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Hallo Leute ich bin neu hier und find´s echt gut das es so ein Forum gibt.
Habe mir heute eine F650GS Dakar gekauft und gleich ein Problem (wenn es den eins ist) festgestellt das mich sehr Verwirt!
Als ich mit der Dakar über die Autobahn heimgefahren bin musste ich folgendes feststellen:
Wenn ich 140km/h fuhr bei 6000u/min und dann noch mal Gas gebe geht erst mal die Drehzahl richtig hoch bis ca 7200u/min ohne das das Motorrad beschleunigt und dann bei 7200 beschleunigt sie plötzlich wieder die Drehzahl geht sogar wieder runter auf ca 6500 und zieht dann wieder schön durch.
Wenn Ab 140km/h die Drehzahl hoch geht die Geschwindigkeit aber nicht kommt es mir so ähnlich vor wie wenn man die Kupplung schleifen lässt. Und dann ab 7200 wieder los lässt!?
Klingt sehr nach durchrutschender Kupplung.
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Das kann doch aber nicht die Kupplung sein oder? Die würde wenn sie rutscht doch ehr beim anfahren rutschen?
Beim Anfahren rutscht sie eh immer.
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Hallo Frank,
ein bisschen Erklärung zur Physik des Vorgangs:
Das Paket der Stahl- und Belaglamellen wird durch die Kupplungsfedern mit einer gewissen Anpresskraft zusammengepresst. Abhängig von vielen Parametern ergibt sich ein übertragbares Moment Mkupplmax.
Mkupplmax = F * mue * n * Rreib
F ist die Anpresskraft, konstruktiv vorgegeben durch die Vorspannung der Federn bei geschlossener Kupplung.
mue ist der Reibwert (Verhältnis zwischen Umfangs- und Anpresskraft, kann zwischen 0,1 und 0,16 liegen).
n ist die Anzahl der Kontaktflächen zwischen Belag- und Stahlflächen.
Rreib ist der mittlere Reibradius der Belaglamellen.
Die letzten beiden Parameter können sich während des Betriebs gar nicht oder nur um wenige Prozent ändern (Tellerung der Beläge).
Die Anpresskraft kann sich durch Verschleiss der Beläge oder Warmsetzen der Federn (Federsteifigkeit lässt nach) verkleinern.
Der unsicherste Kandidat ist der Reibwert, der vom Belag der Oberfläche der Stahllamellen, der Ölsorte und der Ölalterung (Additive) und der Temperatur abhängt. Ein Öl für Motorräder mit einem Ölkreislauf ist ein Kompromiss, um den Anforderungen des Motors, des Getriebes und der Kupplung zu genügen. Nicht aus Spass füllt man bei Autos in den Motor ein anderes Öl als in das Getriebe.
Das Problem einer durchrutschenden Kupplung wegen zu geringer Übertragungsfähigkeit äussert sich immer im höchsten Gang am deutlichsten. Noch mal ein bisschen Physik dazu:
Das vom Motor an der Kurbelwelle erzeugte Moment teilt sich je nach Betriebszustand in verschiedene Anteile auf. Bei Konstantfahrt enspricht es genau dem Fahrwiderstand plus den Verlusten im Antriebsstrang. Wenn Du jetzt Gas gibst, hast Du ein Überschussmoment, das dazu benutzt wird, das Motorrad zu beschleunigen und die Drehzahl aller drehenden Teile zu erhöhen. Dazu gehören beide Räder (ausser beim Wheelie :-)), Kette, Getriebe, Kupplung und der Motor selbst.
Der Teil des Moments, der benutzt wird, die Drehzahl der vor der Kupplung liegenden Teile zu erhöhen, muss nicht von der Kupplung übertragen werden.
Mit kurzen simplen Worten: Bei gleichem Moment des Motors wird die Kupplung um so eher rutschen, je langsamer die Drehzahl des Motors steigt.
Der Motor hat bei ca. 5000/min sein maximales Moment, mit steigender Drehzahl sinkt es. Daher greift die Kupplung bei höherer Drehzahl wieder; sie kann jetzt das gesunkene Motormoment wieder voll übertragen.
Jetzt zum praktischen Teil:
1.) Stimmt das Spiel Deines Kupplungszuges? Ist er leichtgängig? Sonst geht dir hier schon ein Teil der Anpresskraft flöten. Wäre die schönste, weil schnell und einfach zu behebende Ursache
2.) Hast Du Öl drin, das nicht für Motorräder mit Ölbadkupplungen spezifiziert ist. Wenn ja raus damit und zugelassenes Öl rein (siehe Inspektionsheft Seite 62). Die ersten 100 bis 150 km in grossen Gängen Vollgas vermeiden. Es dauert ein par zig Schaltungen, bis die alten Additive (die für den zu geringen Reibwert verantwortlich sind) aus den Belägen ausgeschwemmt sind. Sollte das Problem dann noch bestehen, sind wir bei Fall 3.
3) Die Kupplung ist hinüber und es müssen Teile getauscht werden. Auf alle Fälle das komplette Lamellenpaket (Stahl- und Belaglamellen). Je nach Zustand auch die Federn. Bei deutlichem Verschleiss auch der Kupplungskorb und Druckplatte. Wenn es nicht eindeutig ein Verschleissproblem war, Ölwechsel nicht vergessen (siehe 2.).
Fall 1 kannst Du mit ein bisschen technischem Geschick selbst prüfen. Wenn nicht gehe wie in Fall 2 und 3 zu dem Händler und schildere ihm den Fall. Ob er dann gleich die Kupplung repariert oder erst nur einen Ölwechsel macht, weiß ich nicht. Und ob Du gleich eine Kupplungsreparatur verlangen kannst, auch nicht. Bin kein Rechtsexperte.
Aber den Schaden muss er beheben. Du hast schliesslich 6 Monate Gewährleistung.
Ich hoffe ich konnte Dir helfen. Kannst ja mal posten, wie es ausgegangen ist.
Gruß
Dieter