Hinterrad-ABS überempfindlich? ?

  • Hallo Gemeinde!


    Ich hatte vorige Woche meinen Scarver zum Freundlichen gebracht, da mir die Bremsleistung der hinteren Bremse sehr dürftig erschien. Meine Vermutung war, dass sich im Bremskreislauf des Hinterrades eine gehörige Portion Luft gesammelt haben musste. Da über den letzten Wechsel der Bremsflüssigkeit vom Vorbesitzer keine wirklich verlässliche Auskunft zu bekommen war, sollte dieser Service das Problem aus der Welt schaffen.


    Nachdem ich die Symptomatik beim Annahme -Meister geschildert hatte, unternahm dieser eine kurze Probefahrt auf dem Hof und kam zu einem völlig anderen Ergebnis : nicht Luft im System führte zur geringen Wirkung der hinteren Bremse, sondern eine extrem frühzeitig einsetzende ABS-Regelung!


    Der Scarver blieb also wie geplant zum Flüssigkeitswechsel dort. Im gleichen Zug wollte man gleich den ABS-Sensor prüfen.


    Ergebnis nach einer Woche: Sensor ausgebaut, gereinigt, durchgemessen und mit den Referenzwerten eines extra bestellten und ebenfalls gemessenem neuen Sensor verglichen. Beide Sensoren lieferten identische Werte. Alles wieder eingebaut und Flüssigkeit im gesamten System gewechselt.


    Danach ausgiebige Probefahrt durch zwei Meister mit dem Ergebnis , dass das hintere ABS noch immer sehr, sehr früh anspricht.


    In der BMW Werkstatt kannte man dieses Phänomen bislang nicht. Da ganz neue Reifen ( Bridgestone BT30 EVO ) aufgezogen sind, vermutete man , dass diese evtl. aufgrund der recht weichen Gummimischung zum frühzeitigen ABS-Einsatz führen oder , dass der ABS-Modulator fehlerhaft arbeitet. Letzteres wurde allerdings als unwahrscheinlich eingestuft, da ein kaputter Modulator eigentlich nicht feinfühliger wird, sondern dann eigentlich überhaupt nicht arbeitet.


    Die Idee, zur Probe ein anderes Hinterrad mit anderem Reifen aufzustecken, scheiterte am Fehlen einer entsprechenden Maschine im BMW Fuhrpark der Kasseler Niederlassung.


    Da die CS grds. fahrbereit war, nahm ich die Maschine entsprechend mit. Das ABS arbeitet jedoch nach wie vor sehr "voreilig " am Hinterrad, also lange vor Erreichen der Blockiergrenze. Eine Besserung ist zwar durch den Werkstattaufenthalt spürbar, das Symptom aber nicht völlig verschwunden.


    Die Frage ist nun, ob dieses Phänomen schon bei anderen - evtl. auch nach Wechsel auf eine andere Bereifung - aufgetreten ist? ??



    VG


    Rüdiger

  • Du solltest hinten den ABS Ring mal überprüfen. Vielleicht wurde der mal getauscht gegen einen mit einer anderen Zahl Löcher oder es fehlen Zähne. Und ganz doof gefragt: es ist noch serienbereifung drauf ja? Also hinten 17 Zoll und vorne 19 bei GS oder 21 bei Dakar. Wenn der vorbesitzer da irgendwas getauscht haben sollte könnte das die Ursache sein. Auch der vordere ABS Sensor ist möglich, da das ABS auf einem Vergleich zwischen vorne und hinten entscheidet, ob es regelt, oder nicht.


    Und zu guter letzt: saßt du mal auf einer anderen F drauf und hast das da mal probiert? Unsere hintere Bremse ist recht schwach und fängt wirklich schnell an zu regeln.

  • Also die Größe der Räder hat sich nicht verändert. Es handelt sich ja um keine GS, sondern um die CS mit 17 " vorn und hinten.


    Ob der Ring hinten gewechselt wurde, kann ich nicht sagen. Da die Maschine zwei Vorbesitzer hatte, ist das immer schwierig nachvollziehbar. Kann man dies erkennen? Wieviel Zähne sollte er haben? Beschädigungen und "Zahnausfall" hätten die freundlichen sicherlich festgestellt, da ja die Prüfung und Fehlersuche am ABS beauftragt war.


    Einen anderen Scarver als meinen eigenen habe ich bisher nicht gefahren. Allerdings eine 06er 650 GS vom Kumpel. Die hat zwar vermutlich die gleiche Bremsanlage, jedoch deutlich schmalere Bereifung. Das ABS spricht dort auf jeden Fall später als bei meiner an.


    Gruß
    Rüdiger

  • Hallo Rüdiger,
    In Hinterradbremse ABS spinnt wurde ein ähnlicher Fall diskutiert, gibt es da vielleichjt Parallelen ?
    Außerdem gab es mal einen Beitrag, in dem ein Bremsausfall durch ein ungerechtgfertigtes Einfreifen des ABS beschrieben wurden, weil die Bremse das Rad so auf der Achse verschoben hatte, dass der Sensor kein Signal mehr abgreifen konnte und das ABS gedacht hatte, das Rad hätte blockiert. Da wäre die saubere Montage des Sensors zu prüfen, eine spielfreie Achse und ein beweglicher Bremssattel.


    Eckart

  • Hallo Rüdiger,


    das ist bei mir genauso !
    Wenn ich in Schrittgeschwindigkeit die Einfahrt zur Tiefgarage hinunter fahre
    und feste das Fussbremspedal betätige, greift auch das ABS ein.


    Im normalen Fahrbetrieb habe ich noch nicht erlebt dass das ABS eingreift.


    Ich gehe mal davon aus, dass dies normal ist.


    Christoph

    11.177 km seit Aug 2013
    Invent your life

  • Hi,


    darf ich mal, bewußt provokant, fragen: Was erwartest, was willst Du von der hinteren Bremse ?
    Ohne die Vordere hast Du ohnehin keine nennenswerte Bremsleistung.
    Ja, ich bin auch von der alten Schule und bremse immer mit beiden aber die Kontrolle über das Fahrzeug bzw. über die Gesamtbremskraft liegt doch vorne.
    Wenn es nur um "anhalten" geht kommst man nie in den Regelbereich. Bei einer Gefahrenbremsung sind dagegen beim Hinterrad ohnehin nur noch einzelne Prozente der Gesamtabbremsung verfügbar, da ist es entscheidender das Rad in Bewegung zu halten als es maximal abzubremsen.
    Wenn Du nur die hintere Bremse benutzt ist der Unterschied zum Vorderrad (was den Schlupf angeht) besonders schnell besonders groß und muß zum Eingreifen der Regelung führen.
    Bei gleichzeitiger Abbremsung vorne bis in den Regelbereich (oder kurz davor), wird die Regeung hinten später einsetzen (meine Theorie, ich habe keinen Einblick in die Regelungsstrategien) und eine größere Bremswirkung ermöglichen.


    Frank

  • Hallo Frank!


    Natürlich hast du Recht wenn du sagst, dass der Anteil des hinteren Rades an der Bremsleistung gering ist. Das "Problem" wäre mir auch gar nicht weiter aufgefallen, wenn ich nicht aus einer Laune heraus versucht hätte, im langsamen stop-and- go das Moped AUSSCHLIEßLICH mit der hinteren Bremse zum Stillstand zu bringen. Als dann die Bremswirkung nahezu Null war, kam ich schon etwas ins Schwitzen.


    Meine seelige 1100er SQ hatte damit kein Problem. Natürlich sind die Systeme nicht identisch und damit nur bedingt vergleichbar, dennoch sollte ein Anhalten bei niedriger Geschwindigkeit nur durch Betätigung der Hinterradbremse auch beim Scarver möglich sein.


    Nun, da ich weiß, dass ich solche Manöver lieber nicht machen sollte, bremse ich einfach wieder "ordentlich" und wie es sich gehört mit beiden Bremsen.


    Erstaunlich fand ich nur, dass beide Meister in Kassel diese übersensible ABS-Regelung in dieser Form nicht kannten. Um dies zu ergründen , haben sich die beiden dann auch wirklich Mühe gegeben. Das Resultat war letztlich hinnehmbar, zumal ja bekannt ist, dass die F's aufgrund geringem Gewicht auf der Hinterhand schon mal leicht in den Regelbereich geraten.


    Da Christoph ähnliches berichtet und ich ferner davon ausgehe, dass bei der Prüfung und Reinigung des Systems keine weiteren Mängel in der Werkstatt auffielen, werde ich die Sache zwar im Auge behalten , aber mir nicht mehr allzuviel Gedanken darüber machen.


    Vielen Dank für die schnellen Antworten auch an Christoph, Eckart und Mark!!


    DLzG


    Rüdiger



  • ... im langsamen stop-and- go das Moped AUSSCHLIEßLICH mit der hinteren Bremse zum Stillstand zu bringen.
    Als dann die Bremswirkung nahezu Null war, kam ich schon etwas ins Schwitzen.

    Das mache ich z.B. auch wenn ich an eine rote Ampel fahre (quasi ausrolle), schon vorher in den Leerlauf schalte und dann aus vielleicht 40 km/h
    nur mit der Hinterradbremse gut zum stehen komme.
    Bremswirkung ist da schon vorhanden und auch spürbar !

    11.177 km seit Aug 2013
    Invent your life

  • Hi Rüdiger,
    du schreibst genau wie ich es auch sehe.
    Ich finde die Rüttelplatte bremst hinten schwach bzw. fängt sofort das hopsen an. Wahrscheinlich mußt du dich daran gewöhnen und vergessen was du vorher für Mopeds gefahren bist. Ich versuchs auch gerade :wink:

  • Naja. Ich Bremse an Ampeln auch normalerweise mit hinten. Das sollte schon gehen. Also irgendein Wurm muss da noch drin sein. Kann dir aber gerade auch nicht sagen, welcher.
    Da an der CS ein Räderwechsel unüblich ist würde ich den Fall ABS Sensorring jetzt mal als arg unwahrscheinlich abstempeln. Kontakt zu den vorbesitzern hast du nicht zufällig oder? Vlt wurde mal das für's ABS verantwortliche Steuergerät getauscht gegen eins von der GS? Ist aber auch eigentlich unwahrscheinlich. Sorry bin grad auch etwas ratlos. Kenn aber auch die CS nicht. Eventuell hat BMW da auch überall das gleiche STG eingebaut (CS, GS, Dakar) aber aufgrund der unterschiedlichen Radgrößen vorne kommen damit komplett unterschiedliche Regelbereiche zusammen. An meiner Dakar z. B. lässt das ABS hinten sogar ein bisschen blockieren zu, was auf Schotter und Sand praktisch ist (wenn man vergessen hat, das aus zu machen).

    Alex

    Einmal editiert, zuletzt von bwm ()

  • Hallo Rüdiger,
    So, ich habe nochmal gesucht:

    Außerdem gab es mal einen Beitrag, in dem ein Bremsausfall durch ein ungerechtgfertigtes Einfreifen des ABS beschrieben wurden, weil die Bremse das Rad so auf der Achse verschoben hatte, dass der Sensor kein Signal mehr abgreifen konnte und das ABS gedacht hatte, das Rad hätte blockiert.

    Dieser Beitrag könnte es gewesen sein - betrifft auch eine CS:
    Tacho und ABS Ausfall


    Eckart

  • hallo,


    Ist bei meiner CS auch, wenn man etwas stärker hinten bremst greift das ABS und wenn der Untergrund noch was wellig ist noch schneller und das bei moderaten Geschwindigkeiten so um 30KM/h.


    Oliver

  • Dieser Beitrag könnte es gewesen sein - betrifft auch eine CS:
    Tacho und ABS Ausfall


    Eckart

    Hallo Eckart!


    Ich habe den Thread gerade noch mal durchgelesen. Die Sache mit den entstehenden Spänen war dem BMW-Meister offenbar bekannt, da dies seine erste Vermutung für die übereilige Regelung des ABS gewesen war. Deshalb auch der erste Lösungsansatz mit Ausbau und Reinigung des Sensors. Diese Arbeit war aber dann ohne Befund. Lediglich Schmutz und Dreck in normalem Umfang.


    Interessant finde ich beim Lesen der geposteten Antworten hier, dass es doch eine erhebliche Streuung in der Wirkung der hinteren Bremse des Scarvers zu geben scheint: während die Einen das Phänomen überhaupt nicht kennen und einen Defekt vermuten, wird von Anderen das übereifrige Regeln als CS -typisch und völlig normal eingestuft. So ähnlich gingen auch die Meinungen der beiden konsultierten BMW Meister auseinander. Vllt. ist dabei doch deren Vermutung zutreffend, dass die neuen Reifen den Ausschlag für diese Symptomatik liefern. Mit den zuvor montierten, uralten Holzreifen hatte ich nämlich nichts davon bemerkt. Allerdings waren die Ausfahrten mit diesen im Januar auch temperaturbedingt sehr kurz bei vorsichtiger Fahrweise.


    Außer weiterer Beobachtung scheint also nicht viel anderes übrig zu bleiben!?


    Sobald der momentane Wintereinbruch durch ist, werde ich die Sache weiter austesten :g:


    DLzG


    Rüdiger

    Einmal editiert, zuletzt von Eckart () aus folgendem Grund: Zitatklammern berichtigt -- Eckart

  • Wenn du neue Reifen aufziehst sollte sich die Gripsituation verbessern. Ergo sollte das Hinterrad mehr Bremskraft übertragen können, bevor es blockiert. Wenn dein Problem also wirklich auf die neuen Reifen zurück zu führen ist würde ich die schleunigst gegen die alten austauschen, die hatten dann nämlich offensichtlich mehr Grip als die neuen...

  • Wenn du neue Reifen aufziehst sollte sich die Gripsituation verbessern. Ergo sollte das Hinterrad mehr Bremskraft übertragen können, bevor es blockiert. Wenn dein Problem also wirklich auf die neuen Reifen zurück zu führen ist würde ich die schleunigst gegen die alten austauschen, die hatten dann nämlich offensichtlich mehr Grip als die neuen...

    Grundgedanke ist korrekt. Was der mechanic jedoch damit aussagen wollte war , dass die Neues zuerst vollständig angefahren und damit die Herstellungstrennschicht verloren haben sollten. Erst dann könne man dazu ein abschließendes Urteil fällen.

  • Das hab ich der Kürze halber weg gelassen. Natürlich müssen die neuen Reifen erst eingefahren werden. Dabei geht's nicht nur um ein abfahren möglicher Schichten aus dem Herstellungsprozess sondern auch thermisches "aktivieren" des Gummis. Sieht man schön an der Gummifarbe. Aber wenn er das ABS inzwischen so oft probiert hat sollte man meinen, dass ein paar Kilometerchen schon runter gefahren sind

  • Hallo!


    Ich habe heute - neben der besagten übereifrigen Regelung - eine weitere Auffälligkeit beim hinteren ABS festgestellt :
    Sowohl beim Schieben als auch beim Leerdrehen des Hinterrad im aufgebockten Zustand (Hauptständer) ist ein leichtes "Klackergeräusch" aus dem Bereich der hinteren Radbefestigung zu hören.


    Kann dies auf zu geringen Abstand des ABS-Sensors zum Zahnkranz, evtl. sogar Kontakt zu diesem, hinweisen?


    Oder evtl. ein Defekt des Radlagers (Prüfungsmöglichkeit?)?


    Oder ist dieses Knack-Geräusch vllt. sogar normal bei dem Scarver-Riemenantrieb? Bisher habe ich nicht darauf geachtet, bin allerdings mittlerweile etwas sensibilisiert!?


    Vllt. kann mal jemand einen Test unter gleichen Bedingungen bei seiner CS machen und anschließend berichten?!


    VG


    Rüdiger

  • Hallo!
    Da du das Rad frei drehen kannst, nehme ich an, daß deine Scarver einen Hauptständer hat. Das ist schon mal gut! Ich würde zuerst mal den Riemen von der Innenseite her inspizieren, ob sich Steinchen eingedrückt haben. Wenn ja, vorsichtig heraushebeln und Riemen künftig beobachten. Wegen dem Radlager würde ich das Hinterrad oben und unten packen und versuchen, es zu "verkanten". Hier darf kein Spiel spürbar sein. Auffälliges Knacken, aber kein Spiel könnte die Vorstufe eines Defektes sein. Hier würde ich als fast-alles-Schrauber mich nicht unbedingt selbst an einen Austausch wagen. Lieber zum Freundlichen gehen! Der Riemen kann je nach Verschmutzung auch Geräusche machen, aber eher ein Quietschen.
    Gruß Joachim

  • servus


    " thermisches Aktivieren des Gummis" und ich dachte ich kenn schon alles.....???!!!! muss ich gleich mal probieren nächste woche ,meine neuen sind nämlich noch inaktiv....Falk

    Wer vor der Wahl etwas verspricht darf sich nicht wundern wenn WIR uns verwählen!

  • Hallo!


    Vllt. kann mal jemand einen Test unter gleichen Bedingungen bei seiner CS machen und anschließend berichten?!

    Habe ich gerade gemacht ( ich habe auch einen Hauptständer).
    Bis auf die ganz leisen Schleifgeräusche der Beläge an der Bremsscheibe habe ich nichts gehört.
    Habe auch noch gestartet und im 1. Gang bei Standgas drehen lassen, nichts.


    Gruss
    Christoph

    11.177 km seit Aug 2013
    Invent your life