Flexible Ölleitung zum schnellen Öffnen des Kupplungsdeckels

  • Hi,
    ich hab mir nun nach einigen Überlegungen und Fehlversuchen eine flexible Ölleitung gebastelt, damit man den Kupplungsdeckel schnell öffnen kann, ohne den Krümmer auszubauen und den Motor abzusenken.


    Am Anfang hatte ich mir vom Hydraulikservice eine Druckölleitung mit Ringnippel pressen lassen. Die verpresste Leitung musste vorne am Krümmer entlang geführt werden und mit Schlauchschellen fixiert werden. Irgendwie war die Leitung aber ziemlich steif und lies sich nur schwer fixieren, außerdem war sie mir gefährlich nahe am Krümmer, der doch recht heiß wird. Um die originale Stahlleitung schnell zu entfernen, habe ich diese im eingebauten Zustand zersägt. Dabei kam mir die Idee, den unteren Bogen dran zu lassen und den Rest einfach durch einen Schlauch zu ersetzen. Da ich noch ein paar übrige Schläuche und Schlauchklemmen übrig hatte, habe ich ein wenig rumprobiert.
    Ich habe nun den unteren Bogen vom original Stahlrohr am Motor drangelassen und den Rest ab dem Schalthebel durch einen Schlauch ersetzt.
    Bisher hält`s einwandfrei und ist dicht. Ich finde es auch optisch recht unauffällig, immerhin sind die Kühlerschläuche auch schwarz.


    Wer auch seine Ölleitung umbauen möchte, für den hab ich hier ein paar Daten und Bilder:
    Schlauch: Niederdruckhydraulikschlauch nach EN 854 DN12,5, Temperaturfest von -40°C bis +100°C kurzfristig +120°C, Innendurchmesser 12mm, Außendurchmesser 18mm, Mineralölbeständig, Benzinbeständig
    Schelle: 2-Ohr Klemmschelle 17-20mm 2 Stück für unten, 2-Ohr Klemmschelle 18-21mm 1 Stück für Öltank oben
    2 Stück neue Kupferdichtringe für die Hohlschraube unten mit Durchmesser >16mm


    Die Kosten belaufen sich auf ca 10€ plus neuem Öl.


    Zum Öffnen des Kupplungsdeckels muss nun nur noch die untere Hohlschraube aufgeschraubt werden und die Leitung zur Seite gedrückt werden. Auf der Leitung befindet sich kein Druck, es ist die Rücklaufleitung zum Öltank.
    Beim Zersägen empfiehlt es sich die untere Hohlschraube herauszudrehen, damit keine Späne durch die Leitung in den Motor fallen. Die Leitung anschließend mit Druckluft durchblasen und mit Bremsenreiniger durchspühlen.
    Vorsicht, beim Herausdrehen der Hohlschraube tritt Öl aus. Ebenso muss das Öl im Öltank oben abgelassen werden.


    Zeigt mal eure Bilder und Erfahrungen zu dieser Ölleitung,



    Gruß

  • Respekt vor der Umsetzung, schön gemacht! :thumbup:


    Nur eine Frage:
    Wie oft baust du denn den Deckel ab?

  • Ich hab auf meinen Touren immer schiss, dass die Wasserpumpe aufgibt. Deshalb habe ich den Reparatursatz und die Zahnräder auch immer in meinem Abwasserrohr vorne mit.
    Wenn es gute Werkstätte unterwegs gibt, ist das ja kein Problem, aber solche Dinge passieren oft dann, wenn man irgendwo in Albanien oder Kasachstan steckt.


    Und es erspart echt einiges an Zeit, Nerven und Werkzeug, wenn man den Deckel ohne Hindernisse lösen kann. Die Kupplung soll ja auch öfters müde werden, habe ich schon gehört ;D


    Ich finde die F650GS Single ist auch nicht wirklich reparaturfreundlich konstruiert, da ist die Twin um Welten besser... Aber genau deshalb gibts ja neue Modelle und Verbesserungen.

  • Aufgrund offener Fragen eines anderen Beitrags habe ich noch einige kleine Anmerkungen:


    Wenn man die Maschine auf die rechte Seite kippt (gegen Baum oder Wand lehnen mit Polster dazwischen), sollte beim Öffnen des Kupplungdeckels und beim Abschrauben der unteren Hohlschraube keine nennenswerte Mengen an Öl austreten. Das Motoröl muss also beim Öffnen des Seitendeckels später nicht zwangsläufig abgelassen werden. Sollte die Maschine gerade stehen, muss auch nur das Öl unten im Motor abgelassen werden, die Menge ist viel kleiner als beim normalen Ölwechsel (bei mir waren das etwa 200ml, die man in einer aufgeschnittenen 1l PET-Flasche sammeln kann und später oben wieder reinkippt), da die Hohlschraube etwas höher liegt als die normale Ölablassschraube unten am Motor. Das Öl im oberen Öltank bleibt im Tank, da die Rücklaufröhre im Öltank über dem Ölniveau im Tank liegt. Wenn nur an der Kupplung eine Reparatur vorgenommen wird, kann auch das Kühlmittel im System verbleiben, die Wasserpumpe wird dann komplett mit dem Seitendeckel entfernt, die Schläuche verbleiben allerdings am Gehäuse. Dieses Vorgehen ist allerdings nur für die Leute interessant, die den Deckel öfters öffnen müssen, um etwa an der Kupplung Veränderungen vorzunehmen. Beim Anschrauben der Hohlschraube empfieht es sich, zwei neue Kupferdichtringe (Durchmesser >16mm) zu verwenden. Ich habe die alten bei zwei Motorrädern wiederverwendet und es ist dicht (Anzugsmoment laut Rep.Handbuch 35Nm). Die Schlüsselweite der Hohlschraube ist SW22, ein entsprechender Schlüssel befindet sich leider nicht im Bordwerkzeug, ich habe das Bordwerkzeug deshalb um einen Rollgabelschlüssel ergänzt.


    Mein Gedanke des Umbaus war einfach der, damit ich unterwegs leicht und schnell, ohne große Hindernisse an die Wasserpumpe und Kupplung komme, da ich manchmal Touren in entlegende Gegenden ohne Werkstatt fahre und nicht viel Werkzeug mitschleppe. Den Wasserpumpenreparatursatz inklusive der zwei Kunststoffzahnräder habe ich immer dabei, eine defekte Kupplung kündigt sich in der Regel (nicht immer!) durch beginnendes Durchrutschen an, dementsprechend kann man noch vorsichtig ins nächste Dorf oder weiter fahren. Die Wasserpumpe und ihr Antrieb ist eine bekannte Schwachstelle. Zahnraddefekte der Pumpe treten meist plötzlich ohne Vorwahnrung auf, man kann damit auch nicht mehr weiterfahren da der Motor überhitzt. Der entsprechende Reparatursatz passt in jede Hemdtasche und ist relativ günstig.


    Ich hoffe nun alle offenen Fragen aus der Welt geschafft zu haben, die obere Schlauchklemme ist im Maß eine Nummer größer wie die zwei unteren, da oben der Stecknippel am Öltank so dick ist, dass die kleinen Schellen einfach nicht drüber passen. Man kann natürlich auch Spannbackenschellen verwenden, allerdings ist unten am Bogen der Platz sehr begrenzt. Ohrklemmen sind auch sehr sicher gegen Losvibrieren und gegen Spannkraftverlust. Die Ohrklemmen müssen so positioniert werden, dass die Spannohren nicht am Gehäuse vibrieren oder kratzen, durch Drehen der Schellen in die entsprechende Position lässt sich dies lösen (siehe Foto). Außerdem ist der Schlauch so zu verlegen, dass er nirgends an scharfe Kanten, Schrauben oder Graten reiben kann, was aber bei mir kein Problem war.


    Sollten noch weitere Fragen offen sein oder werden noch weitere Bilder oder Materialangaben benötigt, helfe ich gerne weiter.



    In diesem Sinne allezeit gute Fahrt,
    Gruß David

  • Ich habe beim Einbau meiner Rekluse-Kupplung auch eine flexible Ölleitung mit den Komponenten aus diesem Post eingebaut. Ich habe die originale starre Leitung ca. 4-5 Zentimeter nach dem ersten Knick abgesägt, siehe Bild. Dadurch hält die flexible (aber immer noch relativ steife) Ölleitung von sich einen Mindestabstand zum Krümmer ein. Der minimale Biegeradius der Ölleitung beträgt 90 mm.

    Der Vorteil ist, dass man den Kupplungsdeckel dann ohne Lösen der Ölleitung abnehmen kann. Dadurch spart man sich unterwegs den 22er Schlüssel und man muss das Öl nicht nachfüllen/wiederverwerten.


    f650.de/gallery/index.php?image/2603/


    Wenn der obere Öltank nicht abgelassen wird und man das Motorrad bei gelöster Ölleitung unten am Motor zu schief auf die Seite legt, läuft das Öl aus dem Öltank zurück in die Ölleitung und dann auf den Boden. Beim "auf die Seite legen" des Motorrads ist mir das beim ersten Versuch passiert, da die Steigleitung der Ölleitung dann nicht mehr über dem Ölspiegel im Tank ist.


    PS: Der Wasserpumpendeckel muss beim Zugriff auf die Kupplung nicht geöffnet werden, sondern es kann der komplette Deckel einfach hochgehangen werden. Ebenso kann man beim Öffnen des Wasserpumpendeckels die Wasserleitungen vorher mit einem Kabelbinder abknicken, dann läuft nur ganz wenig Kühlmittel aus dem unteren Bereich aus. Mein Kühlmittel sah noch aus und roch nach 13 Jahren wie neu.

  • PPS: Ich musste beide Plastikzahnräder der Wasserpumpe ersetzen. Die Zähne waren nach 70000 km schon zu mehr als 50% abgetragen. Die Wasserpumpe und deren Dichtungen sind bei mir noch die originalen.
    Ebenso ist die Papierdichtung des Kupplungsdeckels beim Ausbau zerbröselt und ich habe auch durch Unachtsamkeit beim ersten Wiedereinbau eine neue eingerissen. Ich habe die nächste Dichtung dann eingefettet montiert, das macht die Montage einfacher, da sie klebt und dadurch soll die Dichtung bei der nächsten Demontage wohl ganz bleiben. Die Dichtung kostet 18,50 + MWSt.

  • Der Innendurchmesser ist 1/2", also 12,7 mm. Der Schlauch geht über die Tülle oben am Öltank gerade so rüber. Unten am Motor hat das Alurohr einen Durchmesser von 12 mm. Mit den 2 Zweiohrklemmen ist es aber trotzdem komplett dicht. Der Außendurchmesser der Ölleitung muss nur zu den verwendeten Klemmen oder Schellen passen.

  • Hi,


    an der von mir "mitbetreuten" Dakar habe ich vor kurzem die Ölleitung durch einen Hydraulikschlauch ersetzt. Bestellt habe ich hier: https://www.hydraulikschlauch2…chlauch:::71_370_402.html

    Dabei habe ich den DN10 genommen. Das eine Ende hat gleich so einen 16mm-Ringnippel bekommen und das andere Ende habe ich offen gelassen. Passte mit etwas Nachdruck über den Öltankstutzen.

    Leider funktionierte genau bei dem verlinkten Schlauchtyp der Onlinekonfigurator nicht und so habe ich einfach ein Mail geschrieben. Die Bearbeitung war aber trotzdem flott und korrekt.

    Durch die kaum vermeidbare Nähe des Schlauchs zum Krümmer habe ich den vorderen Bereich (des Krümmers) noch mit Auspuffband umwickelt, sicherheitshalber.


    LG

    Jörg

  • Wenn noch jemand eine fertige Leitung sucht: Komatias aus dem UK-Forum hat Stand gestern abend noch zwei allerletzte Exemplare und wird sie nicht mehr nachfertigen. Im Shop sind sie offiziell ausverkauft; schreibt ihn über die Shop-Adresse an. Ich werde nicht umrüsten.

    Grüsse

    Chris

    Meine Beiträge geben meine private Meinung wieder ohne Anspruch auf sachliche Richtigkeit.

  • Die Linke zum Gruße!

    Meine 2000er F (67.500 km) hat nun auch nur 25.000 km seit dem Reparatursatz leichten Kühlwasserverlust und ich denke auch über die flexible Lösung nach.

    Wie sind die Langzeiterfahrungen mit den Schlauchlösungen? Probleme mit Dichtigkeit oder Hitze?


    VG

    pe650