Unruhiger Leerlauf und Ausgehen im Stand

  • Hallo zusammen,


    leider hat meine 2011er G650GS in letzter Zeit einen sehr unruhigen Leerlauf.

    Das Problem habe ich intensiv beim Üben von engen Kreisen auf dem Parkplatz festgestellt: Mit gezogener Kupplung oder am Schleifpunkt geht immer mal wieder der Motor aus oder stottert kurz.

    Es tritt nur bei sehr niedrigen Drehzahlen auf, also vor allem im 1. und 2. Gang bei langsam Kurven oder im Stand.

    Manchmal macht hat der Motor nur einen kurzen Ruckler und fängt sich wieder, aber es ist insgesamt sehr unangenehm.

    Habe außerdem das Gefühl dass die Leerlaufdrehzahl etwas niedrig ist, laut Tacho so um die 1000-1500 U/min je nach Temperatur, aber eigentlich sollte die doch bei mind. 1350 U/min liegen?

    Ansonsten läuft sie gut, startet sofort, volle Leistung, und ab 2000 U/min keine Probleme.


    Ventile sind es nicht, Zündkerzen sind gewechselt, Luftfilter auch. Leerlaufregler habe ich bei der Wartung vor einigen Wochen gereinigt.

    Das Problem trifft evtl. seit der letzten Wartung auf, vielleicht aber auch zwei Wochen später - bin mir nicht sicher ob es damit zusammen hängt.


    Mein Verdacht ist:

    - Zieht irgendwo Nebenluft -> Testen im Stand, mit Bremsenreiniger das Drosselklappengehäuse einsprühen und schauen ob sich die Drehzahl ändert

    - Einspritzdüse verdreckt -> reinigen

    - Drosselklappengehäuse, Leerlaufregler oder Leerlaufsensor verdreckt -> alles auseinander bauen und reinigen

    - Es zünden nicht beide Zündkerzen sondern nur eine -> mit ausgebauten Kerzen Zündfunke testen (geht das bei der G650GS?)


    Was mir noch einfällt, aber ich eher ausschließe:

    - Seitenständer Schalter

    - Kabelbaum Bruch

    - Luftmassensensor im Ansaugrüssel


    Was meint ihr? Irgendwelche anderen Ideen? Wie gehe ich es am besten an und in welcher Reihenfolge?


    Beste Grüße

  • Es zünden nicht beide Zündkerzen sondern nur eine

    Im Forum habe ich gelesen, dass nicht unter allen Umständen beide Zündkerzen zünden, könnte also schwer zu testen sein.

    Kabelbaum Bruch

    Nicht auszuschließen, Klassiker bei der F650GS wäre Kabelbruch am Zündschloss

    Mir sind die geschilderten Symptome aber zu unspezifisch für einen Kabelbruch.

    Irgendwelche anderen Ideen?

    Mir fällt da das Drosselklappenpotentiometer ein, siehe Standgas weg

    Das war zwar bei einer F800GS, aber die Einzylinder haben auch so ein Teil.


    Auf jeden Fall sind solche Fehler sehr undankbar, weil es soo viele Fehlermöglichkeiten gibt und sporadischen Fehlern ist generell schwer beizukommen.

  • Wie gehe ich es am besten an und in welcher Reihenfolge?

    zuerst Leerlaufsteller reinigen.

    Habe ich vor ca. vier Wochen im Zuge der Wartung gemacht. Aber ja, wohl nochmal, vielleicht habe ich ja etwas übersehen.


    Für mich "fühlt" es sich auch nicht nach Kabelbruch an oder nach Seitenständer Relais.


    Danke für den Hinweis mit den Forumsbeiträgen, das Drosselklappenpotentiometer könnte es tatsächlich auch sein.

    Den Reset mit 3x Gasgriff aufdrehen kenne ich bereits, natürlich auch probiert, ebenso wie Batterie abklemmen und Steuergerät abklemmen für Reset, hat aber alles nichts gebracht.


    Eine mögliche Ursache wäre natürlich dass einer der Schläuche zur Ansaugbrücke im Zuge der Wartung dicht geworden ist.

    Ich denke ich komme nicht um einen Ausbau und Reinigung des Drosselklappengehäuses inkl Leerlaufsteller hinweg, und vorher vielleicht noch prüfen ob sie Nebenluft zieht.

    Und wenn es das nicht ist wohl der Tausch des Potentiometers. Tut halt finanziell weh, aber wenigstens schraube ich selbst.


    Wenn jemand noch Ideen hat gerne, ansonsten hören wir uns wieder wenn ich das gemacht habe, ob es was gebracht hat.

  • in sachen drosselklappenpoti mein ich erst vor kurzem was über ein alternativ teil hier im forum gelesen zu haben.

    vllt. hilft dir die sufu?

    Aber nur, wenn man weiß, wonach zu suchen ist, sonst sucht man doch besser gleich selber und postet die Ergebnisse - der Haken ist nämlich die mehrdeutige Terminologie: Drosselklappenpotentiometer, drosselklappenpoti, Drosselklappensensor, Drosselklappenschalter ... und diskutiert wurde das hier: Langsames Abtouren, wenig Motorbremse



    Tausch des Potentiometers. Tut halt finanziell weh,

    Deswegen war die Vorschlagsreihenfolge nicht von wahrscheinlich zu unwahrscheinlich, sondern von billig zu teuer. Die Ersatzteile sind teuer, Du bist billig (also ich meine natürlich die Kosten Deiner Arbeitszeit für Dich ;) )


    Aber da Du sagtest, der Fehler sei erst bei Wartungsarbeiten ausgelöst worden:

    Leerlaufregler habe ich bei der Wartung vor einigen Wochen gereinigt.

    Gehört das denn zu den normalen Wartungsarbeiten ?

    "Never change a running system".

    Vielleicht ist da was schiefgegangen:


    Stecker am Drosselklappenpoti nochmal ziehen und "bewusst" montieren. Das gleiche mit dem Stecker am Ansauglufttemperatursensor.

    Checken, ob die Einspritzdüse richtig montiert ist.

    Batteriepole sind richtig angezogen?

    ... als Zitat aus einem Thread, wo das Teil zumindest erwähnt wurde.

    Und ansonsten:

    Wenn jemand noch Ideen hat gerne

    Die vielen Ideen sind ja in meinem Standgas-Thread verewigt. Die wiederhole ich hier nicht, kannst Sie ja dort nachlesen. Vieles davon hatte ich entweder selbst geprüft, prüfen lassen oder prophylaktisch ersetzt, bis endlich die richtige Idee zog.

  • Nicht auszuschließen, Klassiker bei der F650GS wäre Kabelbruch am Zündschloss

    Mir sind die geschilderten Symptome aber zu unspezifisch für einen Kabelbruch

    Das kann aber, wie Eckart schrieb, schrub, schrubte, simpelst ausgeschlossen werden, Hobel anschmeißen und Leitung bewegen, wegen dem Hinweis auf die Kurvenfahrten. Und kostet erstemol fast nix.

  • So, zurück vom Schrauben, Ergebnis:


    Kabelbruch

    Lenker bewegt, Kabelbruch ist es nicht.


    Luft-Temperatursensor

    Also weiter: Luft-Temperatursensor: Abgesteckt, im Stand kein Unterschied, beim Beschleunigen dann deutlich weniger Leistung. Luft-Temperatursensor ausgebaut und Widerstand gemessen laut dieser Tabelle:


    Tabelle Lufttemperaturfühler
    -19° 54,7 kOhm -4° 20,0 kOhm -2° 18,7 kOhm 1° 14,3 kOhm 7° 11.75 kOhm
    12° 8,95 kOhm 16° 7,6 kOhm 20° 6,15 kOhm 26° 5,17 kOhm 30° 4,53 kOhm 35°
    4,07 kOhm 43° 3,34 kOhm Werteänderung also nicht linear.


    Passt, bei 25°C hatte ich knapp 6 kOhm. Ins Gefrierfach gelegt, ca. 17 kOhm gemessen, passt auch (wird ja sofort wieder warm, wenn der Sensor draußen ist). Sensor angehaucht, geht langsam wieder auf 6kOhm zurück.

    Luft-Temperatursensor damit ausgeschlossen.


    Falschluft

    Mit Bremsenreiniger alles angesprüht: Drosselklappengehäuse, alle Schläuche und Verbindungen am Luftfilterkasten, etc. Nirgends eine Drehzahlerhöhung, nur wenn ich vorne am Schnorchel reinsprühe.

    Falschluft also ausgeschlossen.


    Injektor

    Luftfilterkasten abgebaut. Injektor ausgebaut, Sprühbild angesehen, sieht gut aus. Zur Sicherheit trotzdem Benzinschlauch runter, mit Drosselklappenreiniger den Injektor gespült, alles penibel sauber gemacht. Sprühbild danach noch immer einwandfrei. Injektor kann ich auch ausschließen.


    Drosselklappengehäuse, Leerlaufregler, Drosselklappensensor

    Ganzes Drosselklappengehäuse ausgebaut, Leerlaufregler raus, Drosselklappensensor raus, alles penibel sauber machen (Drosselklappenreiniger tut hier deutlich mehr als Bremsenreiniger).

    Sichtprüfung Ansaugstutzen, etc..

    Drosselklappensensor Widerstand der zwei äußeren Pins zum mittleren Pin gemessen, jeweils ca. 1-6kOhm und ändert sich wenn man die Stellung der Drosselklappe ändert, jeweils gegenläufig (wenn man Gas gibt, wird der eine Widerstand mehr, der andere weniger). So gehört es auch, also funktioniert der auch einwandfrei.


    Danach alles wieder zusammen gebaut und nochmal darauf geachtet, dass alle Stecker, Schellen, etc. einwandfrei sitzen.

    Morgen habe ich eine längere Fahrt, ich werde dann berichten ob es etwas genutzt hat.

    Wenn nicht kann ich mir eigentlich nur noch ein Softwareproblem vorstellen...


    Hat jemand noch Ideen was ich übersehen haben könnte?

  • Schon mal korrekte Verlegung von Gas- und Kupplungszug geprüft?

    Meine Beiträge geben meine private Meinung wieder ohne Anspruch auf sachliche Richtigkeit.

  • Hallo,

    dann bin ich gespannt auf den Bericht nach der Probefahrt.

    Ich würde noch den Stecker vom Steuergerät öffnen und reinschauen. (siehe hier)

    Gruß Ralf

    Habe ich gemacht, ist alles trocken und einwandfrei. Danke für den Hinweis!



    Schon mal korrekte Verlegung von Gas- und Kupplungszug geprüft?

    Das habe ich mich heute auch gefragt. Geht der Gaszug links oder rechts am linken Gabelholm vorbei? Und wie viel Spiel hat euer? Wenn ich meinen auf wenig Spiel bei Geradeausfahrt einstelle, dann gibt er Gas bei starkem Einschlag nach links. Und wie ist die korrekte Verlegung des Kupplungszuges?

  • Heute ca. eine Stunde Ausfahrt gehabt. In der Früh bei kaltem Motor angelassen, sauberes Standgas, Helm auf, Handschuhe an, 100m zur ersten Ampel. Im Leerlauf ohne Hände am Lenker, keinerlei Bewegung am Motorrad: Plop, einfach aus. Springt sofort einwandfrei wieder an. Danach keinerlei Probleme mehr: Konstant 1300-1500 U/min Standgas wie ein Uhrwerk.


    Nach langer Mittagspause kalten Motor angelassen. Direkt nach dem Anlassen 2500 U/min, dann runter auf ca. 2000 U/min, dann plötzlich nochmal kurz hoch auf 2500 U/min, dann wieder runter auf 2000 U/min, dann nach ein paar Sekunden wieder auf 1500 U/min und auch stabil.


    Bei 55 km/h im fünften Gang läuft sie aber jetzt sauberer, da hatte sie davor etwas Ruckeln.


    Sonst keine weiteren Beobachtungen. Irgendwie seltsam, besser aber auch nicht so wirklich weg. Ich verdächtige so langsam den Leerlaufregler, dass er einfach nicht ganz so sauber regelt wie er sollte.

    Den auf Vermutung zu tauschen ist halt teuer mit ca. 130€. Kennt jemand ein Aftermarket-Bauteil, das auch passt und günstiger ist? Ich konnte nichts finden.

  • Heute ca. eine Stunde Ausfahrt gehabt. In der Früh bei kaltem Motor angelassen, sauberes Standgas, Helm auf, Handschuhe an, 100m zur ersten Ampel. Im Leerlauf ohne Hände am Lenker, keinerlei Bewegung am Motorrad: Plop, einfach aus. Springt sofort einwandfrei wieder an. Danach keinerlei Probleme mehr: Konstant 1300-1500 U/min Standgas wie ein Uhrwerk.

    Haltest Du das "vorgeschriebene" (siehe auch Benutzerhandbuch) Startprozedere ein?


    D.h. Zündung an, Seitenständer hoch (oder Neutralgang), Notaus schalter auf Betriebsstellung (falls auf Aus), warten bis ABS-Lampe erloschen ist und die Tempreaturkontrollleuchte nicht mehr blinkt (dauert ca. 5 - 6 Sekunden) und erst dann ohne Gas geben auf den Startknopf drücken?


    Wären die Temperaturkontrollleuchte blinkt/leuchtet, wird der Leerlaufsteller justiert (hört man). Startet man dann, dann ist danach ein falsches Standgas eingestellt. Ist eine F650 / G650 Eigenheit.

    Genau so kommt das Motorsteuergerät aus dem Tackt, wenn man während dem Starten schon das Gas öffnet. Bei einem gut gewarteten Einspritzer (Marke, Typ egal) muss man eigentlich nie beim Starten Gas geben.


    PS: Ein loser Batterieanschluss kann auch zu solchen komischen Phänomenen führen.

  • Drosselklappensensor Widerstand der zwei äußeren Pins zum mittleren Pin gemessen, jeweils ca. 1-6kOhm und ändert sich wenn man die Stellung der Drosselklappe ändert, jeweils gegenläufig (wenn man Gas gibt, wird der eine Widerstand mehr, der andere weniger). So gehört es auch, also funktioniert der auch einwandfrei.

    So muss das sein, aber es ist die Frage, ob man eine Instabilität, die sich nicht immer zeigt, bei so einem kurzen Test erkennt.

    Ich verweise da nur noch einmal auf meinen Erfahrungsbericht in Standgas weg


    Diese Aussage lässt sich natürlich auch auf andere Bauteile übertragen, nur dass sich meine Erfahrungen nur auf das Drosselklappenpotentiometer beziehen.

  • Ja kenne ich und halte ich schon immer ein. Batterie war vorher fest, habe ich überprüft und ist noch immer fest.



    Drosselklappensensor Widerstand der zwei äußeren Pins zum mittleren Pin gemessen, jeweils ca. 1-6kOhm und ändert sich wenn man die Stellung der Drosselklappe ändert, jeweils gegenläufig (wenn man Gas gibt, wird der eine Widerstand mehr, der andere weniger). So gehört es auch, also funktioniert der auch einwandfrei.

    So muss das sein, aber es ist die Frage, ob man eine Instabilität, die sich nicht immer zeigt, bei so einem kurzen Test erkennt.

    Ich verweise da nur noch einmal auf meinen Erfahrungsbericht in Standgas weg


    Diese Aussage lässt sich natürlich auch auf andere Bauteile übertragen, nur dass sich meine Erfahrungen nur auf das Drosselklappenpotentiometer beziehen.

    Ich habe ein gebrauchtes Drosselklappengehäuse inkl gebrauchter Sensorik gekauft, werde die in den nächsten Wochen einbauen, wenn das Problem noch mal auftritt.

    Heute bei mehreren Fahrten in der Stadt war alles einwandfrei.

  • Ich habe ein gebrauchtes Drosselklappengehäuse inkl gebrauchter Sensorik gekauft, werde die in den nächsten Wochen einbauen, wenn das Problem noch mal auftritt.

    wenn du das machst wäre es praktisch die Adaptionswerte zurück zu setzen. Ansonsten kann es eine Weile gehen bis der Motor korrekt läuft. Zumindest bei der F ist es so.

  • Ich habe ein gebrauchtes Drosselklappengehäuse inkl gebrauchter Sensorik gekauft, werde die in den nächsten Wochen einbauen, wenn das Problem noch mal auftritt.

    wenn du das machst wäre es praktisch die Adaptionswerte zurück zu setzen. Ansonsten kann es eine Weile gehen bis der Motor korrekt läuft. Zumindest bei der F ist es so.

    Wie mache ich das? Reicht Batterie abklemmen?

  • Hallo,

    die Adaptionswerte kann Dein BMW-Händler zurücksetzen. Alternativ geht es z.B. mit einem GS-911 oder mit der Motoscan-App.

    Gruß Ralf

    Ein Gott ist der Mensch wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt.

    Friedrich Hölderlin

  • Update: Bin seit der Reinigung des Drosselklappengehäuses inkl Anbauteile (Einspritzdüse, Leerlaufregler, Drosselklappensensor, etc.) ca. 600km gefahren und habe keine Probleme mehr.

    Anfangs nach Start ca. eine Minute ganz leichte Sägezahndrehzahl im Leerlauf, dann stabiles Standgas bei ca. 1300-1400 U/min.

    Vielleicht hängt es auch mit den jetzt wärmeren Außentemperaturen zusammen, aber soweit passt alles.


    Never change a running system - solange es jetzt läuft werde ich keine weiteren Anbauteile wechseln.



    Hallo,

    die Adaptionswerte kann Dein BMW-Händler zurücksetzen. Alternativ geht es z.B. mit einem GS-911 oder mit der Motoscan-App.

    Gruß Ralf

    Danke für die Info

  • ca. eine Minute ganz leichte Sägezahndrehzahl im Leerlauf

    Eine Drehzahlanhebung, kurz nach dem Start gibt es schon ab und an mal, je nach Aißentemperatur und Betriebstemperatur, eine Sägezaghdrehzahl eher nicht und die ist vermutlich auch Deine Arbeiten zurückzuführen. Und wenn sie Sägezahndrehzahl nicht meht auftritt, ist

    Never change a running system - solange es jetzt läuft werde ich keine weiteren Anbauteile wechseln.

    genau richtig.


    Viele geschmeidige tausende Kilometerchen mit Deiner G.