Beobachtungen beim Ausbau der Schwinge

  • Es scheint mir, als wären gerade Schwingen-Wochen hier im Forum (@DakarBDG flyingQ :wave: ), deshalb möchte ich auch mal meine Beobachtungen dokumentieren.
    Mein Kälbchen hat mittlerweile ca. 48500 km drauf und den letzten Kettenwechsel hab ich bei knapp 32000 km gemacht, allerdings ohne die Schwinge auszubauen. Da ich nicht weiß, wie es der Vorbesitzer damit gehalten hat und sensibilisiert von den ganzen Schauerbildern hier im Forum wollte ich dieses mal den Kettenwechsel samt Schwingenausbau durchführen.
    Der Ausbau ging relativ unproblematisch. Die Schwingenachse konnte mit dem Hammer überzeugt werden und die restlichen Schrauben waren kein Problem. Die Schwingenlager waren zwar "fest", was zu Abdrücken auf der Hülse geführt hat (die hat sich wohl im Lager gedreht), und ich fand ein weißes Pulver im Lager (sowas kenne ich eigentlich nur, wenn sich das Alu am Landy zersetzt), aber nach einer gründlichen Reinigung zeigte sich, dass die Lager selbst noch absolut i.O. sind. Also frisch gefettet und neue Dichtungen drauf. Diese sind im Gegensatz zu den Dichtungen des Umlenkhebels etc. nur aus Schaumstoff und man muss aufpassen, dass sie sich nicht verdrehen, wenn man die Hülse einschieb. Alles in allem etwas Frickelei, aber gut machbar.





    Vorsorglich hatte ich schon sämtliche Dichtungen geordert und das richtige Fett besorgt, so dass ich sämtliche Lager - einschließlich derer ohne Lagerkäfig - zuerst gesäubert und dann geschmiert habe.
    Die Lager ohne Käfig haben jeweils 31 Nadeln, die aus dem Lager fallen (können - je nach verbliebenem Fett), sobald man die Hülse herausnimmt. Wenn man das weiß, ist es unproblematisch - danke an der Stelle ans Forum, sonst wär ich auch drauf reingefallen :victory:
    Einsetzen der Nadeln geht ganz easy, wenn man die Nadeln mit den fettumhüllten Finger aufnimmt und ins Lager setzt. Mit Fett bleiben die an Ort und Stelle.




    An der Stelle ein Tipp, für alle Schrauber, die sich mit dem Laptop bewaffnet in die Garage begeben... Frischhaltefolie hält die Tastatur auch bei den ärgsten Fettorgien sauber. Sogar der Fingerscansensor hat funktioniert! :thumbsup2: Nur die Lüfterschlitze bitte freihalten und nicht aus Versehen zuklappen, sonst wird der Bildschirm unscharf....



    Nachdem die Schwingenlager ja i.O. waren, hab ich dann noch zwei Entdeckungen am Umlenkhebel gemacht. Hier waren zwar alle Lager noch gut geschmiert und gängig, allerdings fand sich in einem Lager der Stützstreben folgende, doch sehr angegriffene Hülse



    In Ermangelung einer Ersatzhülse hab ich die wieder eingabaut, allerdings verdreht zu vorher. Generell ist das große Problem an sämtlichen Schwingenlagern ja, dass sie sich nur ein paar Winkelgrad bewegen und nicht komplett drehen. Daher wird irgendwann die Schmierung schlechter und es werden außerdem immer die selben Rollen / Nadeln belastet.
    Auch sehr belastet wurde wohl mal der Umlenkhebel selbst,da er an der Stelle, wo er am Rahmen verschraubt ist, deutliche Kampfspuren hat. Am Rahmen selbst hab ich keine Spuren gesehen - ist aber auch Stahl. Ich weiß jetzt nicht, ob das von einem einmaligen, sehr kraftvollen Ereignis herrührt, oder ob da evtl. ein Schiefstand Schuld haben könnte. Ist einem von Euch sowas schon mal aufgefallen? Er ist an der linken Seite abgenutzt.





    Nun gut, da das auch verschmerzbar ist und alle Lager neu gefettet waren hab ich noch schnell den Federbeinschutz angebaut, der schon über ein Jahr im Keller lag



    Und weil es gerade lief, alle Hebel eingebaut, mit Drehmoment festgezogen und die Schwinge wieder rein. Was kommt danach? Richtig, Ritzel und Kett.......äh......Moment................ist ne Endloskette...... :bangin: :crying: Also Schwinge wieder raus.... :rant1:
    Beim zweiten Mal gehts dann schon schneller, wegen der Übung. Am Ende war auch alles wieder schön sauber und meine Dagmar hat sich über ne goldene Kette gefreut.
    Einzig bei der Bremsleitung bin ich noch etwas unsicher, dazu gibt es hier mehr .


    Wie sehen Eure Einschätzungen und Vermutungen zu dem einseitig abgenutzten Umlenkhebel aus? Der sollte doch eigentlich durch die breitere Lagerhülse gar keinen Kontakt zum Rahmen haben, geschweige denn abgeschliffen werden.


    Gruß
    Karsten

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  • Wie sehen Eure Einschätzungen und Vermutungen zu dem einseitig abgenutzten Umlenkhebel aus? Der sollte doch eigentlich durch die breitere Lagerhülse gar keinen Kontakt zum Rahmen haben, geschweige denn abgeschliffen werden.

    ist zwar schon ein Jahr her, aber bei meiner Dakar sah es gleich aus.


    Also wenn ich mich richtig erinnere, sind alle Lager Nadellager mit zylindrischen Innenringen. Dadurch das es nur zylindrische Innenringe sind, gibt es keine Fixierung in axialer Richtung.
    Der Innenring ist fest verschraubt, aber das Nadellager + Umlenkhebel kann sehr leicht axial verschoben werden. Ist die Verschiebung so groß, das der Hebel streift, ergibt sich genau das, was man auf dem Bild sieht.
    Also so wie das konstruiert ist, ist nichts anderes zu Erwarten. Eine einfache Lösung die funktioniert.

  • Stimmt, die Lager haben alle keine axiale Führung. Von daher ist das absolut plausibel, dass sich der Hebel drumherum etwas verschiebt. Klingt logisch.
    Wobei: gerade bei der fehlenden Axialkraftaufnahme wundert es mich, dass der Hebel so lange so fest scheuert, bis er ne Delle von nem Millimeter hat, anstatt dass er im Lager nachgibt und sich etwas verschiebt. Gut, die Lager sind auch nicht immer leichtgängig, das kann also schon sein. Und wenn es bei Dir auch so aussieht, dann tu ich das mal als konstruktionsbedingt ab ;)
    Danke für die Rückmeldung!


    Gruß
    Karsten

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  • Hallo, Andreas,


    na klar kann ich Dir das sagen:


    Die Nadellager ohne Käfig sitzen beide im Umlenkhebel. Das eine auf der Rahmenseite, das andere nimmt die untere Befestigung des Federbeins auf. Das Lager am Rahmen sind im Grunde 2, d.h., es liegen zwei Reihen Nadeln nebeneinander, insgesamt sind da also 62 Nadeln drin.


    Gruß
    Karsten

  • Servus Karsten,


    du hast hier sehr schön mit guten Fotos dokumentiert, wie das mit der Schwingenlagerung aussieht. Als ich dieses Jahr diese Reparatur erledigte, hatte ich gar keine Hand frei um Fotos zu machen.
    Allerdings hab ich die Lager nur gereinigt und neu gefettet. Die Lager und Buchsen waren noch ok und auch keine eingelaufenen Lager, wie bei dir.
    Was mich noch interessieren würde: was musstest du für alle Teile bezahlen?


    Wünsche eine unfallfreie Fahrt und gutes Wetter zum Biken.


    Rolf

  • Boah, ich hatte ne ganz ordentliche Rechnung, allerdings wa da mehr drauf als nur die Schwingenteile. Müsste ich jetzt auseinanderklamüsern.
    Mal eben im Online-Shop geschaut: bei Leebmann kosten die Dichtungen (14 Stk) + 2 Plastikanlaufscheiben + eine zu ersetzende Mutter um die 50 EUR. Ist schon ordentlich Geld. Mit Sicherheit bekommt man die Dichtungsringe auch günstiger, sofern das Normgrößen sind. Ich hab's trotzdem beim Leebmann gekauft, weil es schnell gehen sollte und dort gleich die richtige Anzahl geliefert wird. Zudem muss man ja nicht unbedingt die Gummidichtungen austauschen, wenn die noch gut sind. Bei den Schaumstoffdichtungen der Schwinge empfehle ich es aber.


    Gruß
    Karsten

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  • Ich möchte an der Stelle mal die Aufmerksamkeit auf meine Anleitung im F-Wissen und das gerade eben erstellte Update lenken.
    Da stehen benötigte Teile mit BMW Bestellnummer und Preis, benötigte Werkzeuge und Verbrauchsmaterialien und eine Anleitung mit Stolperfallen drin ;)


    Die Schaumstoff-Dichtringe würde ich wenn man eh schon mal dran is gegen richtige Gummilippendichtringe tauschen