Zeitwertgerechte Federbeinreparatur - überholen? YSS? Wilbers ecoline?

  • Wo wäre da mein Denkfehler?

    Das weiß ich nicht - kann ja auch ein Denkfehler bei mir sein! :smile:

    Den Kolben im Verstellrad muss man immer per Hand zurückdrücken wenn Öl fehlt.
    Wenn der Koben am Federbein selbst hängt (und bei dem Zustand deines Federbeines nicht unwahrscheinlich), dann kann man weniger Öl nachfüllen, da mehr im Kolben des Handrades verbleibt.

    Wenn da kein Luftpolster sein soll (und das würde wirklich keinen Sinn machen), dann kann man da nichts überfüllen. Man kann bestenfalls zu wenig nachfüllen, weil durch den verklemmten Kolben nicht das gesamte Volumen freigegeben wird.

  • Wenn der Koben am Federbein selbst hängt (und bei dem Zustand deines Federbeines nicht unwahrscheinlich), dann kann man weniger Öl nachfüllen, da mehr im Kolben des Handrades verbleibt.

    Dein Effekt würde eintreten, wenn der Kolben beim Spannen verklemmt.


    Ich denke, bei mir war das genau umkehrt:

    Der Nehmerkolben hängt beim zurückdrehen, d. h. die Federkraft reicht nicht, die Verklemmung zu überwinden, bzw. verstärkt die vermutete Verkantung in die gleiche Richtung.

    Also bleibt Öl im Nehmerkolben, im Handrad-Geberkolben ist weniger Öl.

    Der Geberkolben wird aber mit der Schaschlikstabprozedur komplett zurück gedrückt und damit mit vollem Soll-Volumen befüllt.

    Somit haben wir dann zu viel Öl im System.

    zwei plus zwei ist vier. Alles übrige ergibt sich von selbst (George Orwell)

    :dwarf: - :bikebayern:

  • Den dürftest du gar nicht so weit zurück ziehen können weil wenn der Nehmerkolben klemmt dann würdest du dir ein Vakuum im System ziehen. Dann würden sich aber die Gummischläuche unter dem Unterdruck zusammen ziehen. Außerdem müsste beim Öffnen zum nachfüllen (der Anschluss dürfte sich dann auch eigentlich nicht oder nur sehr schwer öffnen lassen weil Unterdruck) müsste deutlich hörbar Luft rein zischen. Oder hab ich da jetzt einen Denkfehler?

    Alex

    Einmal editiert, zuletzt von bwm ()

  • Es ist wohl so, daß die Schraube vom Handrad zwar beim Eindrehen auf den Kolben drückt, aber nicht beim zurück drehen daran zieht.

    Deswegen ja der Schaschlikstab in der Nachfüllprozedur, um den Kolben nachzudrücken.

    Man sieht das auch, wenn man beim Zurück drehen in den Anschluss am Geberkolben blickt.

    Ich hab' zwar den Geber nicht zerlegt, es könnte also auch ein Schaden in meinem System sein.

    Aber eine Lagerung auf Zug kostet Aufwand, Platz und Gewicht und ergibt im funktionierenden Systen imho keinen Sinn.


    Und selbst wenn es so wäre:

    Hydrauliksysteme sind für ~ 100e bar ausgelegt, dagegen sind - 1 bar Vakuum ein Klacks.

    Das zieht keinen stahlarmierten Schlauch zusammen, und ich glaub' Du müßtest schon verdammt gut hin hören, damit Du die paar Milliliter beim Öffnen zischen hörst.

    Hast Du schon mal Saugleitungen in Dieselsystemen entlüftet?

    Die Ringschraube hat 8mm Druchmesser, ca 0,5 cm², also ein halbes Kilo Sog bei Vollvakuum.

    Das willst Du von verklebten Kupferringen unterscheiden können?

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    :dwarf: - :bikebayern:

  • Huch, die Ernte ging heuer irgendwie schneller als sonst.

    Keine Zeit, dazwischen das Moped zusammen zu bauen oder gar das Ergebnis zu posten.

    Und wenns dann läuft, dann muß man schließlich erst mal :crosser: - :sorry:


    Also Fazit:

    Alles lief gut.

    Gefühlte 1500 km mit dem reparierten Federbein (resp. kpl überholtem Hinterteil) ohne Probleme.

    OK, die erste Testfahrt gabs noch etwas Nachfedern beim Sprung über Bahnübergänge :tongue2: etc

    Aber dafür hab' ich ja beim sauber machen die Schraube mit der Dämpfereinstellung gefunden.

    Etwas nachgestellt, und jetzt fühlt sich das Teil wieder an wie es soll.


    Hier noch ein Foto von der vermuteten Ursache der Scharten im Verstellkolben:


    IMG_20180724_114158_50.jpg


    Ich denke, daß sich das scharfkantige Ende der Feder auf der inneren Zylinderfläche verkantet hat.

    Ich hab's also zur Montage etwas abgerundet - leider kein Foto davon.


    Zum Zusammenbau'n hab' ich mir noch einen Federspanner gebastelt:


    IMG_20180814_182411_50.jpg


    Die Feder wird von M12-Schrauben gehalten, die in Muttern stecken, die höhenversetzt auf einen viereckigen Rahmen geschweißt sind.

    Was passendes rundes habe ich leider nicht in meiner Kiste gefunden.

    Gespannt wird das Ganze mit einer M16-Gewindestange.

    Klappt astrein.


    Zur Demontage hatte ich mir vom Nachbarn PKW-Federspanner ausgeliehen.

    Die hatten aber zu große Haken, die sich innen am Dämpfergehäuse verhakten.

    Die Spanngurt-Kamikaze-Version von Crossroadz war mir dann doch etwas heikel.

    Auf der Feder sind mindestens 1000 kg Druck drauf. In meinem Alter weiß man, was Zähne kosten....

    zwei plus zwei ist vier. Alles übrige ergibt sich von selbst (George Orwell)

    :dwarf: - :bikebayern:

  • Was hat mich die Aktion jetzt gekostet?

    • K-Tech Reparaturkit SHOWA 46/14 (2x) 53,70 €, also 27 € für ein Bike
    • 17,40 € für 1 L Silikolene Gabelöl 2,5W, reicht für 2 Bikes, also anteilig 9 €
    • O-Ringe, Nadelhülsen und Wedis für die Schwinge bei HUG für 2 Bikes 150,17, also anteilig 75 €
    • Kugellager und Wedis für die Radlager 36,67 € (HUG, lag schon da, extra Versand hätte man sich sparen können) -> 31 €
    • 63 € bei Leebmann für 4 verschlissene Lagerbuchsen

    Summa summarum 205 € Material, davon aber nur 36 € für das Federbein.

    Also definitiv deutlich billiger als vergleichbare oder auch einfachere neue Beine.

    Und in Relation zu anderen häufigeren Verschleissteilen (Reifen, Bremsen etc) auch noch im Rahmen.


    Arbeitszeit darf man natürlich nicht rechnen, gefühlt waren es schon ein paar Tage.

    Aber mit etwas Ubung dürfte es in einem guten Tag zu machen sein.

    Die Durchlaufzeit war mit Meniskus-OP und Getreiernte, die mehr oder weniger ungeplant dazwischen kamen, natürlich deutlich höher, als wenn ich es in einer Werkstatt hätte machen lassen.

    Aber ich wollte ja mein Moped kennen lernen, und dazu hat es auf jeden Fall beigetragen.

    zwei plus zwei ist vier. Alles übrige ergibt sich von selbst (George Orwell)

    :dwarf: - :bikebayern:

  • Arbeitszeit darf man natürlich nicht rechnen, gefühlt waren es schon ein paar Tage.

    Aber mit etwas Ubung dürfte es in einem guten Tag zu machen sein.

    Die Durchlaufzeit war mit Meniskus-OP und Getreiernte, die mehr oder weniger ungeplant dazwischen kamen, natürlich deutlich höher, als wenn ich es in einer Werkstatt hätte machen lassen.

    Aber ich wollte ja mein Moped kennen lernen, und dazu hat es auf jeden Fall beigetragen.

    Und man weiß ganz genau was man gemacht hat. Was einem die Werkstattrechnung zeigt, hat oft mit dem was getan wurde nur irgendwie theoretisch zu tun. Hinzu kommen noch die richtig groben Schnitzer von denen man immer mal wieder liest, wie z.B. Gaszug aussen um die Gabel usw. Wenn man sowas selbst fabriziert, weiß man wenigstens wem man kräftig in den Hintern treten kann ;)

  • Hinzu kommen noch die richtig groben Schnitzer

    ... und auch kleine aber nicht ungefährliche Schnitzer, wie "Kettenspanner nicht festgezogen".

    Ist mir jetzt schon zwei mal passiert.

    Einmal hat sich der lose Spanner dann um die Schraube gedreht und während der Fahrt gegen die Bremsscheibe verkeilt.=O

    Zum Glück ist das Zeug nur Alu, so daß das Rad nicht blockiert hat. und ich war langsam dran.


    Gute Werkstätten haben wochenlange Wartezeiten, sind weit weg und am Wochenende nicht erreichbar.

    Und wenn Du auf Tour bist, weißt Du gleich gar nicht, wo Du auf die Schnelle hin gehst.


    Ist mir jetzt aktuell bei einem anderen Schaden so gegangen:

    Der nächste "Freundliche" ist 50 km weg, kann erst am Abend das Fahrzeug abholen, am nächsten Tag Diagnose machen, und kann erst dann Teile ordern.

    Wenn Du Dir dann selber helfen kannst, dann bist Du halt doch oft schneller.


    Wenn ich mir die letzten drei Jahre so anseh:

    Mit zwei linken Händen wäre eine 20 Jahre alte F650, die auf die 100 Tkm zu geht, schlichtweg nicht mehr rentabel zu fahren.

    Vom Geld nicht, und auch nicht von der Zeit - ich würde wohl die meiste Zeit mit Warten auf die Werkstatt verbringen.


    Und wenn Du Deine Mühle kennst, dann kannst Du auch nahende Schäden viel eher identifizieren, eingreifen, bevor Schäden schlimmer werden oder vor einer Tour schon mal prophylaktisch reparieren.

    Nach der eigenhändigen Überholung von Rad- und Schwingenlagerung kann ich auch das Thema "Salz und Winter" ein Stück besser einschätzen.

    Wintertouring - Tricks, Erfahrung, Streusalz?


    Ja, ich glaube, die gewonnene Erfahrung macht das "selber Machen" auch von der Zeitbilanz her wieder rentabel. :thumbsup2:

    zwei plus zwei ist vier. Alles übrige ergibt sich von selbst (George Orwell)

    :dwarf: - :bikebayern:

  • Ich hatte mich Anfang des Jahres ganz bewusst für ein Motorrad entschieden das eine Technik hat, die ein viertel Jahrhundert alt ist. Zum einen kann man noch wirklich selber schrauben, zum andern sind sie vom Preis her einfach attraktiv. Natürlich besteht die Gefahr das man sich eine elende Bastelbude anschafft aber solange das nicht zu einer Dauerbaustelle wird, lohnt sich auch ein nicht so ganz perfekt gepflegtes Model. Ich hatte meine ohne TÜV für 800€ bei 74000Km gekauft und etwa 500€ an Teilen investiert wobei da auch einige Teile bei sind, die der Verbesserung oder der Optik dienen und nicht nötig gewesen wären.

    So habe ich nun für 1300€ ein Motorrad das technisch ok ist und mir optisch fast gut gefällt. Ich möchte nicht wissen was ich dafür an Werkstattkosten zusätzlich hätten hinlegen müssen.