Nachdem ich nun schon 10 Jahre ausschließlich mit der F
unterwegs war, möchte ich die Gelegenheit für einen Erfahrungsbericht nutzen.
Eins sei schonmal vorweg gesagt: Nachdem ich bereits etwa ein Dutzend (12)
Motorräder gefahren habe von Chopper bis Superbike, aber auch einige Enduros
wie z.B. die legendäre XT von Yamaha, muss ich der F 650 ein ganz großes Lob
aussprechen. Sie hat mich bisher nie enttäuscht und sie war so zuverlässig wie
kein anderes Motorrad davor.
Es war Liebe auf den ersten Blick als ich mich vor zehn Jahren für dieses
Motorrad entschieden habe. Das ebenso elegante wie formvollendete Design machte
schon was her und hob sich erfrischend vom Einerlei der Mitbewerber ab.
Mit ihrem kraftvollen Einspritzer und der kultivierten Laufruhe
hatte ich nicht das Gefühl einen Einzylinder zu fahren. Auch die
Endgeschwindigkeit von 180 km/h konnte sich durchaus sehen lassen.
Nachdem die erste Euphorie verflogen war, stellte ich jedoch
sehr bald fest dass auch dieses Motorrad Schwächen hat.
Die Sitzposition ist sehr niedrig und man sitzt im Gegensatz
zu anderen Funbikes eher aufrecht, was bei Autobahnfahrten durch die erhöhte
Windlast ein Problem darstellt.
Ein Gepäckträger existiert nicht wirklich, weil die
Plastikabdeckung hinter der Sitzbank nicht ausreichend Platz bietet und noch
dazu instabil ist. Die Auspuffanlage zu beiden Seiten der Gepäckaufnahme erschwert
zudem den Transport. Ebenso mangelt es an Befestigungsmöglichkeiten. Die
Plastikgriffe zu beiden Seiten eignen sich nicht wirklich dazu.
Der Spritzschutz des Vorderrades hat einen viel zu großen Abstand,
weshalb das Spritzwasser durch den Fahrtwind über den Scheinwerfer und das
Visier fliegt.
Die Verkleidung behindert einfachste Wartungsarbeiten. Um zum
Beispiel an die Batterie zu kommen muss man ettliche Schrauben lösen und die
Verkleidung zerlegen. Die Füllstandsanzeigen sind umständlich angebracht und
schwer einsehbar. Für den Ölstand wünscht man sich eine elektronische Anzeige
und der Kühlwasserstand ist durch die kleine Öffnung an der Verkleidung kaum
sichtbar.
Nicht zuletzt gab es auch lange Zeit ein leichtes Ruckeln im Drehzahlbereich zwischen 3000 und 4000 U/min.
Dazu habe ich keine Ursache gefunden aber mittlerweile fällt mir das nicht mehr auf. Kann aber gut sein dass es an dem defekten Steuerkettenspanner gelegen hat.
Meine F650 GS war damals eine Neuentwicklung und die Mängel
wurden bei Folgemodellen zum Teil behoben.
Doch jetzt zu den Wartungsgeschichten:
Echte Schwachstellen sind die Bremsanlage des Hinterrades
und der Sensor für den Tachoimpuls am Hinterrad.
Der Druckzylinder der Hinterradbremse blockiert irgendwann
den Bremsdruck und die Rückholfeder schafft es offensichtlich nicht mehr den
Ausgleichsbehälter freizugeben, weshalb es zur Blockade der Bremszange führt
und das kostet Beläge und Scheibenabrieb. Diesen Druckzylinder am rechten
Bremspedal habe ich bereits mehrmals erneuern müssen und mittlerweile habe ich
auch schon die dritte Bremsanlage eingebaut samt Bremsscheibe.
Der Tachosensor oder auch ABS-Sensor wenn man denn ABS hat
ist ebenso anfällig. Irgendwann misst er keinen Impuls mehr auf der
Stroboskopscheibe des Hinterrades und kann nur noch ausgetauscht werden. Ich
hab schon den vierten drin. Spätestens wenn der Tacho streikt weiß ich bereits
aus Erfahrung, es ist wieder an der Zeit den Sensor zu tauschen.
Was sonst noch kaputt ging in den zehn Jahren:
Ich muss voranschicken dass ich das Motorrad nicht
regelmäßig warten lasse und auch sonst nicht gerade zimperlich bin in Wartung
und Pflege, weshalb der ein oder andere hier im Forum vielleicht die Nase
rümpfen wird, aber dadurch werden auch Schwachstellen entlarvt, die ansonsten
vielleicht bei der Inspektion beseitigt würden-Ich bin auch kein Saisonfahrer
und melde mein Motorrad auch im Winter nicht ab.
Die Kupplung machte schon nach kurzer Zeit Probleme weil sie
bei hohen Geschwindigkeiten zwischen 140 und 180 bergauf anfing zu schwächeln.
Mittlerweile macht sie das ständig. Manche sagen es hätte etwas mit der
Viskosität des Getriebeöls zu tun da die Kupplung ja in Öl gelagert ist. Ich
habe schon die unterschiedlichsten Viskositäten benutzt ohne Erfolg. Ich habe
den Eindruck, es gibt eine Resonanz des Motors, die sich auf die Kupplung
überträgt, weshalb es bei dieser Übersetzung im letzten Gang bei einer
bestimmten Drehzahl zu Haftproblemen der Kupplungsscheiben führt.
Der Luftmassesensor am Lufteinlassschacht des Luftfilters
lieferte falsche Werte und ließ vor allem bei niedrigen Temperaturen den Motor
unrund laufen. Er musste erneuert werden.
Die Rückspiegel waren von Anfang an ein Problem, da sie auf
der Autobahn durch den Winddruck einklappten. Auch Ersatzspiegel zeigten schon
nach kurzer Zeit den gleichen Effekt.
Die Kontakte der Schalter am Lenkrad wie Notaus und Fernlicht
gaben ihren Geist auf und mussten erneuert werden. Ebenso die beheizten Griffe,
die ich wegen der Abnutzung des Gummis durch Universalgriffe ersetzt habe. Ich
kann nur jedem empfehlen die Originalgriffe zu verwenden, da der Umbau oft
nicht richtig passt und entweder hängen bleibt oder durchrutscht.
Der Gaszug riss am Gasgriff durch Abnutzung des Aufnahmebolzens
und Ummantelung.
Die Steuerkette machte irgendwann Probleme weil der
Steuerkettenspanner den Geist aufgab. Das äußerte sich durch Fehlzündungen und
Ruckeln des Motors.
Der Kühler bekam einen Riss und leckte bei hohen
Temperaturen. Das fehlende Kühlwasser wurde jedoch nicht in der Füllstandanzeige
sichtbar weil sich durch den Riss kein Unterdruck im Kühlsystem mehr gab und
der Ausgleichsbehälter daher keinen Nachschub liefern konnte. Meiner Meinung
nach ist dieses Kühlsystem damit eine Fehlkonstruktion. Was nützt mir ein
Ausgleichsbehälter der bei Undichtigkeit seinen Dienst verweigert gerade dann
wenn er am nötigsten gebraucht wird?
Und schließlich noch erhöhte Abgaswerte bei der ASU durch
einen Kabelbruch an der Lambdasonde.
Alles in Allem keine großen Geschichten. Der Ölverbrauch ist
kaum messbar und auch sonst hatte ich selten Wartungsprobleme, bis auf die
Batterie. Nervig nur wenn man für alles was man macht erst mal die Verkleidung
abbauen muss. Vieles ist schwer erreichbar und man bricht sich die Finger.
Dennoch war der Kauf der F650Gs keine Fehlentscheidung was
man schon daran sieht dass sie nach zehn Jahren ohne regelmäßige Inspektion
immer noch läuft wie Schmidts Katze.
In diesem Sinne wünsche ich allen hier "Allzeit gute Fahrt"