Mahlzeit!
Mein freundlicher BMW-Händler hat mir eine Probefahrt "aufgedrängt".
Nun gut, da wollte ich ihm mal den Gefallen tun.
Nach dem Probesitzen auf den Messen hatte ich die X-Moto für mich als zu unbequem abgehackt.
Immerhin kann ich nach einer knappen Stunde fahren sagen, das die Sitzbank nicht unbequemer wird, als sie sich beim ersten Draufsetzen anfühlt. Das Polster gibt nur wenig nach. Aber bequem ist halt anders.
Wer diese Stahlflexleitung so positioniert hat, dass man zum Ablesen des Tachos auf der Sitzbank hin- und herrutschen muss, gehört nachträglich mit dem Klammerbeutel gepudert.
Aber egal, Geschwindigkeit ist für den Sumo-Fahrer ja eher sekundär. Leider ist ein Drehzahlmesser gar nicht im Angebot. Der harte Sumo-Fahrer schaltet anscheinend nach Gehör/Begrenzer.
Dann fahren wir mal los.
Meine Fresse, was vibriert das Teil. Dagegen ist meine Dakar ein gefühlter Sechszylinder-Reihenmotor. Kann natürlich auch an Rewitec liegen.
Flux mal auf die Autobahn, etwas aus dem Pott rausrollen. Gefühlte Geschwindigkeit 150, real 115. Was so ein Windschild ausmacht, merkt man erst, wenn man mal gänzlich ohne Windschutz fährt.
Motor müsste jetzt einigermassen warm sein (Anzeige gibt´s natürlich keine), dann beschleunigen wir mal auf 140. Das Mopped wir etwas unruhig um die Hochachse. Wenn ich den Winddruck von den Händen in die Bauchmuskeln verlager, wird´s wieder etwas ruhiger. Den Topspeedtest schenke ich mir wegen des noch fast jungfräulichen Motors und des schon bei 140 eher unspassigen Fahrgefühls.
Nun kommt meine Standardkurve, das Autobahnkreuz Bochum/Witten. Ein wundervolles Kleeblatt mit (für´s Ruhrgebiet) wenig Verkehr. Die erste Runde ist noch etwas unsicher. Der 17er gibt ein sehr indifferentes Kurvengefühl. Während der 21er meiner Dakar nur mit Absicht aus dem einmal eingeschlagenen Kurvenwinkel zu bekommen ist, stellt sich bei der X-Moto so gar nicht die gewohnte Kurvenstabilität ein. Jedes zucken, Helm drehen, Fahrbahnbuckel ändert ein bischen den Kurs. Die zweite Runde geht dann schon etwas besser. Man gewöhnt sich schnell an dieses indifferente Kurvenfahren und merkt dass diese labile zwar gewöhnungsbedürftig, aber ungefährlich ist.
Dritte Runde: gefahrene km/h 92. Schneller war ich da mit der Dakar auch nicht. War aber auch lange nicht mehr da, nur zu Anfang mal. Wenn man sich an die Empfindlichkeit der Spurhaltung gewöhnt hat, merkt man auch die Stabilität des Fahrwerks. Kein Geschaukel, sondern straff und direkt liegt die X-Moto in der Kurve. Da geht noch mehr, denke ich mir. Krrrrrrrrrrrrrrrrrrrr meint die Fussraste.
Sehr erstaunt nehme ich das Ende der Schräglagenfreiheit zur Kenntnis. Wie sich hinterher herausstellt, ist diese X-Moto etwas tiefergelegt, um auch kleineren Probanden das aufsteigen zu erleichtern. Viel kann es aber nicht sein.
Nun denn, runter von der Autobahn und etwas auf die kleinen (und schlechten) Strassen oberhalb des Kemnader Sees rumgeheizt.
Einen Leistungsunterschied zu meiner Dakar kann ich jetzt nicht feststellen. Da ich einen Zahn weniger vorne fahre, hätte mich das auch gewundert.
Das Fahren auf schlechten Wegen klappt gut. Die Federung ist straff, meistert aber auch üblen Untergrund souverän. Der Komfort ist eh schlecht, wird auf schlechten Wegen aber auch nicht schlechter.
Die Bremse ist wie erwartet top. Guter Druckpunkt, Gabel taucht wenig ein, ABS und kommt spät und deutlich weicher als an der Dakar. Die Regelimpulse sind nur schwach fühlbar.
Mein Fazit: Nicht tourentauglich. So gar nicht. Ein Spassgerät für mal eben um die Ecke. Wirklich kein Ersatz für eine F.
Das Gefühl nach dem Aufsteigen auf meine Dakar: Willkommen zu Hause!
Was mir sonst noch aufgefallen ist:
- Bedienelemente machen keinen besonders hochwertigen Eindruck.
- Das Anbringen eines Navis würde ein Problem darstellen. Aber tourentauglich ist die X-Moto ja eh nicht. Braucht man auch kein Navi.