bei 7000 an

  • eure antworten umreißen das thema welches ich wissen will
    die hohen massen der kolben geschw. hab ich als stift ausrechnen müssen
    es ging mir darum mal mitzuschwimmen wenns sein muss oder ner gefahr durch hochdrehn zu entrinnen
    dank
    gut nacht
    bernd

  • Der Begriff stammt eher aus den 50er Jahren, als man damit warb, dass Motoren (in PKWs) Vollgasfest oder Autobahnfest seien. Geschichte.


    Die Bedienungsanleitung sagt: Höchstdrehzahl 7.500 U/min, Dauerdrehzahl 7.000 U/min. Das entsprecht für die Dauerdrehzahl 162,4km/h und somit der Höchstgeschwindigkeit bei Typprüfung: 163km/h. Für die meisten liegt das alles jedenfalls für längere Zeit jenseits der "Wohlfühlgeschwindigkeit" von IMO 140km/H. Ich bin zwar gestern auf der A352 mal für ein paar Minuten Tacho 170km/h gefahren aber das war nur weil so ein DKW A8 mich auf der Überholspur schon etwas bedrängt hat.


    Der Motor ist ein Kurzhuber mit Bohrung/Hub Verhältnis von 100/83mm. Das entspricht einer Kolbengeschwindigkeit von 19,36m/s bei 7000 U/min, 15m/s wären zwar schöner aber der Wert ist schon seit 40 Jahren Dank ordentlicher Öle und guter Ölkühlung der F nicht kritisch.

  • Nun besteht so ein Rotax-Motörchen aus deutlich weniger Teilen als ein U-Boot.....


    Es stimmt, im Prinzip hat ein Einzylinder recht große und vergleichsweise schwere Kolben, die hohe Drehzahlen wegen der Masse-Beschleunigung nicht so gut vertragen wie kleinere Kolben eines Mehrzylinders.
    Wenn der Kurbeltrieb, die Schmierung und Kühlung von Pleuellagern und Kolbenboden darauf ausgelegt sind, können auch große Kolben erstaunlich hohe Dauerdrehzahl vertragen.


    Was ist schon ein leichter Kolben eines Motorrad-Benzin-Motors...
    Mein Traktor hat einen 4-Zylinder-Direkteinspritzer-Dieselmotor mit fast 140 mm Hub und einem 100-mm-Kolben.
    DAS Ding hat aber eine gewaltig dicken Kolbenboden, denn darin liegt der kugelig geformte Brennraum.
    Der Traktormotor mit ca. 4,4 Liter Hubraum dreht max. 2500 U/min...
    .... und entwickelt dabei Kolbengeschwindigkeiten und Massekräfte, die sehr weit jenseits dessen liegen, was sich in so einem Rotax-Motor abspielt.
    Trotzdem halten solche Motoren bei halbwegs guter Pflege und vernünftiger Behandlung weit über 10.000 Betriebsstunden....


    Das ist noch deutlich steigerungsfähig, denn ein Rolls-Royce-Griffon-Flugmotor (V-12, 37 Liter Hubraum, bis zu 2450 PS) hatte Koben mit 152 mm Durchmesser und einen Hub von fast 168 mm, was ihn aber nicht daran hinderte, fröhliche 2.800 U/min zu drehen.


    Ich halte die Rotax-Motoren aller Fs für "vollgas-fest".
    Wenn ich meine Dakar jeden Morgen ca. 25 km auf der BAB fahre, liegt die Drehzahl zwischen 6.000 und 6500 U/min, das sind etwa 140-155, selten geht sie mal auf 6.700, also Tacho etwas über 160.
    Ich bin mir recht sicher, dass dies einem gut warm gefahrenen Rotax- Motor über viele zigtausend km rein gar nichts ausmacht......


    Nach meinen Beobachtungen über die Jahre machen hohe Drehzahlen im Rahmen des Vertretbaren einem Motor nichts aus.
    Die simple Formel "viel Drehzahl, viel Verschleiß" stimmt einfach nicht.
    Viel wichtiger sind andere Faktoren, z.B. Kurzstreckenbetrieb.
    Dieser ist sehr viel verschleißfördernder als hohe Drehzahlen bei warmen Motor.


    Ich hatte mal einen Renaut Clio mit einem 1,4 Liter-Vierzylinder Benzin-Motor.
    Das arme Motörchen habe ich über fast zwei Jahre fürchterlich gequält, weil ich mindestens einmal pro Woche ziemlich frisch verliebt so schnell wie möglich zu meiner Flamme von Bonn nach Frankfurt über die A3 wollte, und am nächsten Morgen retour....
    Die in dicken Mercedes und 7er BMW zwischen den Bankenplätzen Düsseldorf und Frankfurt über die A3 pendelnden Bänker haben sich oft gewundert, warum sie den roten französischen Floh im Rückspiegel kaum los wurden....
    Gefahren wurde das Auto aber nur auf mindestens 50 km, zumeist deutlich viel mehr pro Kaltstart.
    Mein Sohn ist das Auto unter sehr ähnlichen Bedingungen noch eine Weile gefahren, um es bei einem km-Stand von deutlich über 400.000 wegen massiver Rostprobleme auf den Schrott zu schmeißen.
    Am Motor ging einmal die Krümmerdichtung kaputt, sonst nur sehr regelmäßigen Ölwechsel, Kerzen und Filter.


    Fazit: den Rotax-Einzylinder sollte man nicht mit einer Royal Enfield Bullet aus Indien vergleichen.....

    Einmal editiert, zuletzt von Eifel-Dakar ()

  • Neben den Massekräften und -momenten die auf Kurbelwellenlager, Pleuel nebst -lager, Kolbenbolzen etc. wirken, die natürlich stark vom Hub und Kolbenform abhängen spielt vor allem die Kolbengeschwindigkeit eine große Rolle. Werte jenseits von 22m/sec führen dazu, dass die Molekülketten des Öls reißen die Zylinderlauffläche nicht mehr ausreichend geschmiert wird. Dem kann man natürlich durch mehr und kleinere Zylinder begegnen. Sollte aber nicht vergessen werden, dass die Innnenreibung an den zusätzlichen Laufflächen, Lagern und Ventiltrieb auch Leistung kosten.


    Ich habe mal einen Satzt Stationärmotoren (Klärwerk-BHKW) ausgebaut. Die hatten zwischen 80 und 100.000 Betriebsstunden. D.h. 10 Jahre Dauerbetrieb, aber natürlich vorgeheizt und vorgeschmiert. 500kW MAN.