Gibt hier wer Zwischengas ?
Eckart
"Zwischen"gas ist beim Motorrad nur bei Rückschaltungen angebracht, da zwischen den Gängen gar kein definierter Leerlauf existiert, in dem das Zwischengas bei Hochschaltungen etwas sinnvolles an der Getriebeeingangswelle bewirken könnte.
Beim Hochschalten hilft Gaswegnehmen, da die Drehzahl des Getriebeeingangs für den neuen Gang abgesenkt werden muss. Bei leicht vorgespanntem Schalthebel reicht die Momentabnahme Richtung Null, dass die Klauenverbindung des alten Gangs sich öffnet. Wie das Zähnepaar des neuen Gangs ineinander findet, hängt jetzt von verschiedenen Vorgängen ab. Wie stark wurde das Motormoment reduziert? Wie steil ist damit der fallende Motordrehzahlgradient? Wie stark wird am Schalthebel gezogen, d.h. wie schnell bewegt sich die Schaltklaue? Wie hoch ist das übertragene Moment an der Kupplung. ist sie ganz offen, nur teilweise oder ganz zu? Davon hängt ab, bei welcher Differenzdrehzahl die Klauen-Verzahnungen des neuen Gangs aufeinandertreffen. Ob sie gleich ineinander flutschen oder erst noch etwas ratschen. Und wie groß der Stoß beim finalen Einfallen ist. Die Stärke des Stosses wird natürlich auch vom Kupplungszustand beeinflußt. Ist diese geschlossen, wird bei gleicher Differenzdrehzahl der Stoß heftiger ausfallen als bei offener Kupplung, da der ganze Motor mit seiner Massenträgheit dran hängt. Bei offener Kupplung trägt nur die Massenträgheit des Getriebeeingangs plus das Schleppmoment der offenen Kupplung dazu bei.
Beim Zurückschalten kann in der Tat etwas "Zwischen"-Gas geben helfen, um den Stoß zu mildern. Zum Öffnen der Klaue muss allerdings zuerst Gas weggenommen oder die Kupplung geöffnet werden, um das übertragene Drehmoment zu reduzieren. Sonst löst sich die Klauenverbindung nur widerwillig bzw. mit Gewalt. Das folgende Gasgeben dient der Drehzahlanpassung des Getriebeeingangs. Auch hier bestimmt wieder das komplexe Zusammenspiel aus Kraft am Schalthebel, Betätigung der Kupplung und Drehzahlverlauf des Motors, mit welcher Drehzahl die Klauen des neuen Gangs auf einandertreffen. Und damit, wie groß der entstehende Stoß ist.
Natürlich ist das auch von Motorrad zu Motorrad verschieden. Verschiedene Gangsprünge, verschieden große Massenträgheiten, verschiedene Lagerungskonzepte und Getriebegehäuse, verschiedene Motorlagerungen im Rahmen (fest oder in Gummi), ...
All das beeinflußt auch, wie stark die Stöße empfunden werden.
Da zwischen den Gängen kein anwählbarer Leerlauf ist, findet der Übergang vom alten in den neuen Gang sehr schnell statt und die begleitenden Vorgänge wie Gasgeben, -wegnehmen, Kupplung betätigen überlappen einander zeitlich. Deshalb bedarf es auch einiger Übung, dis sich Schaltungen reproduzierbar weich anfühlen.
Um auf die Frage zurück zu kommen. Ich gebe (Zwischen)-Gas beim Zurückschalten. Und wenn ich mich genau beobachte, dann ist die Betätigung der Kupplung bei Schaltungen oft so reduziert, dass diese vermutlich nur wenig öffnet.