Bremskraftverteilung

  • Hi!


    Weiter unten haben ja einige recht viel geschrieben über die ideale Bremskraftverteilung. Ein Poster bezog sich auf Diagramme von PKWs. Leider muß ich hier ein bißchen widersprechen:
    Bei einem PKW ist die 'dynamische Radlastverteilung' weit geringer als beim Mopped. IOW: Kein PKW schafft es, so stark zu bremsen, daß die Hinterräder hoch kommen, Motorräder schaffen das schon.
    Bei PKWs sind die Hinterräder also immer am Boden, und es ist klar, daß es Blödsinn wäre, diese nicht zu bremsen.


    Beim Motorrad sieht das anders aus: Die Idealbremsung ist so, daß vorne so stark gebremst wird, daß das HR fast abhebt. Das HR muß so weit entlastet sein, daß es keine Bremswirkung mehr übertragen könnte.
    Warum sollte man vorne weniger bremsen? Verschenkte Bremskraft, die man (nur vielleicht) hinten wieder reinholen kann. Das ist doch Unfug.


    Soweit die Theorie. In der Praxis kommt noch hinzu, daß es einfacher ist, sich auf eine Bremse zu konzentrieren und daß man vorne besser dosieren kann.


    Bei ABS aber eh egal - da heißt es: vorne und hinten dicht.


    Thomas

  • nochmal kurz:


    erstens macht man nicht immer eine vollbremsung, sondern verzögert das moped beispielsweise vor eienr kurve stark. hier sind kontrolle und neutrales fahrwerk gefragt, also UNBEDINGT mit beiden bremsen verzögern.


    bei einer vollbremsung wird durch die hinterbremse ("versteifung" des fahrwerkes) das einsinken der gabel verzögert und damit neuerlich ein neutraleres fahrwerk erreicht (auch und besonders wenn die volle bremskraft vorne nicht erreicht wird....nicht jeder kann das aus dem stegreif).
    also auch hier: hinten mitbremsen!!!


    daß bei maximalster verzögerung das hinterrad keine tats. rolle bei der alleinigen beurteilung der bremskraft spielt, wurde schon gesagt.

  • > erstens macht man nicht immer eine vollbremsung,
    sondern verzögert das moped beispielsweise vor
    eienr kurve stark. hier sind kontrolle und neutrales
    fahrwerk gefragt,


    Soweit okay.


    also UNBEDINGT mit beiden bremsen verzögern.


    Dieser Punkt erschließt sich jedoch aus dem oben gesagten nicht. Meine Fragen:
    - Warum soll ein Fahrwerk, das nur vorne gebremst wird, unruhiger sein?
    - Warum soll sich diese Unruhe vertreiben lassen, wenn man hinten mitbremst?


    bei einer vollbremsung wird durch die hinterbremse
    ("versteifung" des fahrwerkes) das einsinken der gabel
    verzögert


    Wieso "verzögert"? Wenn überhaupt ein Effekt beobachtbar wird, dann der, daß die Gabel vorne "nicht so weit" eintaucht. Und sogar da habe ich meine Zweifel. Der Schwerpunkt wandert auch dann nach vorne, wenn man nur hinten bremst.
    Zudem muß ich mich fragen, was an einer weit eingetauchten Gabel denn schlecht sein soll. Wenn Feder- oder Dämpfereigenschaften merkbar nachlassen, sollte man sich ein neues Krad kaufen.


    daß bei maximalster verzögerung das hinterrad keine
    tats. rolle bei der alleinigen beurteilung der
    bremskraft spielt, wurde schon gesagt.


    Richtig. Aber die Fragestellung nach 'neutralem' Fahrwerk finde ich irgendwie seltsam. Eine CBR600 stell ich aufs [lexicon]Vorderrad[/lexicon], ohne daß etwas wackelt oder zappelt. Das scharfe Anbremsen an Kurven ist also nicht so das Problem.
    Fahrerisch ist es jedoch recht anspruchsvoll, die Bremse dann kontinuierlich so zu öffnen, daß man auch mit zunehmender Schräglage im Kammerschen Kreis bleibt.


    Ich sehe immer noch nicht, warum ich hinten irgenwas bremsen soll.


    Ach ja - ich glaube Max Biaggi bremst hinten mit. Aber nur beim Rausbeschleunigen aus der Kurve. Weil deren 2-Takter so hohe Drehzahlen haben, ist es recht gefährlich, bei einem rutschenden Hinterrad einfach vom Gas zu gehen. Er bremst dann leicht und bleibt am Gas.


    Zu mehr benutztn AFAIK Profis die HR-Bremse nicht.



    Thomas

  • Hi Thomas,
    was willst Du uns eigentlich sagen??
    Dass man hinten nicht bremsen muss?
    Rein theoretisch magst Du vieleicht Recht haben, aber die Praxis eines Nichtprofis sieht doch anders aus, zumal es sich mein der F650 ja nicht um einen Zweitakter handelt.
    Ich bin übrigens 20 Jahre fast nur mit der Hinterradbremse gefahren, war allerdings eine Vespa, aber immerhin Zweitakter, :) .
    In der Praxis nämlich kommt man ohne ABS und als Nichtprofi kaum an die Haftgrenze des VR, so dass das HR durchaus noch Bodenkontakt hat und somit sich eine Verzögerung hinten auch in der Mitte bemerkbar macht.
    Wie dem auch sei, ich hoffe dass man immer so kontrolliert Bremsen kann, dass man beide Bremsen sinnvoll koordinieren kann.
    Denn im Schreck hilft nur ABS.
    Gruss Jan

  • Hi!


    was willst Du uns eigentlich sagen??
    Dass man hinten nicht bremsen muss?


    Ja.
    Das hört sich jetzt vielleicht vermessen an - soll es aber nicht sein. Ich habe mich ja schon auf den Thread weiter unten bezogen und hab mir beim Lesen des selbigen meinen Kommentar verbissen. Bis ich dieses Wochenende einen Beinahe-Unfall gesehen habe, bei dem der Roller-Fahrer offensichtlich nur hinten bremste.
    Jetzt hab ich mir gesagt: Das unten geschriebene will ich so nicht stehen lassen. Das gehört vielleicht auch noch von meiner Sichtweise diskutiert. Denn Bremsen ist lebenswichtig.


    Rein theoretisch magst Du vieleicht Recht haben, aber die Praxis eines
    Nichtprofis sieht doch anders aus,


    Und genau DAS will ich erklärt haben. Warum arbeiten Profis mit einer Bremse und Nichtprofis sollen ihr sowieso beschränktes Können noch auf 2 Bremsen verteilen?


    zumal es sich mein der F650 ja nicht
    um einen Zweitakter handelt.


    Das spielt nur dann eine Rolle, wenn der Motor nicht ausgekuppelt ist. Wenn wir von der perfekten Bremsung noch 100 Meter weg sind, dann sind SOLCHE Unterschiede noch nicht mal am Horizont erahnbar.


    Ich bin übrigens 20 Jahre fast nur mit der Hinterradbremse
    gefahren, war allerdings eine Vespa, aber immerhin Zweitakter, :)


    Ich kenne die Dinger. Die Vorderradbremse hat dort ihren Namen nicht verdient. Die Technik ist weiter. Früher bremste man fast nur hinten. Heute bremst man fast nur vorne.


    In der Praxis nämlich kommt man ohne ABS und als Nichtprofi kaum
    an die Haftgrenze des VR,


    Weia - das hab ich ja schon in der Fahrschule geschafft. Auf einer Viagra oder wie diese Potenzchopper heißt.
    Das war natürlich auf dem Übungsplatz. Auf der Straße hab ich es in Schreckmomenten nicht hinbekommen. DER Punkt für ABS.
    Aber jetzt mal ohne ABS - in Schreckmomenten ist man überfordert. Da bekommt man wohl schlecht eine Idealbremsung hin. In so fern ist hinten mitbremsen schon eine Idee.
    Aber ich warne davor, auch nur 5% der Konzentration nach hinten wandern zu lassen. Das wichtige Rad ist vorne. DAS muß gut gebremst werden.
    Man kann also (wie es früher oft gefordert wurde) "hinten voll, vorne doll" bremsen. Aber dann bitte hinten voll durchtreten. Oder hinten ein bißchen treten. Irgendwas konstantes. Bloß nicht versuchen, hinten zu DOSIEREN. DER Gehirnschmalz ist vorne einfach besser aufgehoben.


    Meine persönliche Erfahrung ist die, daß das Hinterrad früher oder später blockiert, wenn man eine Idealbremsung versucht. Weil es eben immer mehr entlastet wird, je besser die Bremsung wird. Dieses Blockieren hat bei mir immer eine gewisse Irritation ausgelöst. Die Bremsung wird unsicher. Von 'Neutralität' keine Spur.
    Das, was mich die HR-Bremse Aufmerksamkeit gekostet und Unsicherheit gebracht hat, holt sie an Bremsweg (oder 'Fahrwerksneutralität') nie und nimmer rein.


    Auch auf Sicherheitstrainings wird immer wieder gelehrt, die HR-Bremse bleiben zu lassen.


    Wie dem auch sei, ich hoffe dass man immer so kontrolliert
    Bremsen kann, dass man beide Bremsen sinnvoll koordinieren kann.


    IMHO aussichtslos.


    Denn im Schreck hilft nur ABS.


    Jau.



    Thomas

  • Moin ersma


    Mein Vorschlag:
    Zwei gleiche Moppeds, ein Vorderradbremser , ein Hinterradmitbremser und 100 Vergleichsbremmsungen auf trockener und nasser Straße!


    Schickt mir die Ergebnisse!!


    Bis dahin bremse ich mit ABS vorne und hinten bis zum Anschlag gezogen wenn's sein muß (musste es vor zwei Wochen)
    ..und für meinen Teil weiss ich, das ich's ohne ABS nicht besser könnte, auf nasser Straße schon garnicht.


    Grüssle Brauni

  • >> bei einer vollbremsung wird durch die hinterbremse
    > ("versteifung" des fahrwerkes) das einsinken der gabel
    > verzögert


    Wieso "verzögert"? Wenn überhaupt ein Effekt beobachtbar
    wird, dann der, daß die Gabel vorne "nicht so weit"
    eintaucht. Und sogar da habe ich meine Zweifel


    Hallo Thomas,


    dann probier doch einfach mal aus, was die Gabel macht, wenn Du nur vorne bremst, oder beides zusammen. Ich meine jetzt ein ganz normales, gemütliches Bremsmanöver. Wenn Du vorne nicht gerade brettharte Super"sportler" Federn und Dämpfer hast wird Dein Hobel bei alleiniger Benutzung der Vorderradbremse deutlich stärker eintauchen, als bei Benutzung beider Bremsen. Das merke sogar ich mit lediglich 20000 km Fahrpraxis!


    Eine Benutzung der Hinterradbremse läßt außerdem das Hinterrad eintauchen, streckt den Radstand (stabilisierender "Choppereffekt") und senkt den Schwerpunkt (!) was alles zusammen den Punkt, ab dem man einen Purzelbaum vorwärts schlägt, nach "später" verschiebt.


    Als Gebückter auf einer CBR 600 (tolles Straßenfahrwerk) hat man natürlich eh schon einen niedrigen Schwerpunkt. Und vermutlich ein deutlich härter abgestimmtes Fahrwerk, sodaß die Effekte nicht so offensichtlich sind. Aber sie sind vorhanden!


    Fahrerisch ist es jedoch recht anspruchsvoll,
    die Bremse dann kontinuierlich so zu öffnen,
    daß man auch mit zunehmender Schräglage im
    Kammerschen Kreis bleibt


    Was meinst Du mit "Bremse öffnen"? Die Bremskraft reduzieren? Dann nimmt die vom Reifen aufbringbare Seitenkraft <u>zu</u> (Kamm'scher Kreis), sodaß die zunehmende Schräglage "nur" eine Frage des Mutes ist. Reifen und Maschine gebens auf jeden Fall her.


    Ulf

  • noch ein allerletztes mal...!


    ich habe zuvor NICHT von der vollbremsung in gefahrensituation gesprochen. da bringt die hinterbremse kaum was...oder vielleicht gar nichts. sondern vom normalen anbremsen bsp. einer kurve.
    probiers mit vorderbremse allein. überhaupt, wenn du lange federwege hast. dann geht die kiste vorne derart schnell in die knie, daß ganz einfach feedback verlorengeht. das ist unbestreitbar.
    probier mal geradeaus zu fahren und betätige leicht die hinterbremse. das heck sinkt ein. dementsprechend verschiebt sich die geometrie in richtung lang.
    das wirkt nat. genauso, wenn du normal mit beiden bremsen anbremst.


    ich kann ohne hinterbremse kaum fahren......
    sorry, aber ich kann´s nicht


    adventurer

  • Hi!


    ich habe zuvor NICHT von der vollbremsung in
    gefahrensituation gesprochen. da bringt die
    hinterbremse kaum was...oder vielleicht gar
    nichts.


    Okay. Hab wohl was falsch verstanden.


    probiers mit vorderbremse allein. überhaupt, wenn du
    lange federwege hast. dann geht die kiste vorne derart
    schnell in die knie, daß ganz einfach feedback
    verlorengeht. das ist unbestreitbar.


    Möglich. Wäre mir aber nicht geheuer. Da sollten progressive Federn was bringen.



    Thomas

  • Hi!


    dann probier doch einfach mal aus, was die Gabel macht,
    wenn Du nur vorne bremst, oder beides zusammen. Ich meine
    jetzt ein ganz normales, gemütliches Bremsmanöver. Wenn
    Du vorne nicht gerade brettharte Super"sportler" Federn
    und Dämpfer hast wird Dein Hobel bei alleiniger Benutzung
    der Vorderradbremse deutlich stärker eintauchen, als bei
    Benutzung beider Bremsen.


    Ja, glaube ich Dir. Ich fahre/fuhr allerdings nur Supersportler, da isses net so wild. Aber das Eintauchen muß ja nicht negativ sein, oder?


    Eine Benutzung der Hinterradbremse läßt außerdem das Hinterrad
    eintauchen,


    Hmm. Bezweifel ich. Egal welches Rad bremst - der Schwerpunkt wandert nach vorne. Es resultiert nämlich eigentlich eine Rotationskraft. Bei einer VR-Bremsung um das VR (->Überschlag), bei dem HR eben um die HR-Achse.


    Subjektiv mag das Krad hinten in die Federn gehen, okay. Subjektive Eindrücke haben aber mit Fahrdynamik nicht viel zu tun.


    streckt den Radstand (stabilisierender "Choppereffekt")


    Dann ist wohl der Rahmen zu weich, wenn er gestreckt wird.


    Im Ernst: Es ist wahr, daß da ein anderes Gefühl aufkommt. Vorne bremst man recht viel und das Heck drückt wie Sau. Wenn man hinten bremst, drückts immer noch, aber nicht mehr 'wie Sau'.


    Das fühlt sich dann wie 'Langziehen' an. Würde wohl wirklich ein Langziehen sein, wenn man hinten mehr bremst, als vorne.


    Für Alltagsbremsungen tuts das auch. Jedoch ändert sich das, wenn stark gebremst werden muß. Dann blockierts hinten. Das Langziehen, das Du erwartest, bleibt aus. Der Gyroskopische Effekt des HR, mit dem Du auch immer gerechnet hast bleibt aus. Auch das friedliche Hinterherrollen des HR bleibt ebenfalls aus. Stattdessen versucht das HR, das VR zu überholen. Wegen der Blockierung hat es keine Seitenführungskräfte mehr (wandert seitlich) und bremst weniger als das VR (Haftreibung-Gleitreibung). Das HR kommt vor, die Maschine stellt sich quer. Highsidergefahr.


    Alles, was Dir bis jetzt eine ruhige Bremsung ermöglichte, fehlt. Dazu kommt noch ein Effekt, den Du noch nie in dieser Tragweite gespürt hast.


    Mit anderen Worten: Von den Alltagsbremsungen bist Du ein ruhigeres Verhalten gewohnt als ich. Wenns wirklich drauf ankommt BEKOMMST Du aber ein wilderes Verhalten als ich.


    Das Bike verhält sich also bei Dir plötzlich ganz anders. Wilder. Gefährlich sowas.


    und senkt den Schwerpunkt (!) was alles zusammen den Punkt, ab dem man einen Purzelbaum vorwärts schlägt, nach "später" verschiebt.


    Purzelbaum ist die Ausnahme, meist rutscht das VR und man liegt auf der Fresse, bevor man merkt was los ist.
    Aber gut - egal wie man es sieht: Der Punkt, wann das VR seine Rolltätigkeit einstellt ist unabhängig von der HR-Bremse. Es hängt hauptsächlich von der Bremswirkung am VR ab.


    Hättest Du recht, müßte ja folgendes gehen:
    Ich bremse vorne stark, kurz bevor das HR abhebt. Nun bremse ich zusätzlich noch hinten und <denkfehler> der Schwerpunkt wandert nach hinten </denkfehler> jetzt kann ich vorne noch stärker bremsen, weil der Schwerpunkt hinten ist


    Als Ergänzung könnte man hinten unendlich stark bremsen, denn je mehr man bremst, desto weiter wandert der Schwerpunkt nach hinten. Die einzige Gefahr wäre ein Brems-wheelie.


    > Fahrerisch ist es jedoch recht anspruchsvoll,
    > die Bremse dann kontinuierlich so zu öffnen,
    > daß man auch mit zunehmender Schräglage im
    > Kammerschen Kreis bleibt
    Was meinst Du mit "Bremse öffnen"? Die Bremskraft reduzieren?


    Ja.


    Dann nimmt die vom Reifen aufbringbare Seitenkraft <u>zu</u>
    (Kamm'scher Kreis), sodaß die zunehmende Schräglage "nur" eine
    Frage des Mutes ist. Reifen und Maschine gebens auf jeden Fall her.


    Ja. Sag das meinem Popometer
    Die Frage ist auch, wieviel Bremskraft jetzt wieviel Schräglage entspricht. D.h. ein bißchen nachlassen und gut reinlegen führt in die Wiese. Die Balance zu finden kostet - Mut, Geld, Schmerz


    Thomas

  • Hi nochmal,
    Thomas, es ist doch eigentlich ganz einfach:
    Wenn Du nur hinten bremst, zieht alles was vor der Hinterachse liegt an dieser nach vorne, wenn Du nur vorne bremst Drückt alles hinter der Vorderachse auf diese.
    Und was glaubst Du, warum Kinder ihren Schlitten den Berg rauf ziehen und nicht schieben.
    Und es ist tatsächlich so, dass wenn Du nur hinten bremst, die Karre quasi in die Hocke geht (Bei den alten BMW Boxern war es bei der Beschleunigung nämlich genau umgekehrt)
    Das lässt sich bei einem Auto mit einer Handbremse, die nur hinten angreift am besten demonstrieren. Zieh mal bei leichter Fahrt im Leerlauf die Handbremse; das Heck geht in die Knie.
    Was Deine Aussagen zur Bremstechnik sonst anbelangt, kann ich Dir nur zustimmen.
    Die beste Technik allerdings findet im Kopf statt:
    Vollbremsung durch vorausschauendes, intuitives, waches fahren möglichst zu vermeiden.
    Gruss nochmal
    Jan

  • >> Fahrerisch ist es jedoch recht anspruchsvoll,
    > die Bremse dann kontinuierlich so zu öffnen,
    > daß man auch mit zunehmender Schräglage im
    > Kammerschen Kreis bleibt


    Thomas, das ist Quatsch mit Soße, die Du da schreibts.

  • >>> Fahrerisch ist es jedoch recht anspruchsvoll,
    >> die Bremse dann kontinuierlich so zu öffnen,
    >> daß man auch mit zunehmender Schräglage im
    >> Kammerschen Kreis bleibt
    Thomas, das ist Quatsch mit Soße, die Du da schreibts.


    Sag mal, wie kommst Du darauf, daß ich hier falsch liege? Ein bißchen Argumentation ist doch eigentlich schon zu erwarten. Aber naja - Pisa...


    Also nochmal: Beim scharfen Anbremsen vor einer Kurve, ohne jegliche Schräglage kann ich 100% des Haftreibung des Reifens zur Bremsung nutzen. Beginne ich mich jedoch, in die Kurve zu legen, muß ich bei geringer Schräglage leicht, bei zunehmender Schräglage immer mehr von der Bremse gehen.


    Ich darf dem Reifen weniger Bremskraft abverlangen, da er jetzt einen Teil seiner Haftreibung für die Seitenführung benötigt. Und je mehr ich mich in die Kurve lege, desto mehr Seitenführungskraft muß der Reifen aufbringen können und umso weniger darf ich bremsen.


    Im Extremfall der maximalen Schräglage darf ich also faktisch überhaupt nicht bremsen.


    Was ist jetzt hier Quatsch mit Soße?



    Thomas

  • >>>> Fahrerisch ist es jedoch recht anspruchsvoll,
    >>> die Bremse dann kontinuierlich so zu öffnen,
    >>> daß man auch mit zunehmender Schräglage im
    >>> Kammerschen Kreis bleibt


    > Thomas, das ist Quatsch mit Soße, die Du da schreibts.


    Was ist jetzt hier Quatsch mit Soße?



    Thomas, es gilt


    F<sub>seite</sub>2 + F<sub>längs</sub>2 ≈ const


    Wenn Du also die Bremse öffnest, steht Dir sämtliche Reifenkraft für die Seitenkraft zur Verfügung. Das erfordert keinerlei "fahrerischen Anspruch". Du bleibst ganz von alleine (wie Du sagst) "im Kammerschen Kreis". Ich glaube nicht, daß Du wirklich begriffen hast, was Du da schreibst.


    Vielleicht bist Du ein Poser, vielleicht beherrscht Du Deinen Hobel auch überdurchschnittlich gut, das weiß ich nicht. Aber bei Argumentationen bezüglich Fahrdynamikgrundlagen würde ich mich an Deiner Stelle nicht so weit aus dem Fenster lehnen.


    Also, viel Spaß noch,
    Ulf

  • Hi!


    Und es ist tatsächlich so, dass wenn Du nur hinten bremst,
    die Karre quasi in die Hocke geht


    Sorry, das kann ich ganz und gar nicht nachvollziehen. Ich glaub ich muß mal wieder eine Runde drehen...


    (Bei den alten BMW Boxern
    war es bei der Beschleunigung nämlich genau umgekehrt)


    Das lag aber an ganz was anderem. Das war AFAIK der Fahrstuhleffekt und der kam vom schlecht realisierten (aus heutiger Sicht) Kardanantrieb. Das ist ja eine recht massive Metallstange mit nicht unerheblicher Masse, die in Rotation ist. Das nennt man Kreisel. Und ein Kreisel hat das Verlangen, seine Drehachse senkrecht zu stellen. Änderst Du die Drehgeschwindigkeit, änderst Du auch das Aufstellmoment. Das Heck hebt oder senkt sich.


    Das lässt sich bei einem Auto mit einer Handbremse, die nur
    hinten angreift am besten demonstrieren. Zieh mal bei
    leichter Fahrt im Leerlauf die Handbremse; das Heck geht in die Knie.


    Anfahren am Berg. Dieser Effekt ist mir bekannt. Allerdings geht es hier ums Anfahren, Beschleunigen. Die Kraftübertragung geht in die andere Richtung, klar daß hier das Heck nach unten geht.
    Auch beim langsamen Fahren bleibt der Motor eingekuppelt und überträgt sein Moment. Man könnte Deinen Versuch so testen: Langsam fahren, Gang raus, rollen lassen und Handbremse ziehen. Ich bin sicher, daß das Auto VORNE eintaucht.


    Überleg mal - Ein Stuntman fährt mit einem Krad einen Wheelie. Jetzt gibt er hinten mehr Gas. Überschlag, weil das Heck runter/die Front hoch kommt.


    Der selbe Stuntman nach der Reha fährt wieder einen Wheelie. Jetzt bremst er hinten. Natürlich senkt sich die Nase jetzt.


    Aber ich verspreche Dir, es auszuprobieren. Machs aber bitte auch!


    Was Deine Aussagen zur Bremstechnik sonst anbelangt,
    kann ich Dir nur zustimmen.


    Danke.


    Die beste Technik allerdings findet im Kopf statt:
    Vollbremsung durch vorausschauendes, intuitives,
    waches fahren möglichst zu vermeiden.


    Sicher. Leider nicht immer möglich:
    Ich habe keine F650, lese hier aber schon eine Zeitlang mit. Warum? Ich suche ein ABS Motorrad und will mich einigermaßen erkundigen.


    Vor einiger Zeit war ich mit dem 'richtigen' Bremsen schon ganz gut vertraut. Stoppies fingen gerade so an zu funktionieren etc. Dieses Bremsverhalten habe ich versucht, in Fleisch und Blut übergehen zu lassen, d.h. ich machte keine "verschleißarmen" Komfortbremsungen, sondern immer "Vollbremsungs-übungen" mit Druckpunkt suchen, Konzentration und 'Feeling'. (Ich hoffe, das wird nicht falsch verstanden...)


    Eines Nachts querte dann ein Audi 100 nur wenige Meter vor mir die Landstraße. Viel zu kurz, auch für die beste Bremsung der Welt. Hoffnungslos. Und obwohl ich ja eigentlich tagtäglich an Ampeln etc. den exakten Umgang mit der Bremse geübt habe, habe ich BEIDE! Bremsen betätigt und auch beide blockiert. Der Sturz war wie der Einschlag in das Auto: schnell und heftig.


    Der Gutachter berechnete einen Aufprall an dem PKW mit 88 km/h und meinte, daß eine Idealbremsung (oder ABS) den Aufprall auf unter 70km/h gebracht hätte. Zusammen mit der Tatsache, daß ein aufrechter Aufprall mit Option auf ein Überfliegen des Wagens gesünder ist, als ein Abklatschen am Kotflügel mit Option auf das hinterherfliegende Motorrad, gehe ich davon aus, daß ein Großteil meines Aufenthaltes auf der Intensivatation vermeidbar gewesen wäre.


    Nur: Wenn ich, der regelmäßig Vollbremsungen übte, sie im Ernstfall nicht richtig schafft - was macht dann jemand, der von Vollbremsungen sogar eine ganz falsche Vorstellung hat?


    Also - wer jetzt noch denkt, er müsse seine Bremstechnik auf irgendwas optimieren, das im Notfall dann ganz anders funktioniert, hats nicht besser verdient.


    ABS rettet Leben. Aber bei einigen führt es offenbar dazu, daß sie "richtiges Bremsen" gar nicht mehr kennen oder sich auch gar nicht mehr dafür interessieren. Was eigentlich nicht weiter schlimm wäre, aber wenn dann DIESE Leute anderen Bremstipps geben -- dann wirds gefährlich. Denn ein nicht geringer Anteil hier hat KEIN ABS!



    Thomas

  • > Also nochmal:


    Mir dämmert langsam, was für ein Grenzwertfahrer Du bist. In den Großteil der Kurve hineinzubremsen! Naja... Auf öffentlichen Straßen so grenwertig zu fahren ist grob fahrlässig. Beängstigend, welchem Risiko sich unschuldige Menschen ausgesetzt haben, die Dir entgegen gekommen sind. (wenn Du wirklich so fahren solltest)


    Bei Deinem Bezweifeln, daß das Hinterrad eintaucht, wenn Du hinten bremst, liegst Du aber definititiv verkehrt. Denn Du hast beim hinten Bremsen eine Hebelarm:


    Länge: vom Schwingendrehpunkt senktrecht zum Boden
    Kraft: Längskraft zwischen Reifen und Straße
    Ergibt: Moment um Schwingendrehpunkt, welches das Rad in den Radkasten bewegt
    Folge: Bock sinkt ab!


    Bei einem geduckten Sportler ist die Länge natürlich geringer, als bei einer KTM oder einer Reiseenduro. Wie gesaht alles bei Geradeausfahrt

  • Hi!


    > Was ist jetzt hier Quatsch mit Soße?


    Thomas, es gilt
    F<sub>seite</sub>2 + F<sub>längs</sub>2 ? const
    Wenn Du also die Bremse öffnest, steht Dir sämtliche Reifenkraft
    für die Seitenkraft zur Verfügung.


    Das ist soweit richtig. Aber ich schrieb nichts von 'ganz öffnen' und 'ganz Schräglage'. Ich fahre nicht digital. Ganz senkrecht und Vollbremsung oder ganz schräg und keine Bremsung.


    Ich schrieb wörtlich von 'die Bremse dann kontinuierlich so zu öffnen, daß man auch mit zunehmender Schräglage...'. Mit anderen Worten: Der Übergang von ganz senkrecht bis zur maximalen Schräglage kann immer noch zum Bremsen verwendet werden. Und zwar immer weniger mit zunehmender Schräglage.


    Und dieses dosieren ist sehrwohl fahrerisch anspruchsvoll.


    Das erfordert keinerlei "fahrerischen Anspruch".


    Klar. Ran an die Kurve, voll bremsen, dann die Bremse voll lösen und mit der Schräglage beginnen. Nicht sehr anspruchsvoll.


    Aber in die Schräglage reinbremsen ist es sehrwohl.


    Vielleicht bist Du ein Poser, vielleicht beherrscht
    Du Deinen Hobel auch überdurchschnittlich gut, das
    weiß ich nicht. Aber bei Argumentationen bezüglich
    Fahrdynamikgrundlagen würde ich mich an Deiner Stelle
    nicht so weit aus dem Fenster lehnen.


    Vielleicht hab ich mich nur schlecht ausgedrückt. Aber obige Erklärung ist in jedem Fall korrekt.


    Thomas

  • > - wer jetzt noch denkt, er müsse seine Bremstechnik
    auf irgendwas optimieren, das im Notfall dann ganz
    anders funktioniert


    Thomas, Du würfelst schon wieder durcheinander: normales Bremsen und Panikbremsen.


    Es ging ursprünglich darum, die Hinterradbremse *grundsätzlich* nicht zu benutzen. Und das verschenkt bei gewöhnlichen Manövern Bremsweg und Stabilität.


    Beim Panikbremsen siehts anders aus.

  • Hi!


    ...ging die gesamte Überlegung weiter unten vom Bremsen
    bei Geradeausfahrt aus. Und das hatte ich auch geschrieben
    im vorigen Thread. Mische also bitte nicht alle Szenarien.


    Mach ich nicht. Die erste Anwtort auf meinen Thread war:
    # Geschrieben von Adventurer am 18. Februar 2002 12:00:03:
    #
    #erstens macht man nicht immer eine vollbremsung, sondern
    #verzögert das moped beispielsweise vor eienr kurve stark.
    #hier sind kontrolle und neutrales fahrwerk gefragt, also
    #UNBEDINGT mit beiden bremsen verzögern.


    Er hat also geschrieben, was er mit Kurven macht. Und ich habe geschrieben, was ich mit einer Kurve mache. Und daß da nach meinen Erfahrungen die HR-Bremse nix zu suchen hat. Und daß es da andere Herausforderungen gibt.


    Daß jedenfalls sein UNBEDINGT hier nicht hergehört.



    Thomas