Bremse vorne heult wie ein Güterzug

  • Wegen den Antiquietsch-Scheiben gabs von BMW schon mal eine Rückrufaktion: Wegen der Gefahr, daß sich die Bremsscheibe lockert und abfällt, wurden die Scheiben entfernt. Da gabs wohl Vorfälle.


    Ich tippe erstmal auf die Gummitüllen der Führungsstifte. Hatte das auch. Die Montage ist tricky, weil wenn's falsch gemacht wird, bildet sich beim Zusammendrücken ein leichter Überdruck, die verhindert, daß sich diese Tülle voll komprimiert. Die drückt dann den kompletten Sattel zu weit raus und den Bremsbelag an die Bremsscheibe.

    Mit der Linken zum :punk: Gruße


    PozBlitz :bikepfalz:

    Ralf


    :shark:

  • Die Montage ist tricky, weil wenn's falsch gemacht wird, bildet sich beim Zusammendrücken ein leichter Überdruck, die verhindert, daß sich diese Tülle voll komprimiert.

    Du meinst die beiden Faltenbbälge? Habe gestern montiert, kannst Du es etwas genauer beschreiben, wie sie falsch montiert werden könnten?

    Und gibt es ein irgendwo ein öffentlich zugängliches Serviceinformation für den Rückruf der Antiquitschscheiben? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wie eine Papierdichtung + Loctite 243, wenn es nicht nur ein Tropfen ist, wie ich es hier irgendwo als Empfehlung gelesen habe, sich lösen kann. Aber möglich ist auch das!

    Vielen Dank im Voraus. Viele Grüße Torsten

  • Ja, für die Rückrufe die Rückruf-Datenbank des Kraftfahrbundesamts:

    https://www.kba-online.de/gpsg/startServlet?adress=gpsg


    Such da nach BMW F650gs Dakar, da gibts einen Eintrag dazu.


    Ja, ich meine die Faltenbälge. Bei der Montage Zangen zusammendrücken, gedrückt halten und dann den Faltenbalg über Haltenut drücken /heben. Dabei darauf achten, daß Falten komplett parallel liegen und komplett komprimiert sind. Notfalls nochmal an der Nut vorsichtig sein anheben und dadurch evtl Luft ablassen. Sonst drückt der Balg mit der eingeschlossenen Luft den Schwimmsattel wieder zuweit raus.

    Die Gleitstifte dürfen dabei höchstens nur ganz dünn, ganz leicht mit diesem speziellem Bremssilikonfett gefettet werden.

    Beim Bremsen wird der gesamte SchwimmSattel minimal wieder rausgezogen. Dabei entsteht in diesem Gleitlager ein kleines Vakuum, daß den Sattel bei Bremsende wieder zurückzieht.

    Das ist bei der Montage spürbar. Wenn die montierte Bremszange vor dir liegt und du den Schwimmsattel leicht rausdrückst und wieder losläßt, ziehts ihn wieder zurück.

    Hier paar Bilder vom Faktenbalge einmal Vorderradbremse und einmal Hinten.

    IMG_20210310_211558_autoscaled.jpg


    IMG_20210310_211635_autoscaled.jpg


    Hatte das wohl nicht beachtet, konnte deshalb Hinterrad kaum drehen, bis ich draufgekommen war, daß es bei mir an den Faltenbälgen lag.


    Wo haste denn die Bremszylinderdichtungen und Faltenbälge für die Vorderbremse her?

    Mit der Linken zum :punk: Gruße


    PozBlitz :bikepfalz:

    Ralf


    :shark:

  • Danke PozBlitz! Genau das habe ich auch beobachtet und Eingangs ja auch geschrieben, dass die Manschetten den Sattel leicht gegen die Bremsscheibe drückt. Das sehe ich mir an und versuche, so wie von dir beschrieben, das Vakuum herzustellen.


    Das mit dem Rückruf ist ja krass. "Zu starke Setzung" hätte man Seitens des Herstellers wohl vermeiden müssen.

  • Moin moin,


    vielen Dank für die Infos. Der Rüclruf bezieht sich auf die Baujahre 2007 bis 2010, da ich ja gerade festgestellt habe, dass meine Reparaturdokumentation von '99 f. die Einspritzer F teilweise nich korrekt ist, kann ich natürlich noch weniger zu dem genannten Baujahr etwas sagen. Kann es sein, dass es da Unterschiede gibt?

    Deine Bilder helfen, muss ich mir heute auch nochmals anschauen, hinten passt es bei mir, da war ich letztes Jahr bei, vorne, mit der nicht entweichend wollenden Luft ... kann passen.

    Ich habe nur die BMW Reparatursätze bestellt, insbesonder für die Zange schon unanständig der Preis für vier Dichtungen und ca. 3ml zähflüssiger Bremsflüssigeit, aber für 10-20€ mach ich keine Bestellung bei KTM oder ähnlich auf.

    Faltenbalg Pos. 4 f. vorne und die Federbleche Pos. 3, die in einem anderen Beitrag Probleme bereiten.


    Viele Grüße und einen guten Start in den Tag.


    Nachtrag: Der Link ist die Zange für die R13, ist aber meines Erachtens bei vielen anderen auch verbaut, aber bitte selber prüfen!

    Einmal editiert, zuletzt von Michel () aus folgendem Grund: Link angepasst

  • Habe mir nochmals die Infos vom KBA angeschaut, einer betrifft ab Bj. 2006, der erschließt sich mir nicht, die beiden anderen ab Bj. 2007, das Betrifft die K72 Modelle die eine andere Zange und Bremsscheibe haben. Bei der hier genannten sollten, der richtigen Montage vorausgesetzt, die Antiquitschscheiben kein Problem bereiten da sie ja auch noch als Ersatzteil bei den entsprechenden Baujahren hinterlegt sind. Dass wären sie bei einer Rückrufaktion meines Erachtens sonst nicht mehr. Ob sie das Problem beheben ist fraglich, aber grundsätzlich möglich, da meine (alte) vordere Bremsscheibe nicht gequitscht hatte und sie hatte die Scheiben montiert. Bei der neuen kämpfe ich noch mit Luft im Bremssattel, habe aber vermutlich den Fehler gefunden. Habe die Bremse gerade nochmals mit einem Kabelbinder auf Druck gebracht, mal sehen ob der Druck morgen weg ist, dann habe ich wohl oder übel eine Kolbendichtung über die "Seeve" geschichickt. Die Faltenbälge sehen oben und unten gut parallel sitzend aus. Aber es war halt etwas "feucht" unter den Kolben, habe aber auch nicht an der teuren, zähflüssigen Bremsflüssigkeit äh Montagepaste gespart. Mal sehen.


    Nachtrag, habe ich auch schon an die Mods geschickt, der KTM Link oben ist falsch, richtig ist 6011301510101

  • Wegen Arbeiten am Zündschloss habe ich nun die obere Gebelbrücke demontiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Gabelholme nicht exakt gleich hoch eingebaut waren. Der rechte Holm stand 1 mm weiter hoch als der Linke. Bin mal gespannt, ob nach dem Zusammenbau und der richtigen Ausrichtung die Bremse leiser bremst.

  • Wegen Arbeiten am Zündschloss habe ich nun die obere Gebelbrücke demontiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Gabelholme nicht exakt gleich hoch eingebaut waren. Der rechte Holm stand 1 mm weiter hoch als der Linke. Bin mal gespannt, ob nach dem Zusammenbau und der richtigen Ausrichtung die Bremse leiser bremst.

    Und wer hat die unterschiedlich eingebaut...

    Kein wunder wenn die flucht nicht stimmt.alles schief steht und dann schleifend wie ein alter Dampfzug heult...

    Die Jugend heute und deren Augenmaß..ohne Mikrometer kommen die keinen deut weiter😷

  • Mhhm, ob da oben 1 mm den Kohl fett macht? Glaube ich eher nicht.

    Gruß

    Helmut

    Glück auf

    Ich bin kein Biker und ich fahre kein Mopped

    HWG K 1100 LT EML GTE

    F 650 GS

    Yamaha XJ 750 Seca

  • Du könntest auch mal überprüfen, ob die Bremskolben gut wieder zurückgehen nach Betätigung der Bremse. Falls nicht ist da vielleicht ein bisschen Staub oder Korrosion im Spiel.

    Der Kolben im Bremssattel sollte auf jeden Fall soweit zurückgezogen werden, dass kein Bremsbelag an der Scheibe anliegt während des Rollens.

    An meiner hinteren Bremse war etwas Rost am Kolben abgelagert. Also vorsichtshalber mal Revisionsarbeiten erledigt. Das Heulen und Quietschen, das mich einige Zeit genervt hat, ist jetzt weg und alles wieder in Ordnung.

    Thomas, für Tipps bezüglich Revision kann ich auf Wunsch eine PN schicken.

    An dem einen Millimeter liegt es glaub ich nicht, das kannst vernachlässigen.


    LG Rolf

  • Ein Millimeter ist wahrlich nicht viel, führt aber trotzdem zu einer (wenn auch sehr leichten) Verspannung der kompletten Gabel. Und die wiederum hat dann ein anderes Schwingungsverhalten :g:

    Auch wenn ich es mir ebenfalls nicht so recht vorstellen kann bin ich gespannt, ob die Korrektur des Überstandes an der Geräuschentwicklung etwas ändert...

    Auf jeden Fall solltest Du nach der Korrektur die Klemmung der Radachse nochmal lösen und vor dem Festziehen ein paarmal mit z.B. gegen eine Wand gestelltem Vorderrad einfedern - nicht gegen die gezogene Bremse!

  • Hallo zusammen,


    Ich hatte wegen der Quietscherei mal probehalber einen Gabelstabi montiert, aber auch das half nichts. Neue Scheibe und organische Beläge (in dem Fall von Ferodo) halfen erstmal, aber in letzter Zeit gibt sie auch wieder Signale. Vielleicht hat die Bremsscheibe leichte wellenartige Auswaschungen... werde deshalb aber erstmal nicht aktiv werden.


    Gruß Joachim

  • Wegen Arbeiten am Zündschloss habe ich nun die obere Gebelbrücke demontiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Gabelholme nicht exakt gleich hoch eingebaut waren. Der rechte Holm stand 1 mm weiter hoch als der Linke. Bin mal gespannt, ob nach dem Zusammenbau und der richtigen Ausrichtung die Bremse leiser bremst.

    Und wer hat die unterschiedlich eingebaut...

    Kein wunder wenn die flucht nicht stimmt.alles schief steht und dann schleifend wie ein alter Dampfzug heult...

    Die Jugend heute und deren Augenmaß..ohne Mikrometer kommen die keinen deut weiter😷

    Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen - gekauft habe ich sie bei Otto Motorräder in der Nähe von Wetzlar... Irgendjemandem wird es mal egal gewesen sein.

  • Ich glaube ebenfalls nicht, dass die leichte Verschiebung die ausschließliche Ursache ist - aber jeder Verspannung der Gabel ist zumindest nicht hilfreich. Im Ganzen ist meine GS ein bisschen wie der Gang in den Hasenbau - je weiter ich rein laufe, desto mehr finde ich. Lenkkopflager ist auch fällig und wo ich gerade dabei bin, kann ich mich auch noch um das Gabelöl kümmern und so weiter. Es bleibt also genug zu tun - und am Ende wird sie nicht mehr heulen - ein leichtes Quietschen wäre ich aber bereit zu akzeptieren.


    Allen ein Schönes Wochenende!

  • Höllisches Bremsenquitschen hatten wir mal an Angelas F650GS hinten.

    In dem Zuge war es wohl so, dass die Bremse ohne Betätigung nicht genug löste und der Sattel auch oft sehr heiß war, obwohl die "Cheffin" peinlichst darauf achtete nicht dauernd auf der Bremse zu stehen.

    Habe ich lange nicht in den Griff bekommen.

    Erst als ich dann doch mal den Bremssattel komplett zerlegt, gereinigt und den Kolben wieder liebevoll (Dichtungen und Kolben mit Bremszylinderpaste behandelt) montiert habe.

    Danach war Ruhe !


    https://www.ate.de/media/2317/…_brake_cylinder_paste.pdf

    Grüße aus Plattdeutschland

    Stephan

  • Ja genau das, Thomas, ist auch meine Empfehlung!

    Falls noch nicht geschehen, kannst ja in diesem Zuge auch die alte Gummileitung gegen Stahlflex tauschen! Wenn du das bereits erledigt hast: Entslüftungsschraube öffnen Bremshebel ziehen und so fixieren, dann kommt keine Luft ins System, während der Bremssattel weg ist. Den Bremskolben kann man mit einer Spezialzange rausziehen, oder ich nahm einen Sektkorken (mit dem Messer längs halbiert, in den Bremskolben gesteckt und zwischen die Hälften fette Holzschraube gedreht, diese am Kopf samt Korken und Kolben mit einer Zange herausgezogen).

    Alles gut reinigen, Rost am Bremskolbenrand mit Stahlwolle 000 entfernt. Alles wieder sauber zusammen fügen nach dem Auftragen der Bremsanlagenpaste.

    Dann geht alles leicht und geschmeidig! Der Bremskolben geht dann nach Betätigung der Bremse wieder so weit zurück, dass es nicht mehr zum Quietschen kommt. Falls die Gummidichtungen zwischen Sattel und Kolben ihr Lebensende erreicht haben, Repsatz von Brembo einsetzen.

    Viel Spaß beim Schrauben.

    LG Rolf


    P.S.: diese Arbeit erfordert Fachkenntnisse, im Zweifel von Fachwerkstatt erledigen lassen!

  • Zurück zum Anfang. Ist sowohl das Heulen als auch das schleifen nach wie vor vorhanden? Ich kenne leider nur die R13, insbesondere in puncto Befestigung des Rades usw. Die Scheibe hast Du vermutlich erstmalig ersetzt, kannst Du sagen ob der Schleifpunkt an identischer Stelle ist, wie vorher? Kann dann eigentlich nur an einem verzogenen Rad oder der Bremsscheibe liegen oder den Befestigungspunkten des Sattels, letzteres sollte aus meiner Sicht eher deutlicher schleifen. Rad ausbauen und vermessen lassen. Viel Erfolg.

  • obelixx Also, alles zerlegt, gereinigt und mit neuen Dichtungen zusammengebaut habe ich schon zwei mal. Dabei würde ich aber nicht mit mechanischer Methode an die Kolben herangehen, sondern mit Luftdruck. So bekommt man die Kolben zerstörungsfrei aus der Bremszange.

    Die Bremsleitungen sind ja schon Stahlflex, aber eben auch schon über 17 Jahre alt. Möglicherweise wäre es sinnvoll, die mal auszuwechseln.


    Seevetaler Die Scheibe habe ich erstmalig ersetzt. Mögliche Ursache kann auch noch der Bremsbelag sein. Hier habe ich mir noch mal einen Satz organische bestellt. Manch einer hat hier ja darauf hingewiesen, dass die Paarung bei ihm auch gequietscht hat, bis es von Sintermetall wieder auf organische Beläge gewechselt hat.


    Tatsächlich schleift die Bremse leicht. Bei entlastetem Vorderrad kann man das Rad anstoßen und es dreht sich dann eine bis zwei Umdrehungen. Es läuft also nicht richtig fei, aber bei längerer Fahr erhitzt sich dir Bremsscheibe nicht über handwarm.


    Da die Bremskolben werde ich mal erneuern und auch die Leitungen. Mal sehen, ob es dann besser wird. Sonst bleibt ja nur noch der Bremszylinder...