Neuaufbau eines F-650 Motors BJ.1999

Ich habe nun versucht die Ventile einzustellen. Den Kopf habe ich noch nicht montiert, da man so besser haushalten kann. Nun gab es folgendes Problem: Da die Ventile nachgeschliffen worden sind, ragen nun die Ventilschäfte auch weiter nach oben hinaus. Es war daher kein Ventilspiel mehr vorhanden, selbst mit den dünnsten Einstellplättchen (2,00mm) nicht. Also habe ich die betreffenden Tassenstößel herausgenommen und dann wurde die innere Auflagefläche (Tassenstößel von unten betrachtet) um das nötige Maß abgeschliffen (so ca. 0,05mm). Danach passte dann das Ventilspiel mit den 2mm Plättchen perfekt. Man muß auf diese Weise nicht gleich neue Ventile kaufen und womöglich noch neue Sitze einsetzen lassen.

Heute habe ich die Kupplung wieder zusammengebaut. Dabei stellte sich die Frage wie man denn die Mutter des Kupplungsmitnehmers auf das vorgeschriebene Anzugsmoment anzieht wenn man die Spezial Einlegescheibe von BMW nicht hat um den Mitnehmer mit dem Korb zu verbinden.
Da bin ich dann auf folgende Idee gekommen: Ich habe das alte Kettenritzel (Gott sei dank noch nicht weggeworfen!) auf ein ca. 40cm langes Flacheisenstück festgeschweißt. Vorher habe ich in das Flacheisen eine Bohrung gesetzt so daß die Antriebswelle durchpasst. Nun kann man das Ritzel wieder auf die Ausgangswelle setzen und hat einen schönen Arm daran um dieses festzuhalten. Jetzt braucht man nur noch den 5. Gang einzulegen und den angeschweißten Arm auf den Magnetrotor zu legen (mit einem Lappen dazwischen!). Schon kann man dann die besagte Mutter des Kupplungsmitnehmers anziehen, da das Ganze jetzt über das Getriebe und dem angefertigten Ritzelhalter fest blockiert ist.

Jetzt nachdem ich wieder Zeit gefunden habe meinen Motor vollends zusammenzusetzen habe ich beim Freundlichen den passenden Kolben B=99.99mm bestellt.
Nachdem dann 2 Wochen lang nix passiert war habe ich beim Freundlichen angerufen und gefragt bis wann ich mit dem Kolben rechnen könne.
Die Aussage dann hat mich umgehauen. Es gäbe inzwischen weder Kolben mit dem Maß A=99,98 noch mit dem Maß B=99,99. BMW hätte da ganz neue Kolben eingeführt und da müsste man den kompletten Satz (Zylinder inkl. Kolben) kaufen.
Einfach Super! Da kauft man sich eine BMW weil man solche Sachen ja von den Japanern gewöhnt ist und somit aus dem Weg gehen will. Aber BMW ist da anscheinend keinen Deut besser.
Ich habe jetzt eine Firma gefunden wo mir einen passenden Kolben inkl. Ringe liefern kann. Den Preis weis ich leider noch nicht.
Für den Fall, daß noch Jemand Kolbengeschädigt ist hier schon mal die Adresse:
Spezialkolben GmbH
Gartenstr. 57/1
70734 Fellbach
Tel: 0711/589660

Erfreulicherweise konnte der alte Kolben wieder gerichtet werden. An der oberen Kante wurde eine Fase gedreht (somit Macken schon mal alle weg). Kleine Unebenheiten auf dem Kolbenboden wurden auf der Drehmaschine geglättet. An den seitlichen Stegen wurden am oberen Steg zwei sehr schmale Schmierrillen eingedreht sowie am 2. Steg eine breitere Schmierrille. Neue Kolbenringe wurden mir auch gleich mitgegeben. Der ganze Spaß hat 50.-€ gekostet. Eine enorme Ersparnis gegenüber einem neuen Zylinder mitsamt Kolben.

Hört sich gut an. Da kann das Muli ja nopch viele viele Kilometer mehr schrubben. Bitte mehr!!

nachdem ich Gestern meinen Kolben in Empfang genommen hatte habe ich gestern Abend Zeit gefunden um den Zylinder und Kopf zu Montieren. Glücklicherweise habe ich letzten Sommer in eBay das Kolbenbolzensicherungring
Spezialwerkzeug für knapp 10.-€ erworben. Denn ich hätte sonst die Sicherungsringe nicht so ohne weiteres in den Kolben bekommen. Denn die Ringe haben im Neuzustand eine wahnsinns Spannkraft.
Meine nächste Anschaffung wäre noch ein Kolbenspannband, denn ich habe doch eine kleine Ewigkeit gebraucht die Kolbenringe in den Zylinder zu buchsieren ohne diese zu beschädigen.
Vorher noch habe ich die Fußdichtung und auch an der Kopfdichtung (die Kühlwasserdurchgänge) leicht mit Dichtungsmasse eingestrichen und dann das Ganze mit den entsprechenden Drehmomenten angezogen.
Wenn jetzt noch auf der einen Seite der Generatordeckel wieder montiert ist, dann lege ich den Motorblock auf die Seite und fülle auf der Kupplungsseite (da ist ein ovales Loch im Motorgehäuse) zur Konservierung etwas Motoröl ein. Nachdem dann der Motor vollends zusammen ist werde ich diesen noch in verschiedene Lagen bringen damit sich das Öl sauber verteilen kann.
Mit Druckluft und einem selbstgebauten Adapter prüfe ich ob die Kopfdichtung auch das hält was sie verspricht. Kleinere Ölkanäle werden auch mit Druckluft auf Durchgängigkeit geprüft (Steuerkettenspanner).
So wird dieser erstmal gelagert. Kurz vor dem Einbau dann wird der Block nochmals geschwenkt um alle wichtigen Stellen mit Öl zu versorgen, dann gibts beim ersten Starten keine Schwierigkeiten.
Nach dem Einbau dann wird der Motor zunächst ohne Zündkerzen per Starter durchgedreht bis Öl aus dem Ölfilterghäuse austritt. Man muß dazu manchmal auch das Druckhalteventil lösen damit das mit der Entlüftung klappt. Kühlwasser ist selbstverständlich auch einzufüllen!
So das wars mit meinem Motoraufbau. Ich stell noch gelegentlich ein Foto vom kompletten Motor ein. Sieht wirklich aus wie neu.
Dann kann ich mein nächstes Projekt nun fertigstellen (Harley 4-Gang Dom-Top Getriebe).

Ich habe ja noch versprochen Bilder von dem fertig aufgebauten Motor einzustellen. Hier nun die Bilder von dem fertig hergerichteten Motor:

Sieht gut aus... ich hoffe, wir bekommen noch einen ausführlichen Fahrbericht.

Klasse! Hat richtig Spaß gemacht beim lesen. Und das Ergebnis kann sich auch sehen lassen. Ich würde es aber vor Neugierde nicht aushalten und versuchen das Ding in irgendeiner Form Testlaufen zu lassen.

Ich habe den Motor jetzt erst mal mit Öl gefüllt und in eine Folie mitsamt einem Lufttrockenmittel eingewickelt. Mein derzeitiger Motor in meiner F-650 läuft ja noch völlig problemlos (hat ja erst 80.000km). Aber meine bisherigen hergerichteten Motoren haben immer funktioniert wenn ich diese nach Jahren eingebaut und gestartet habe.