Aussetzer rund um den Gefrierpunkt - Verdacht Kombiinstrument - was sonst?

  • Kann mir jemand mit Erfahrungswerten bei der optischen Beurteilung eines Kombiinstrumentes helfen?


    Ich zieh seit Jahren Probleme mit meiner (blauen) 650er Dakar 2001 rum.
    Sehr schwer zu reproduzieren, aber ich versuchs auf die Schnelle.
    Ich denke, wenn es kalt, war (evtl zuvor nachts knapp unter Null) springt sie entweder gar nicht an oder läßt mich nach ein paar Minuten auf der Strecke stehen.

    Ich glaube auch einen Leistungseinbruch bei hohen Drehzahlen (ab ca 140 im 5.Gang) zu haben, wie wenn die Zündung nicht sauber arbeitet - zumindest im Vergleich zum eigentlich baugleichen weißen Kälbchen von Sohnemann (die zieht sauber bis 160 durch)


    Was hab ich schon probiert:

    • Kerze, Stecker, Kabel, Zündspule getauscht. Ging dann, aber vielleicht weil's bis dahin Frühlling war
    • Spritfilter rausgeschmissen, Druckregler rauspräpariert, 08/15-Filter in den Schlauch
      keine Änderung
    • Diagnosestecker und Oszi an der Zündung (Primär), ohne Auffälligkeiten
    • Stecker vom Kombiinstrument abgezogen - sprang dann an,
      hab dann Kontaktstpray drauf gemacht, wieder angesteckt, lief
    • alle Verkleidungsmimik abmontiert - scheint geholfen zu haben
      evtl. Spannung auf dem Gehäuse des Kombiinstrumentes?

    Irgendwo kann ich mich dunkel an eine Info erinnern, daß auf der Platine des Kombiinsturments irgendwelche Leiterbahnen sehr knapp beieinander liegen und evtl oxidieren.

    Ich dachte, es war auf https://www.f650gs.crossroadz.com.au/ElectronicRepairs.html , aber da find' ich's nicht mehr.
    Die letzten beiden Punkte (Verkleidung und Instrumentenstecker) könnten ein Hinweis sein, daß es trotzdem was mit dem Kombiinstrument zu tun hat.


    Zum TÜV stand Scheinwerfertausch an, also hab ich die Stullendose mal aufgemacht.

    zwei plus zwei ist vier. Alles übrige ergibt sich von selbst (George Orwell)

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  • Was ich nicht gefunden habe, sind zwei übereinander liegende Platinen, die nach Oxidation einen Kurzschluss hätten bilden können, der den Zündfunken stört.
    Also scheint der Artikel, den ich duster im Kopf hatte, sich auf einen anderen Typ bezogen zu haben.


    Die berüchtigten Kondensatoren sind zumindest nicht geplatzt.
    Das Fehlerbild aus diversen anderen Threads hier im Forum passt auch nicht zu meiner Symptomatik.


    20220928_212743_30.jpg


    Im Gehäuse gibt es grüne Brösel.
    Erst habe ich es für Grünspan-Oxidation gehalten, aber ich glaub es ist nur Abrieb vom grünen Platinenmaterial


    20220928_212705_30.jpg


    Am Stecker sieht man Verschmutzung auf der Leiterplan.
    Kann das eingesiffter Kontaktspray sein?
    Krieg ich den wieder weg? Sollte der weg?


    20220928_212608_30.jpg


    Die Lötpunkte der Uhr sind teilweise verdreckt, aber die Uhr funktioniert klaglos.


    20220928_212639_30.jpg


    Auf der Oberseite sieht man, daß der Distanzhalter auf der Platine scheuert und den Lack beschädigt hat.
    Könnte da evtl Feuchtigkeit sich sammeln und einen Kurzschluss bilden?
    Wäre jetzt interessant zu wissen, wo eigentlich das Zündsignal lang läuft.


    20220928_212932_30.jpg


    Im Bereich des Tachos sieht man schwarze rußähnliche Ablagerungen


    20220928_213007_30.jpg


    Blickt man senkrecht auf den Acryl(?)-Distanzhalter, kann man diese schwarze Siffe auch im Spalt zu den Leiterbahnen vermuten


    20220928_213018_30.jpg

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  • Was tun?
    Augen zu, wieder einbauen und hoffen, daß ich nix kaputt gemacht habe?


    Mit irgend einem Reiniger drüber gehen? womit?


    Die LCD's dazu demontieren - mit dem Risiko, eher mehr kaputt zu machen?

    Falls doch, evtl. dann die Leiterbahnen mit Kaptonband o.ä. abdecken?
    Evtl. die Abstandshalter verkleben, damit sie nicht mehr auf den Leiterbahnen scheuern?


    Was kann der schwarze Ruß zwischen Tacho und Kilometer-LCD sein?
    Ich tippe auf Gummiabrieb vom Halter der Instrumentenbeleuchtung.


    Den SMD-Kondensator (oder auch beide) auf Verdacht ersetzen?

    Aber eigentlich hab' ich ja keine Symptomatik mit Prozessorfehler im Instrument.

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  • Was mir noch an möglichen Ursachen eingefallen ist

    • Wasser im Tank - aber hält sich das über mehrere Jahre, bzw sammelt sich immer wieder neu?
    • Macke der Benzinpumpe - aber die klingt beim Start sauber - im Gegensatz zu der von Sohnemann, wo aber der Motor sauber läuft
    • Macke der Einspritzdüse - die hat schon gut 130.000 km drauf - ist das ein Verschleissteil?
    • ??????

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  • Temperatursensor im Luftfilterkasten

    Temperatursensor Kühlmittel

    Haben beide in der Diagnose unauffällige Werte gezeigt
    Erfahrung mit "MotoScan" Diagnosesoftware?

    OK, konnte es sein, daß die nur bei Frost aussetzen :/

    wenn du MotoScan hast ist es doch recht einfach.


    Stell die Dakar über Nacht raus und kontrolliere früh morgens die Temperatur der beiden Sensoren.

    Die Messwerte sollten ungefähr der Lufttemperatur entsprechen. Ist dem so, scheiden die beiden Sensoren mal vorläufig als Ursache aus.

  • Bitte gründlich reinigen die Platine, das wäre das erste was ich machen würde. Und insbesondere, auch wenn es fast unmöglich erscheint, zwischen Platine und dem weißen Stecker schauen, da bildet sich auch gerne Ungemach. Bei mir hatte sich Besserung eingestellt, nachdem ich die Kondensatoren ersetzt habe, aber gerade gestern hatte ich erstmals wieder kurzzeitig, seit langer Zeit, eine erhöhte Leerlaufdrehzahl. Auch hatte ich den Stecker ausgelötet um darunter die Leiterbahnen zu prüfen, wie schon mal angemerkt, ist das bei mir nicht ohne gewesen, sowohl die Lötpunkte der Kondensatoren als auch des Steckers waren ziemlich schwerfällig aus- und wieder einzulöten. Also als aller erstes gründlich reinigen (Isopropanolalkohl Apotheke), Leiterbahnen mit einer Lupe prüfen, definitiv Kondensatoren tauschen, von jemandem der gut löten kann.

    Ich bin zu 100% bei Dir und denke auch, dass die Platine Einfluss auf das Laufverhalten unsere F haben kann.

  • Temperatursensor im Luftfilterkasten

    Temperatursensor Kühlmittel

    + Kabelbaum vom Zündschloss prüfen. Der ist ungünstig verlegt und es kann Dir durchaus passieren das im Bewegungsbereich am Lenkkopf die Adern brechen.

    Gruß Ralf

    Ein Gott ist der Mensch wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt.

    Friedrich Hölderlin

  • Oh ja, Kabelbaumbruch. Hab' ich an der Hupe, steht auch noch auf der Liste, deswegen wurd's gestern auch nix mehr mit TÜV herrichten.

    Wie prüf ich den? frei legen? durch messen und wackeln?


    zwischen Platine und dem weißen Stecker

    .... also am besten den Stecker und die LCD's auslöten?
    oder gleich eine neue Platine? Leebmann will über 400 Öcken dafür....

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  • Wie prüf ich den? frei legen? durch messen und wackeln?

    Zündung einschalten, und dann den Kabelbaum im Lenkkopfbereich bewegen und durchkneten. Wenn dabei das Licht zappelt würde ich die Hülle aufschneiden.

    Wenn Deine LCD-Anzeigen funktionieren bitte nicht auslöten. Davon wird die Platine nicht besser. Vorsichtig reinigen und die LCD-Halter mit einem Tropfen Silikon ankleben reicht aus.


    Stecker vom Kombiinstrument abgezogen - sprang dann an,

    Ich glaube nicht das Du eine neue Platine brauchst.


    Spritfilter rausgeschmissen, Druckregler rauspräpariert, 08/15-Filter in den Schlauch

    Hast Du danach an dem Abgang zur Düse den Druck gemessen. Hat der 08/15-Filter ausreichend Durchsatz?


    Gruß Ralf

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    Friedrich Hölderlin

  • der Filter ist ein Filtron PS881 umgeschlüsselt von einer Empfehlung "Mahle KL145" für die Boxer. Und auch für den 280er Benz....
    Hab ich auch in der 1150er drin - läuft noch immer 190 damit.

    Druck habe ich bisher noch nicht gemessen, weil nach Filterumbau die Mühle im Sommer astrein lief, zeitweise auch sauber bis 160.

    Aber steht noch auf der To-Do-Liste.


    Die Vorgeschichte hat übrigens schon einen eigenen Faden gesponnen:


    Endera würde mir die Platine schon rinigen, allerdings ohne konkreten Preis.
    Aber die meinen, die Symptome passen eher nicht zu einem Fehler auf der Instrumentenplatine.


    Ich hab' jetzt in der Bucht für 160€ eine quasi neue Platine in einem Unfaller-Gehäuse gekauft. Wenn die wieder 20 Jahre hält, is' gut.

    ....werd' hier noch zum Teiletauscher :giggle:

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    Einmal editiert, zuletzt von wrosner ()

  • Kann mir jemand mit Erfahrungswerten bei der optischen Beurteilung eines Kombiinstrumentes helfen?

    Welch ein heißes Thema dachte ich, 14 Beiträge in einem halben Tag, sind aber fast alle von Dir ...

    Ich hatte das auch mal auseinandergenommen, ist aber schon lange her.

    Aber die meinen, die Symptome passen eher nicht zu einem Fehler auf der Instrumentenplatine.

    Ist auch meine Meinung.

    Ich würde mich bei diesen Symptomen auch nicht gar zu sehr auf das Kombiinstument stürzen, denn das hat mit der Motorsteuerung wenig zu tun, das Motorrad läuft sogar ohne Kombiinstument.


    Die einzige Schnittstelle ist das Drehzahlsignal, doch das wird von der Zündspule abgegriffen, somit müsste der Fehler im Kombiinstrument schon sehr ausgefallen sein, um den Motorlauf zu stören.


    Die berüchtigten Kondensatoren sind zumindest nicht geplatzt.

    Sowas ist auch selten. Thematisiert wird der Kapazitätsverlust, den man ihnen äußerlich nicht ansieht.

    Den SMD-Kondensator (oder auch beide) auf Verdacht ersetzen?

    Defekte Kondensatoren erzeugen sichtbare Fehlfunktionen beim Tacho, also Fehlanzeigen.

    Sie wirken sich ganz sicher nicht auf den Motorlauf aus !

    Verschiedentlich gibt es die Empfehlung, die Elektrolytkondensatoren (das sind keine SMD-Ausführungen) prophylaktisch zu ersetzen, um Schäden an der Tachoeinheit vorzubeugen.

    Wo Du ihn schon mal auf hast, kannst Du das ja auch machen.

    Von weitergehenden Maßnahmen an der Tachoeinheit würde ich absehen - never change a running system.

    Dein Motorlaufproblem dürfte die Maßnahme aber nicht lösen.

  • Die einzige Schnittstelle ist das Drehzahlsignal, doch das wird von der Zündspule abgegriffen, somit müsste der Fehler im Kombiinstrument schon sehr ausgefallen sein, um den Motorlauf zu stören.

    genau das hatte ich von einem (ich glaube englischsprachigem) Thread vor Jahren in Erinnerung:
    Ein nasser beinahe-Kurzschluss im Instrumentensystem beeinträchtigt das Zündsignal.


    Aber ich denke mal, damit so was passieren kann, sind schon Energien am Werk, die ihre Spuren an der Platine sichtbar in Form von Verschmorungen etc hinterlassen müßten, oder?

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  • Nachtrag:

    Die einzige Schnittstelle ist das Drehzahlsignal, doch das wird von der Zündspule abgegriffen, somit müsste der Fehler im Kombiinstrument schon sehr ausgefallen sein, um den Motorlauf zu stören.

    Laut meinem Schaltbild geht diese Leitung an Pin 3 des Steckers am Kombiinsrtument. Ggf. kannst Du die ja mal trennen, um einen Einfluss auszzuschließen.

    Ggf. die zugehörige Leitung auf der Leiterplatte verfolgen - dort aber keinen Rundumschlag machen, wenn keine offensichtlichen Fehler sind.

    Insbesondere würde ich keine Bauteile (außer den Kondensatoren) auslöten, wegen der Gefahr von Schäden.


    Aber ich denke mal, damit so was passieren kann, sind schon Energien am Werk, die ihre Spuren an der Platine sichtbar in Form von Verschmorungen etc hinterlassen müßten, oder?

    Das würde ich zwar auch vermuten, aber nicht darauf verlassen. Im Zweifel mach' den Test mit Trennen des Signals, falls Du nicht in eine ganz andere Richtung suchen willst.


    Ansonsten habe ich einen ähnlichen Beitrag gefunden bzw. einen, der ähnlich sein könnte, leider ohne Einzelheiten zur Lösung:

  • Im Zweifel mach' den Test mit Trennen des Signals, falls Du nicht in eine ganz andere Richtung suchen willst.

    bei einem sauber reproduzierbaren Fehler wär das jetzt naheliegend, aber das "Problemgefühl" stellt sich erst nach ein paar Wochen Fahren wieder ein.

    habe ich einen ähnlichen Beitrag gefunden

    Das bestätigt meine Vermutung der Fehlerklassen:

    • digital, z. B. ein ausgelutschter Kondensator bringt den Prozessor ins Stolpern, und die Anzeige spinnt
    • analog - das Zündsignal wird beeinträchtigt, der Motor spinnt
    • Vodoo - Kabelbrüche, Feuchtigkeit, Wackelkontakte, Mondphasen, Wetterbericht, ....

    Über die ersten beiden freut sich der Techniker, da kommt er mit Messen, Testen, systematischem Denken weiter.
    Der von Dir verlinkte Thread gehört in die Klasse "Vodoo":
    Theorie ist, wenn jeder weiß wie's geht, aber nichts funktioniert.
    Praxis ist, wenn's läuft, aber keiner weiß warum ?(


    Ich wart jetzt auf meine fast neue Instrumentenkombi und werd den Kabelbaum noch mal genauer anschauen, vllt. frei legen.
    Denn wie sonst könnte "Stecker ziehen" oder "Verkleidung abbauen" einen Einfluss auf auf die Laufkultur des Motors haben

    zwei plus zwei ist vier. Alles übrige ergibt sich von selbst (George Orwell)

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  • Ich wart jetzt auf meine fast neue Instrumentenkombi und werd den Kabelbaum noch mal genauer anschauen, vllt. frei legen.

    Das ist ein sehr guter Plan! Das die F auch ohne Tachoeinheit läuft, hatte ich schon wieder verdrängt, dennoch denke ich das es mehr Zusammenhänge gibt zwischen Steuergerät und Tachoplatine, aber da bin ich aktuell zu wenig im Thema, Toby ist ja unser Tachospezialist.

    Das löten fand ich ziemlich schwierig, würde es heute vermutlich nicht noch einmal machen, hingegen die Reinigung, sanft ausgeführt, sich meines Erachtens immer positiv auswirkt auf die Lebensdauer. War erstaunt was da an Rückständen und auch loser Lötzin rumoxidierte, auch wenn der eigentliche Fehler dadurch vermutlich nicht behoben ist.

  • Meine Rallye fährt seit 8 Jahren ohne Platine, ohne jeden Ersatz. Der Stecker ist einfach (mehr oder weniger gut) verpackt im Kabelbaum unter der Batterie versteckt. Einzig das Drehzahl-Signal habe ich für den alten IMO (tachoersatz von touratech) abgezweigt. Inzwischen habe ich zwei kleine Rallye-IMO verbaut, die zeigen eh keine Drehzahl an. Geht auch.


    Mehr kann ich zur Fragestellung nicht beitragen. Toby bestimmt!