Elektrischer Kobold in 95er F...

  • ..., man kennt ihn aus britischen Autos der 60er und 70er und er hörte damals auf den Namen Lucas Elektrik. Viele von den Älteren werden sich vielleicht erinnern. Doch zunächst dazu, wie sich mein Kobold zu erkennen gibt: Ich gehöre zu der Spezies Motorradfahrer die gewohnheitsmässig in der kälteren Jahreszeit beim Starten das Licht ausschalten. Über Sinn und Unsinn lässt sicherlich trefflich streiten, es ist aber nun mal so. Daher passiert es manchmal, dass ich das Licht erst später einschalte, nachdem ich schon die ersten Meter zurückgelegt habe. Natürlich im Hellen häufiger als im Dunkeln. So auch gestern. Ich fahre los und stelle nach ca. 300m fest, dass das Motörchen nicht über 3000 dreht und sich anfühlt, als wäre die Zündung aus. Im Standgas kein Problem: Motor läuft wie immer. 3000 1/min: Motor aus, Standgas: Motor läuft etc., etc, etc. . Bis mir auffällt, dass das Licht noch aus ist. Kann ja nichts mit dem Problem zu tun haben denke ich und schalte es während der (stotternden) Fahrt ein. Erfolg: Freisetzung von ca. 30 PS auf Knopfdruck. Schon reizvoll, aber sicherlich von den Erbauern der F650 nicht in diesem Stil gedacht. Heute morgen das gleiche. Licht während der Fahrt ausschalten, kein Zündstrom, läuft aber noch im Standgas. Wer kann mir den passenden Ansatz für einen Exorzismus in meiner Elektrik verraten???????


    Hilfe!


    Raimund

  • Hallo Raimund,


    zwei Möglichkeiten fallen mir da ein (beides zusammen wäre die dritte):


    - Batterie defekt


    - Laderegler defekt


    Der Regler kann nur anständig arbeiten, wenn er einen entsprechend niedrigen Innenwiderstand im Bordnetz "sieht". Das ist normalerweise die Batterie. Ist sie defekt, müssen hohe Verbraucher (wie zum Beispiel das Licht) als Ersatz für den niedrigen Innenwiderstand herhalten.


    Messe mal die Batteriespannung bei laufendem Motor, mal mit Licht an und mal mit Licht aus. Sollte so bei 14.5 Volt liegen. Ist sie deutlich darüber, liegt sehr wahrschienlich einer der genannten Defekte vor.


    Ulf

  • Vielleicht hast Du auch Glück, und es ist lediglich die Masseverbindung des Reglers lose. Folgende Anschlüße:


    Drei gelbe Kabel gehen über zwei Zwischenstecker (der zweite über der Batterie) ohne weitere Verzweigungen direkt in die Drehstrom-Lichtmaschine


    Ein rotes und ein grünes Kabel (meine ich) sind die geregelte, gleichgerichte Bordspannung. Das ist der zweipolige Stecker.


    Dann müßte da noch ein braunes, einzelnes Kabel in der Nähe der Sicherungen am Rahmen angeschlossen sein, zusammen mit anderen Massekabeln. Da holt sich der Regler sein Referenzpotential her, gegen das er die 14.5 Volt ausregelt. Schau mal, wie gut die Verbindung ist.


    Ulf

  • Hallo Raimund,


    Zitat

    ..., man kennt ihn aus britischen Autos der 60er und 70er und er hörte damals auf den Namen Lucas Elektrik. Viele von den Älteren werden sich vielleicht erinnern.


    Ich frage mich gerade, ob ich auch zu den Älteren gehöre: Mein erstes Motorrad stammte auch aus den 70er-Jahren, allerdings war es nicht britisch.


    <span>Doch zunächst dazu, wie sich mein Kobold zu erkennen gibt[/quote]


    Meiner hatte zwei Pole der Lichtmaschine kurzgeschlossen. Ursache war ein Grat an der Verbindungsstelle des Anschlusskabels an die Wicklung, der sich im Laufe der Zeit (selbstverständlich nach Garantieablauf) durch die Isolierung gedrückt hatte. Zuvor hatte ich mit ständig leerer Batterie zu kämpfen, aber eine Reststromversorgung war mit der intakten Phase ja noch gegeben.


    <span>Ich gehöre zu der Spezies Motorradfahrer die gewohnheitsmässig in der kälteren Jahreszeit beim Starten das Licht ausschalten. Über Sinn und Unsinn lässt sicherlich trefflich streiten, es ist aber nun mal so.[/quote]


    So abwegig ist das sicher nicht, sonst hätte BMW bei den neueren Modellen mit Dauerlicht nicht den Aufwand mit dem Ralais betrieben, der das Licht während des Startens löscht. Es ist nun mal der größte Verbraucher, auf den kurzzeitig verzichtet werden kann.



    <span>schalte es während der (stotternden) Fahrt ein. Erfolg: Freisetzung von ca. 30 PS auf Knopfdruck.
    sicherlich von den Erbauern der F650 nicht in diesem Stil gedacht.[/quote]


    Es gibt ja auch gute Kobolde. Dieser wollte Dich sicherlich von der Fahrt ohne Licht abhalten, was in dieser Jahreszeit wohl nicht ganz unwichtig ist.


    Den Ingenieur interessiert natürlich die Arbeitsweise des Kobolds.


    Ulf hat da ja sicher brauchbare und plausible Hinweise gegeben, zur Ergänzung aber von mir noch etwas:


    Bei meinem erwähnten Alt-Motorrad gab es einen schaltungstechnischen Kniff, der heute wohl nicht mehr üblich ist und vermutlich zur Entlastung des Reglers gedacht war:


    Bei ausgeschaltetem Licht wurde das Motorrad nur von 2 Phasen der Lichtmaschine versorgt, Mit dem Einschalten wurde die 3. Phase zugeschaltet. Sollte das bei Dir auch so sein (ich kenne die Schaltung der Alt-Fs nicht), würde sich diese Eigenheit so auswirken, dass bei Ausfall einer der dauernd benutzten Phasen bei ausgeschaltetem Licht nur eine einzige Phase zur Versorgung beiträgt. Abgesehen vom Fehlen der Leistung bedeutet das auch eine ungeglättete Gleichspannung, d. h. die Spannung ist nicht in jedem Augenblick hoch genug zum Erzeugen des Zündfünkens, was zum Stottern führt, wenn die Leistung der Batterie auch nicht ausreicht. Das Phänomen müsste allerdings auch von einer sich entleerenden Batterie begleitet werden, wenn länger ohne Licht gefahren wird.


    <span>Wer kann mir den passenden Ansatz für einen Exorzismus in meiner Elektrik verraten???????[/quote]


    Gute Kobolde austreiben ? - Na, hoffentlich rächt er sich nicht. Und die Elektrik älterer Motorräder liefert da ja genug Ansatzpunkte ...


    Eckart

  • Hallo Raimund,


    ich würde mich auf die Masseverbindung der Zündung konzentrieren. Typischerweise kommen solche komischen Effekte zustande, wenn man durch das Zuschalten eines weiteren Verbrauchers eine verrottete Verbindung über (nie geplante) Umwege im Kabelbaum wieder halbwegs niederohmig kriegt.


    Viel Glück bei der Analyse


    Manfred

  • So, der Kobold hat mein Fahrzeug verlassen. Offensichtlich hatte er sich im Laderegler unter Sitzbank eingenistet, denn dieser wies auf der Unterseite eine deutlich Beschädigung auf, die wohl das Schlupfloch des kleinen Gesellen war. Ein neuer Laderegler hat das Problem behoben. Es sei denn mein Freund hat sich an anderer Stelle eingenistet...


    Danke für die vielen Tipps


    Raimund