Gabelventile/Emulators/Intiminators für Gabel

  • Ich habe mir jetzt solche Gabelventile gekauft. Hier sind die Informationen, die ich dazu zusammengetragen habe:

    Prinzip

    Eine moderne Gabel enthält Ventile mit Shims, welche die Strömungsöffnungen für das Öl unterschiedlich weit öffnet, je nachdem ob die Gabel schnell oder langsam komprimiert wird. Mehr darüber kann man hier lesen. Das nennt man Kartuschengabel/Cartrige Fork. Bei schnellen Bewegungen muss das Ventil mehr öffnen (wenig Dämpfung, Gabel kann relativ frei einfedern), damit z.B. Schlaglöcher und Bodenwellen geschluckt werden, bei langsamen Bewegungen nur wenig, damit beim Bremsen die Gabel nicht zu fest einfedert (grosse Dämpfung).


    BMW hat bei der F 650/F 650 GS (Dakar)/G650 GS billige Gabeln ohne Kartusche verbaut. Aus diesem Grund sind die Ölöffnungen in der Kolbenstange ein Kompromiss, beim Bremsen federt die Gabel zu viel ein, bei schnellem Überfahren von Schlaglöchern/Bodenwellen zu wenig. Gegen das Einfedern beim Bremsen kann man steifere Federn oder dickflüssigeres Gabelöl nehmen, was aber dem Komfort bei Fahrbahnunebenheiten abträglich ist. Moderne Gabeln mit Kartusche haben laut f650gs.crossroadz.com.au weichere Federn als solche ohne, da anscheinend die richtige Dämpfungsregelung härtere Federn überflüssig macht.


    Da man in der Schweiz die Gabeln eines Motorrades nicht legal preiswert ändern kann (die Abnahme mit Fahrdynamikmessungen kostet anscheinend mehrere Tausend Franken), kann ich nicht einfach wie bei Crossroadz beschrieben z.B. eine alte Yahmaha YZ-Gabel einbauen.


    Für Gabeln ohne Kartusche wurden Gabelventile erfunden, die diese Funktion nachzurüsten. Diese setzt man auf die Kolbenstange und unter die Feder. Damit strömt das Öl immer durch das Gabelventil. Wenn die Öffnungen der Kolbenstange aber nicht verändert werden, kann die Dämpfung für schnelles Fahren über Bodenunebenheiten nicht reduziert werden. Deshalb muss zur Montage die Gabel auseinandergebaut werden und es müssen zusätzliche Ölöffnungen in die Kolbenstange gebohrt werden. Das Bohren ist z.B. für die Racetech-Emulatoren notwendig. Alternativ kann das Gabelventil für ein viel dünnflüssigeres Öl ausgelegt werden. Ricor-Intiminatoren sind von diesem Typ. Teilweise liest man, dass die günstigen YSS-Gabelventile auch ohne Bohren verwendet werden können, was ich aber nicht glaube, da YSS für die F 650 GS 15W-Gabelöl empfiehlt.


    Bestellung

    Da ich nicht Bohren wollte, habe ich die Ricor-Intiminatoren bestellt. Diese Kosten ca. 200 USD, es gab aber einen Corona-Rabatt von 50 USD. Meine Bestellung wurde innerhalb von 2 Tagen versendet.


    Ricor hat die Intiminatoren für Amsoil Shock Therapy Suspension Fluid #5 Light ausgelegt. Wie man im Datenblatt auf der Amsoil-Webseite nachlesen kann, beträgt die Viskosität bei 40 Grad Celsius 15.9 cSt. Wenn man ein anderes Öl verwendet, sollte man diese cSt-Angabe vergleichen, die "W"-Angaben bedeuten bei Gabelöl bei jedem Hersteller etwas anderes (Motul 2.5W und nicht 5W hat z.B. eine ähnliche Viskosität wie das empfohlene Amsoil). Das Amsoil-Öl kann man in Deutschland z.B. bei ato24.de bestellen.


    Ich habe die Bestellung über myus.com per Fedex in die Schweiz schicken lassen, da aufgrund von Corona die normale Post international manchmal sehr langsam ist. Da myus.com für das Weiterleiten zwei Wochen gebraucht hat, wurde mir als Entschädigung 20 USD gutgeschrieben und so habe ich total nur ca. 20 USD Versand gezahlt.


    Einbau

    Der Einbau entspricht einem normalen Ölwechsel. Bevor man irgend etwas auseinander baut, sollte man prüfen, ob die werksmässige Gabelvorspannung für das eigene Gewicht richtig ist (Negativfederweg ca. 1/3, siehe z.B. hier), da man diese beim Umbauen ändern kann. Ich war mit der Standard-Vorspannung zufrieden.


    Ich habe die Gabel ausgebaut, was aber nicht unbedingt notwendig ist. Die Gabelholme sind bei der Dakar mit einem Schraubverschluss verschlossen. Ganz einfach lassen sich diese auch im ausgebauten Zustand mit einem billigen Elektro-Schlagschrauber lösen, dabei muss man beachten, dass diese Schraubdeckel unter Federspannung stehen.


    Das alte Öl habe ich nach Anleitung abgelassen und über Nacht austropfen lassen.


    Zuerst sollte man prüfen, ob der Kolbenring um den Intiminator den richtigen Durchmesser hat. Die Standrohre der F 650 (GS) / G 650 GS haben einen Innendurchmesser von ca. 35 mm, die der Dakar und Sertao 34 mm. Wenn man den Kolbenring der Dakar bei der normalen F 650 (GS) verwendet, kann das Öl am Intiminator vorbeiströmen. Bei der Bestellung muss man deshalb das richtige Modell angeben. Kolbenringe richtiger Grösse können auch bei günstig BMW als Kolbenstangen-Dichtungen bestellt werden (31422345384 oder 31427666228 für die normale GS, 31427660365 oder 31428521288 für die Dakar/Sertao).


    Ich habe je Holm 535 ml neues Amsoil-Öl aufgefüllt (550 ml ist für die Dakar empfohlen, Volumen Intiminator ca. 15 ml).


    Der Intiminator wurde mit der Feder durch das Öl nach unten gedrückt und dann zum Entlüften die Gabel ein paar Mal komprimiert und dekomprimiert.


    Die Vorspannung wird ja über die Distanzhülsen, welche auf den Federn sitzen, eingestellt. Da der untere Teil der Intiminatoren ca. 15 mm hoch ist, wird sich die Vorspannung dementsprechend erhöhen. Die Standard-Vorspannung war für mich richtig, deshalb habe ich die Distanzhülsen um ca. 15 mm mit einer Metallsäge gekürzt und mit Sandpapier entgratet. Wer verschiedene Vorspannungen ausprobieren will, kann dafür ein 1"-Rohr (Aussendurchmesser zwischen 33 und 34 mm) aus Metall oder dickwandigem Kunststoff kaufen und verschiedene Längen ausprobieren.


    Ich konnte die Intiminatoren gestern Abend erst ca. 10 min ausprobieren. Das Fahren über Fahrbahnunebenheiten ist jetzt tatsächlich komfortabler und die Gabel taucht beim Bremsen weniger ein. Ich muss noch mehr fahren um zu testen, ob sich die ca. 170 EUR wirklich gelohnt haben.

  • Leider ist die Kamera meines Handys zurzeit kaputt, weshalb ich keine Bilder machen konnte. Eine englische Einbaudokumentation für die Sertao mit Bilder findet man unter https://www.f650gs.crossroadz.com.au/ForkUpgrades.html "Intiminator Install pdf". Ich bin heute zur Arbeit mit den Gabelventilen gefahren. Leider gibt es auf meinem Arbeitsweg nur Strassen ohne Schlaglöcher. Hier ist wie bereits beim ersten Test eine Komfortverbesserung feststellbar. Meine Dakar fühlt sich jetzt irgendwie mehr wie ein modernes Motorrad an. Auf der Autobahn bei 120 km/h glaube ich, weniger Vibrationen zu spüren, vielleicht ist das aber auch nur Einbildung. Ich finde die ca. 200 EUR, die ich investiert habe, für das Ergebnis bis jetzt angemessen.


    Eine Frage: Ich habe geglaubt, dass die Original-Federn oben unten gleich sind und habe nicht auf die Einbaurichtung geschaut. Jetzt habe ich gelesen, die Federn seien oben und unten unterschiedlich. Wie erkenne ich, was unten und oben ist?

  • Ich meine mich zu entsinnen das die originalfedern der dakar gleich sind. Kann sein das das bei der F650GS nicht der Fall war... irgendwas gabs da mal...


    Ich kann nachher mal in der Garage nachschauen, falls nicht noch jemand anderes die Info parat hat.

  • Muß man Fahrwerksveränderungen in der Schweiz nicht eintragen lassen? Wenn doch - gibt´s für die Dinger ein entsprechendes Gutachten?


    Grüße

    Chris

    Meine Beiträge geben meine private Meinung wieder ohne Anspruch auf sachliche Richtigkeit.

  • Diese Ventile haben keine ABE und auch sonst kein Gutachten, da sie direkt aus den USA kommen. Die Situation mit Änderungen an Fahrzeugen ist in der Schweiz kompliziert. Vieles ist strenger als in Deutschland (z.B. sind keine Tiefer-/Höherlegungen über 3 cm erlaubt), anders lockerer (alle Reifen, die nach ETRTO-Norm auf die Felge passen dürfen aufgezogen werden) und es gibt grosse Unterschiede zwischen den Kantonen, die für die Eintragungen verantwortlich sind.


    In der offiziellen schweizweiten Empfehlung an die Kantone ist immer nur von "Ersatz" oder "Abänderung" von Teilen am Fahrwerk die Rede.


    Ich bin nach Studie der Richtlinie der Meinung, dass das Einlegen eines solchen Ventils unter die Feder von keiner Vorschrift erfasst wird und deshalb nicht eingetragen werden muss. Andernfalls müsste ja z.B. auch die Verwendung von anderem Gabelöl eingetragen werden. Wie das in Deutschland genau geregelt ist, weiss ich nicht. Fragehaft ist, ob man selbst die Distanzhülsen für die korrekte Vorspannung anpassen darf. Da das aber von aussen nicht sichtbar ist, mache ich mir deshalb keine Gedanken.

  • Diese Ventile haben keine ABE und auch sonst kein Gutachten, da sie direkt aus den USA kommen. Die Situation mit Änderungen an Fahrzeugen ist in der Schweiz kompliziert. Vieles ist strenger als in Deutschland (z.B. sind keine Tiefer-/Höherlegungen über 3 cm erlaubt), anders lockerer (alle Reifen, die nach ETRTO-Norm auf die Felge passen dürfen aufgezogen werden) und es gibt grosse Unterschiede zwischen den Kantonen, die für die Eintragungen verantwortlich sind.


    In der offiziellen schweizweiten Empfehlung an die Kantone ist immer nur von "Ersatz" oder "Abänderung" von Teilen am Fahrwerk die Rede.


    Ich bin nach Studie der Richtlinie der Meinung, dass das Einlegen eines solchen Ventils unter die Feder von keiner Vorschrift erfasst wird und deshalb nicht eingetragen werden muss. Andernfalls müsste ja z.B. auch die Verwendung von anderem Gabelöl eingetragen werden. Wie das in Deutschland genau geregelt ist, weiss ich nicht. Fragehaft ist, ob man selbst die Distanzhülsen für die korrekte Vorspannung anpassen darf. Da das aber von aussen nicht sichtbar ist, mache ich mir deshalb keine Gedanken.

    Da setzte Dich am besten x mim KöfferliRebel auseinander,unsrem Eidgenössischen Lexikon

    Der weiß ganz sicher was geht,machbar ist und Helvetisch legale Grauzone

  • Ich habe zu unten und oben folgendes im englischen BMW-Reparaturhandbuch gefunden:


    The taper-wound end of coil spring (7) should be at the bottom of the fixed tube. If the coil spring in inserted the wrong way round, it will damage the sliding surface in the fixed tubewhen the fork is compressed.


    Ich habe die Durchmesser der Feder gemessen. Eine Seite hat ca. 31 mm, die andere 33 mm. Ich nehme an, dass mit "taper-wound end" die Seite mit 33 mm gemeint ist und habe jetzt diese Seite nach unten eingebaut.

  • Ich würde eher interpretieren, dass mit "taper-wound end" das Ende mit dem kleineren Durchmesser gemeint ist.

    Da braucht es keine Interpretation: Das ist definitiv die Bedeutung!

    Ich nehme an, dass mit "taper-wound end" die Seite mit 33 mm gemeint ist und habe jetzt diese Seite nach unten eingebaut.

    Da musst du wohl nochmal ran, denn die Feder gehört andersrum.