Bremse vorne heult wie ein Güterzug

  • Moin zusammen,


    bei meiner F 659 GS Dakar von 2005 machte die vordere Bremse laute Geräusche beim Bremsen - besonders bei geringer Geschwindigkeit. Daher habe ich, weil Scheibe und Beläge runter waren, eine neue Scheibe mit Belägen von TRW (Louis) bestellt - mit ABE. Dazu noch den originalen Dichtungssatz von Brembo (von BMW) für die Bremskolben, weil das Rad nicht wirklich frei lief (von Hand angestoßen nur 1 - 1 1/2 Umdrehungen) und ich es direkt richtig machen wollte.

    Dann habe ich alles zerlegt, penibel gereinigt, auf Verschleiß geprüft, für gut befunden und mit den neuen Dichtungen wieder zusammengebaut. Da die Scheibe keine Angabe zur Laufrichtung hat, habe ich sie genau so montiert, wie die vorhandene. Die Rückseite der Beläge dünn mit Anti-Quietschpaste bestrichen, beide Federn mit dem Dremel und der Nylonbürste gereinigt und in richtiger Pfeilrichtung montiert. Die Führungen des Schwimmsattels sind sauber, rostfrei, leicht mit Silikonfett geschmiert und freigängig. Dann das Vorderrad wieder eingebaut, Bremse befüllt und ordentlich entlüftet, so dass ein sauberer Druckpunkt vorhanden ist. Alles so weit so gut so bekannt - und X-Mal gemacht.


    Leider läuft das Rad weiterhin nicht richtig frei. Sobald man gebremst hat und die Kolben anliegen, löst die Bremse nicht mehr vollständig. Beim Einsetzen des Rades fällt auf, dass die Scheibe nur in die Bremse eingeführt werden kann, wenn man den Schwimmsattel etwas Richtung Radmitte schiebt. Die Gummimanschetten an den Führungen ziehen ihn sonst so weit in Richtung Gabelholm, das die Scheibe nicht sauber einspurt. Offenbar wird so der innere Belag immer leicht an die Scheibe gezogen. Die Bremskolben laufen sauber und lassen sich saugend von Hand zurück schieben. Einen anderen Grund für das leichte Schleifen der Bremse kann ich nicht erkennen.


    Im Ergebnis bremst die F prima. Die Scheibe wird zwar gut handwarm, aber nicht heiß. Nach 100 km habe ich mal bis in den Regelbereich des ABS gebremst - alles wie es soll. Das Quietschen - oder besser Heulen wie ein Güterzug - ist aber unverändert vorhanden. Besonders in niedrigen Geschwindigkeitsbereich ist es sehr laut und nervt kolossal.


    Ich habe hier im Forum viele Beiträge zu dem Thema gelesen, aber nicht passte so richtig bzw. alle dort genannten Tipps hatte ich berücksichtigt. Hat jemand einen Tipp für mich, wo ich nach dem Grund für das Schleifen der Beläge und de Schwingungen suchen kann, die sich offenbar in der Bremse aufbauen?


    Grüße aus Münster (Westf.)

    Thomas

  • wo ich nach dem Grund für das Schleifen der Beläge

    vermutlich ist da weiterhin ein wenig Druck im Bremssystem. dafür fallen mir auf die schnelle 2 Gründe ein

    - Bremsschlauch "zugequollen" wirkt dann wie ein Ventil

    - Bohrung oben an der Bremspumpe zu, in Extremfall kann es aber passieren, das die Bremse "langsam" blockiert. Bremsflüssigkeit wird immer wärmer baut immer mehr Druck auf bis zum Blockieren.


    Betrifft zwar das Hinterrad, aber meine Dakar quietschte auch wie ein Güterzug. Habe auch alles mögliche versucht, nur aufrauhen der Beläge brachte für 10-20 km was.

    Nach dem Wechsel des Reifens + Einbau eines alten, aber besseren Ruckdämpfers, war das Quietsche weg. Warum?


    Das Heulen vorne habe ich nur ab und zu beim Fahren im Regen.

  • 05er...hatte die nicht noch Gummi..stahlflex kam erst später Serie..

    Ablagerungen im system....

    Neue BL .und system ordenlich spülen um Ablagerungen raus zu kriegen....

    Wenns erst zum blockieren kommt wie rotax sacht und mit der Kauleiste den Asphalt putzt ist zum reinigen zu spät

    Bremse ist LV...damit spasst man nicht

  • Hast Du Dir die Kolbenmanschette genau angeschaut, und richtigherum montiert? Die ist meist (ob das bei Deiner Dakar auch so ist, weiß ich allerdings nicht) im Querschnitt leicht trapezförmig, um den Kolben nach dem Bremsen so weit zurückzuschieben, bis leichtes Spiel zwischen Belägen und Scheibe herrscht. Nur durch die gewollte elastische Verformung beim Bremsvorgang und Rückverformung der Kolbenmanschette beim Loslassen der Bremse stellt sich das Lüftspiel bei einer Scheibenbremse ein - und wenn die falsch montiert wurde, funktioniert dieses Prinzip zwar auch, aber eben nicht so gut.

    Bei dem Quietschproblem kann ich Dir leider nicht helfen, ich bin an sowas auch schon verzweifelt. Kanten brechen, Antiquietschpaste oder -folie, Kolben gedreht, alles (wo es hingehört) gefettet mit verschiedenen Schmiermitteln usw. usw. - nichts hat geholfen. Meine Erkenntnis daraus: Manche Bremsen (oder auch nur Scheiben oder Beläge) quietschen eben. :rant1:

    Man kann dann Komponenten tauschen (mit ensprechendem finanziellem Aufwand und ohne Garantie auf Erfolg), oder lebt damit. Solange die Bremse das tut wozu sie da ist, ist Quietschen letztlich nur ein nerviger Schönheitsfehler. :dunno:

  • Hallo Thomas,

    Das Quietschen - oder besser Heulen wie ein Güterzug - ist aber unverändert vorhanden. Besonders in niedrigen Geschwindigkeitsbereich ist es sehr laut und nervt kolossal.

    Das Quietschen muss man getrennt von einer nicht einwandfreien Bremsfunktion sehen. Ich hatte das auch mal eine Weile an meiner damaligen F650GS, aber es ist verschwunden, ohne dass ich an der Bremse etwas geändert hatte. Ich hatte versucht, "etwas anders" zu bremsen, z. B. etwas später aber dafür kräftiger beim Heranfahren an eine Kreuzung oder eine andere Verteilung hinten-vorn.

    Die Lektüre zu diesem Thema bringt hervor, wie viele Einflussgrößen es gibt und deshalb keine klare Antwort auf die Frage, warum es bei dem einen auftritt und beim anderen nicht. Aber ein paar Tips, was man versuchen kann, hast Du ja bestimmt abgegriffen. Zumindest scheint es ein häufiges Problem zu sein

    das Rad nicht wirklich frei lief

    Prinzipell kann so etwas auch andere Gründe haben wie einen Lagerschaden.

    Leider läuft das Rad weiterhin nicht richtig frei. Sobald man gebremst hat

    Durch die asymmetrische Konstruktion der Bremse ist es aber normal, dass die Bremsklötze die Bremsscheibe berühren können, während nicht gebremst wird, aber eine messbare Bremswirkung sollte dabei nicht entstehen.

    von Hand angestoßen nur 1 - 1 1/2 Umdrehungen

    Ich kenne Deine Hand nicht - hast Du denn einen vorher-nachher-Vergleich ?

    Die Scheibe wird zwar gut handwarm, aber nicht heiß.

    Wenn das auch für eine längere Fahrt gilt, würde ich vermuten, dass zumindest kein schwerwiegender Fehler vorliegt. Allerdings ist sowas per Ferndiagnose schwierig zu beurteilen und es darf daher nicht so gewertet werden, dass ich gesagt hätte, die Bremse sei in Ordnung.


    Eckart

  • Falls Sinterbremsbeläge verbaut wurden (neigen häufig zum quietschen), kann auch ein Wechsel auf organische Beläge helfen.
    Tatsächlich tippe ich aber (wie meine Vorschreiber auch) mehr auf eine innerlich vergammelte Gummibremsleitung.

  • Bitte die Handbremspumpe und den Handbremshebel prüfen. Beim Hebel den Freigang zu vorhanden Handschützern prüfen. Es reicht bereits ein leichter Druck und die Bremspumpe spricht an. Auch ein ausgeschlagener Hebel wirkt sich negativ aus. Und immer Finger weg vom Hebel beim Fahren.

    Nette Grüße vom Michel aus der Pfalz. :wave:
    Head of F650 Forum :wink:

  • Die Bremsleitung ist Stahlflex. Der Durchfluss scheint mir ok zu sein. Der Handbremszylinder ist sauber und funktioniert gut. Die Bremse ließ sich problemlos entlüften.


    Die zwei Ringe pro Bremskolben sind richtig verbaut, nicht verdreht und liegen in der richtigen Form an (leicht Richtung Öffnung gekippt, so dass der Kolben schön reingleiten kann.


    Restschmutz im System möchte ich ausschließen. Da war ich sehr gründlich. Ich habe diese Arbeit auch schon oft gemacht und kenne die Arbeitsschritte. Zudem noch das Handbuch vorher gelesen zur Sicherheit.


    Anlaufbleche hinter den Belägen scheint es nicht zu geben. Es waren keine montiert und auch in der Explosionszeichnung im Handbuch sind keine Aufgeführt.


    Beläge sind die mit der goldenen Rückseite - müssten organische sein.


    Müsst ihr die Bremszange auch etwas von Hand führen, wenn ihr das Vorderrad einbaut?

  • Ich hab keine Ahnung ob Dir das hilft.


    Das Thema, Bremse macht ANGEBLICH nicht richtig frei gibt es öfters.

    Ich habe die Beläge zwei-dreimal über 400er Schleifpapier gezogen und gut wars.


    Die Dakar müsste Stahlflex Leitungen haben. Hat meine 2003er ja schon original.


    Quitschen kannte ich auch. Hab die Sinterbeläge ausgebaut und organische Beläge eingebaut und damit war Ruhe.


    Es könnt somit evtl. einfacher sein als gedacht.

  • Die zwei Ringe pro Bremskolben sind richtig verbaut, nicht verdreht und liegen in der richtigen Form an (leicht Richtung Öffnung gekippt, so dass der Kolben schön reingleiten kann.

    Genau das meinte ich: Die müssen leicht schräg nach innen gekippt sein (also leicht Richtung Zylinderboden, nicht Richtung Öffnung!!!), sonst werden die beim Bremsen nicht gestaucht und ziehen beim Loslassen den Kolben nicht wieder richtig zurück!

    Müsst ihr die Bremszange auch etwas von Hand führen, wenn ihr das Vorderrad einbaut?

    Ja.

  • Ich werde die Scheibe nochmal entfernen. Nicht dass sich da was drunter geklemmt hat und die nicht optimal anliegt. Dabei auch gleich mal das Radlager checken. Da die Bremswirkung ausgezeichnet ist, kann es keine Funtionsproblem sein.


    Ne, so ist das nicht. Auch nach 100 km keine Verstärkung des Problems. Die Beläge - oder wie ich vermute nur der innere Belag - liegt leicht an. Die Temperatur der Scheibe steigt nicht über handwarm, wenn nicht gebremst wird.


    An Bremsen rummurksen ist natürlich eine Todsünde - im wahren Wortsinn. So was würde ich nicht tun.

  • Genau das meinte ich: Die müssen leicht schräg nach innen gekippt sein (also leicht Richtung Zylinderboden, nicht Richtung Öffnung!!!), sonst werden die beim Bremsen nicht gestaucht und ziehen beim Loslassen den Kolben nicht wieder richtig zurück!

    Interessant, das habe ich anders gelernt, aber es hört sich überzeugend an. Ich sehe mir das an und gebe Bescheid.

  • ich bin auch der Meinung, dass bei TRW die Sinterbeläge auf goldener Trägerplatte kommen und die organischen auf schwarzer.

    Siehe

    https://www.ebay.de/itm/373126…csAzP5VPvZwsaAvYFEALw_wcB

    TRW MCB 671 - schwarz


    https://www.ebay.de/itm/MCB671…284108:g:Q~EAAOSwXetZT7Z7

    TRW MCB 671 SV - gold


    das quietschen kann also sehr wahrscheinlich durch organische Beläge behoben werden. Hat bei meiner F damals auch funktioniert.


    Zu dem Problem mit der Bremse hab ich nix weiter beizutragen. Nur: wenn du dahin rollst / fährt und die Bremse nicht benutzt sollte sie eigentlich nicht warm werden. Wenn sie dabei handwarm wird ist das m.M.n. zu viel Bremsleistung, die da ungewollt erzeugt wird.


    For shits and giggles kannst du ja mal den Bremssattel abbauen und das Rad anstoßen. Wenn es sich dann ungehindert dreht weißt du zumindest sicher, dass es an der Bremse liegt.

  • Moin,


    da ich gestern an meiner Vorderradbremse die Wartung begonnen habe, möchte ich auf zwei Punkte hinweisen die mir aufgefallen sind. Zum einen gibt es (von BMW vergoldetet 6x 6,80 €!) Antiquietschscheiben zum anderen wird auf die äußere Distanzhülse des Rades verwiesen, beides soll laut Leebmann neu gemacht werden. Und da ich im letzten Jahr bei der Hinterradbremse mit der TRW Scheibe nicht zufrieden war, die breite der Bremsfläche der Scheibe war zu klein, gibt hier auch irgendwo Fotos, haben ich gestern die Bestellung bei BMW ausgelöst, bis auf die Distanzhülse ... für 9,xx €, in der Hoffnung, dass ich es nicht bereue ...

    Zu den Dichtungen der Bremskolben ist im Forum zu lesen, dass es Rechteck-Dichtungen sind und man sie nicht verkehrt einsetzten kann. So macht es aus meiner Sicht auch Sinn, alles andere hätte eine viel zu kleine Dichtfläche und die Dichtungen wären schneller als man bremsen kann "inne Grütz", sagen wir hier in Norddeutschland.

  • Ich habe meinen alten Lehrmeister angeschrieben. er meint auch, der Ring sei rechteckig und würde sich beim Einsetzen des Kolbens gleichmäßig um den Kolben legen. Eine Einbaurichtung sein, bis auf seltenen Ausnahmen, nicht vorgegeben.

    Er hat mir auch geraten, die Nut in der Bremszange mit dem Dremel und einer Messingbürste zu bearbeiten, weil sich dort Dreck sehr hartnäckig festsetzen kann. Ich hatte da nur eine Nylonbürste verwendet, um nicht zu beschädigen.


    Also noch einen neuen Dichtsatz bestellt und am nächsten WE wird dann nochmal geschraubt. Dann nehme ich auch die Scheibe nochmal runter und sehe nach, ob sich nicht etwas Schraubensicherung an die falsche Stelle verirrt hat.


    Danke an euch alle für die Tipps und Ideen.

  • Nachtrag: Kolben der Bremsarmatur und die Bremskolben der Bremszange sind natürlich unterschiedlich, der obere ist meines Erachtens konisch und könnte falsch montiert sein. Der Obere soll sich schon leicht verformen, nicht aber die unteren in der Zange. Du hast auch beide Seiten neu bestückt?

  • Zu den Dichtungen der Bremskolben ist im Forum zu lesen, dass es Rechteck-Dichtungen sind und man sie nicht verkehrt einsetzten kann.


    Ich habe meinen alten Lehrmeister angeschrieben. er meint auch, der Ring sei rechteckig und würde sich beim Einsetzen des Kolbens gleichmäßig um den Kolben legen. Eine Einbaurichtung sein, bis auf seltenen Ausnahmen, nicht vorgegeben.

    Dann ist die Einbaurichtung allerdings egal - ich wußte nur, daß man bei einigen Bremsen sehr genau drauf achten muß.

    Der Obere soll sich schon leicht verformen, nicht aber die unteren in der Zange.

    Doch, gerade die im Sattel müssen sich unbedingt bei Bremsbetätigung elastisch verformen. Sonst wird der Kolben für das Lüftspiel nicht wieder zurückgezogen, wenn die Bremse losgelassen wird!

  • Doch, gerade die im Sattel müssen sich unbedingt bei Bremsbetätigung elastisch verformen. Sonst wird der Kolben für das Lüftspiel nicht wieder zurückgezogen, wenn die Bremse losgelassen wird!

    Okay und ich dachte das bezieht sich nur auf den oberen. Habe heute oben das Dichtungsset verbaut, frage mich, ob man den zweiten Dichtringn bzw. den kpl. Kolben in der Handarmatur als Ersatz bekommt? Möchte jetzt aber nicht zu weit vom Thema des Fragenstellers abkommen.

  • Zum einen gibt es (von BMW vergoldetet 6x 6,80 €!) Antiquietschscheiben

    Die vergoldeten Antiquitschscheiben 34117661879 sind eingetroffen. Es handelt sich hierbei um ElringKlinger Dichtungspapier EWP215 in 0,5 mm Stärke, Außendurchmesser 14 mm, Lochdurchmesser 6,3 mm.

    Auf die Schnelle habe ich nur das 1,5 mm starke gefunden und auch auf der Homepage findet man nur das EWP 210, dies hat eine etwas geringere Dichte und dadurch für den Einsatzort Bremse vermutlich nicht die erforderliche Beschaffenheit (Druck, Temperaturbeständigkeit usw.)

    Frohes stanzen!