Bremsbelagverschleiß vorne unterschiedlich

  • Hallo,


    eben habe ich die Beläge vorne ausgebaut um mal die Belagstärke genauer zu betrachten, aber die Stärke der Beläge ist noch ausreichend.

    Auffällig ist allerdings ein deutlich ungleicher Verschleiß der Beläge links und rechts. Auf der Kolbenseite, also links, hat der Belag ca. 50% weniger Verschleiß als rechts.

    Ist das bei dieser Bremse normal und unbedenklich oder zeigt sich dort ein Problem?



    20220608_180108[1].jpg20220608_180125[1].jpg

  • sers ronny,


    Ist das bei dieser Bremse normal und unbedenklich oder zeigt sich dort ein Problem?

    pu der bär würde sagen:

    it depends 😉

    ne schmarrn, das liegt m.e. an dem schwimmkolbensattel.


    wenn der bremsdruck weg geht, geht - logisch- auch der kolben zurück und gibt das bremspad frei. die andere seite von der bremszange tut sich da schwerer, gerade wenn die beiden zylindrischen führungen (unter den faltenbälgen) schwergängig sind.

    vllt. hilfts, die bremsbacken mal auszubauen und die führungen richtig zu säubern und neu zu fetten, mit keramikpaste z.b


    hope it helps,

    ralph


    noch der link zu powerboxer.de mit dem prinzip-aufbau:

    4V0 Bremssattel hinten Aufbau

    und:

    4V0 Bremssattel hinten schwergängig

  • Das deutet darauf hin das der "Schwimmsattel" nicht mehr schwimmt und die Führungsbolzen gesichtet und "gepflegt" werden sollten.

    Nette Grüße vom Michel aus der Pfalz. :wave:
    Head of F650 Forum :wink:

  • sers,


    nochwas gefunden beim weiterlesen bei powerboxer.de:


    Zitat

    Unterschiedliche Belagstärke Neue Beläge sind unter Umständen unterschiedlich dick. Hinten ist der Innere ca. 1,5mm dünner als der äußere. Der Belag am Kolben (der Äussere) nutzt sich i.d.R. schneller ab, soll also dicker sein damit die Beläge gleichzeitig "fertig" sind. Das hat mit der Reibung bei der Kraftübertragung zum inneren Belag zu tun. Die Andruckkraft des innen liegenden Bremsbelages ist um die Reibungskräfte im Sattel reduziert. So weit die Theorie. Falls aber der Innere total runter und der Äussere hat noch gut ist, liegt es daran, dass die Rückstellkräfte ebenfalls von "dieser" Reibung beeinflusst werden. Der "Anteil" um den der innere Belag weniger "hingezogen" wird, ist teilweise (von der Abnutzung betrachtet) kompensiert durch denjenigen, der zum Lösen fehlt. Während der kolbenseitige Belag durch die, wenn auch geringen, Rückstellkräfte der Hydraulik "freigestellt" wird, kann der innere sich nur frei"rubbeln" oder durch die (hoffentlich ebenfalls geringen) Taumelbewegungen der Scheibe zurückgeschoben werden

    quelle: https://www.powerboxer.de/brem…emsen-hydraulik-allgemein

    letzter absatz


    take care, save ride!

    ralph

  • Das deutet darauf hin das der "Schwimmsattel" nicht mehr schwimmt und die Führungsbolzen gesichtet und "gepflegt" werden sollten.

    Dann müsste der Verschleißunterschied nach meinem technischen Verständnis aber genau umgekehrt sein; links auf der Kolbenseite sollte mehr Verschleiß sein als rechts, wäre dann logisch :g:

    Sowas hatte ich jetzt zweimal an anderen R13 an der hinteren Bremse. Kolbenseite mehr Verschleiß am Belag.


    .

    Meine neuen Brembobeläge sind beide gleich dick, das muss aber nichts heissen.

  • Dann müsste der Verschleißunterschied nach meinem technischen Verständnis aber genau umgekehrt sein; links auf der Kolbenseite sollte mehr Verschleiß sein als rechts, wäre dann logisch :g:

    Nö. der Kolben geht ja Zurück, aber der Sattel nicht. :wave:

    Nette Grüße vom Michel aus der Pfalz. :wave:
    Head of F650 Forum :wink:

  • Nö. der Kolben geht ja Zurück, aber der Sattel nicht. :wave:

    Hmm, wenn der Sattel rechts vom Bremsdruck an die Scheibe gedrückt wird ist er ja grundsätzlich nicht fest, sollte er dann nicht auch wieder so wie der Belag auf der Kolbenseite durch die drehende Scheibe wieder ausreichend zurück befördert werden?

    Das hat mir keine Ruhe gelassen, also Moped vorne aufgebockt, Beläge wieder rein, Bremsdruck aufgebaut, Tochter herbei zitiert, Rad mit max. möglicher Handkraft gedreht und langsam bremsen lassen, Bremse wieder lösen, Rad dreht einwandfrei mit nur minimalen Schleifgeräusch welches nach ein paar Umdrehungen verschwindet.

    Wiederholung mit "Vollbremsung", gleiches Ergebnis.


    So weit so gut, grundsätzlich also kein Problem mit sich nach Bremsvorgang nicht lösenden Teilen.


    Nächste Überlegung; möglicherweise ist der Sattel inzwischen so fest dass sich die schwimmende Seite gar nicht mehr bewegt?


    Überprüfung wie folgt; Beläge wieder raus, Tesastreifen auf Beläge geklebt und zusätzlich mit Edding einen Strich über den kompletten Streifen gezogen.

    Alles wieder zusammengebaut, Bremsversuch wie oben beschrieben durchgeführt, Tochter mit anfänglichen Gemaule zur Beherrschung aufgerufen und am WE eine Ausfahrt mit der 12R versprochen, Schleifgeräusche nach den Bremsversuchen deutlich wahrnehmbar, vermutlich der Tesastreifen, Beläge wieder raus und begutachtet.

    Resultat; auf beiden Seiten war die Kante des Tesastreifens angerissen, Schleifspuren auf dem Eddingstreifen.

    Mein Fazit; Bremse ist beidseitig gangbar.


    Nach etwas Forschertum kam ich auch auf den von Ralph verlinkten Hinweis zu unterschiedlichen Belagstärken von BMW bei Schwimmsätteln.

    Der dickere Belag kommt dabei auf die Kolbenseite, der dünnere rechts auf die Schwimmseite.

    Möglicherweise ist mein Sattel so gut gangbar dass sich die unterschiedliche Belagstärke im Verschleißzeitraum nicht ausgleicht?


    Zu guter letzt einen mir bekannten ehemaligen BMW-Werkstattmeister angeschrieben und um seine Meinung gefragt, die Antwort steht noch aus.


    Zum Moped, EZ 2006, bis letztes Jahr ausschließlich im Polizeieinsatz, bei Übernahme im Herbst 2021 ca. 67t km, aktuell knapp 74t km.

  • sollte er dann nicht auch wieder so wie der Belag auf der Kolbenseite durch die drehende Scheibe wieder ausreichend zurück befördert werden?

    Hi Ronny,


    das Lüftspiel an einer Scheibenbremse stellt sich nicht durch die Scheibe ein, sondern immer durch die Dichtmanschette am Kolben. Die wird beim Herauswandern des Kolbens (also beim Bremsen) elastisch verformt, und zieht diesen bei Wegnahme des Bremsdruckes wieder zurück, indem sie ihre Ursprungsform wieder annimmt. Das geht solange gut, bis ein gewisser Verschleiß an den Belägen entstanden ist und der Kolbenweg groß genug ist, um die Haftreibung zwischen Kolben und Manschette zu überwinden. Auf diese Weise wird die Nachstellung realisiert.


    Bei Schwimmsätteln führt das dazu, das der der Kolbenseite gegenüberliegende Belag zwar drucklos, aber meist noch ein wenig an der Scheibe schleift (bei meiner höre ich das besonders, wenn ich sie rückwärts schiebe, dann quietscht es leicht). Man versucht, das gleiche Prinzip wie beim Kolben auch bei den Führungen des Schwimmsattels anzuwenden, was in der Praxis aber meist nicht so gut funktioniert. Das leichte Schleifen des o.g. Belages ist in der Regel vernächlässigbar, kann aber zu etwas höherem Verschleiß an diesem Belag führen.


    Hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt und finde den Unterschied bei Deinen Belägen auf den Bildern durchaus im Rahmen. Würde mir daher keine Sorgen machen, solange der Sattel auf seinen Führungen leichtgängig ist und die Scheibe beim Fahren (natürlich ohne zu bremsen!) nicht mehr als handwarm wird.


    Beste Grüße

    Gerd

  • Nächste Überlegung; möglicherweise ist der Sattel inzwischen so fest dass sich die schwimmende Seite gar nicht mehr bewegt?

    Das muss nicht zwingend so sein.

    Mein Fazit; Bremse ist beidseitig gangbar.

    Das würde ich so nicht glauben wollen.


    Du solltest bei ausgebauten Belägen unbedingt das "schwimmende Teil" über die Wegstrecke der Führungsbolzen hin und her schieben um sicher zu sein dass er frei ist. Da kann auch mal was verkanten. Eine Sichtkontrolle der Führungsbolzen unter den Gummimanschetten verhilft da noch mehr Erkenntnis. Sie müssen metallisch blank sein. Oft gibt es dort Rostfraß. Aber vorsicht mit den Gummis.

    Nette Grüße vom Michel aus der Pfalz. :wave:
    Head of F650 Forum :wink:

  • Hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt und...


    Danke Gerd, auch für mich ausreichend verständlich ausgedrückt :smile:


    Das muss nicht zwingend so sein.

    Deswegen ja auch "möglicherweise"



    Das würde ich so nicht glauben wollen.

    Einwandfrei gangbar.


    Ich war heute noch in der Werkstatt meines Vertrauens und habe das vor Ort nochmal ausgebaut und begutachten lassen.

    Der Meister sagte dass die Bremszange absolut leichtgängig sei, und zum einseitigen Verschließ meinte er das sei völlig unbedenklich, absolut im Rahmen und bei dieser Art Bremsen nicht ungewöhnlich.

    Weiter meinte er dass der Sattel recht sicher schon einmal erneuert wurde, was bei der Historie der GS ja auch nicht ungewöhnlich sei.


    Inzwischen hat sich auch mein bekannte Ex-BMW-Meister gemeldet und zumindest anhand der Fotos die ich ihm zusendete Entwarnung gegeben. Auch er sagte das sei unbedenklich und normal, er habe in seinen über dreißig Jahren bei BMW-Motorrad schon deutlich größere Unterschiede im Verschleiß gesehen, und das bei intakten Bremssätteln.


    Also vielen Dank an alle für´s mitlesen und kommentieren :smile:

  • Hallo noch einmal,


    gestern hatte ich noch ein paar Kontakte zu diversen BMW-Kennern geknüpft und von allen Seiten das gleiche Feedback bekommen, der ungleichmäßige Verschleiß sei unbedenklich und leider mehr oder weniger normal bei den Dingern. Bei dem einen mehr , bei dem anderen weniger.


    Nun ja, sie bremst weiterhin ordentlich, und nach den vielen Demontagen und Zusammenbauen gestern habe ich das ganze nochmal ordentlich gereinigt.

    Insbesondere die Scheibe mit Isoprop. abgewaschen.


    Die heute ausführliche Probefahrt brachte zwei Erkenntnisse; die F bremst jetzt subjektiv betrachtet etwas besser, kann ich aber ohne Messwerte nicht belegen.

    Aber das in einem anderen Fred behandelte Thema des "Pulsierens" insbesondere beim sanften anbremsen bei niedriger Geschwindigkeit ist nahezu gänzlich weg.


    Offensichtlich hat die penible Reinigung dazu geführt, ist aber auch nur eine Annahme :g:


    Jetzt könnte es natürlich sein dass der Sattel vor der Demontage und Reinigung tatsächlich nicht sauber freigängig war und deshalb zu diesem Verschleißbild führte.

    Auch nur spekulativ, aber immerhin denkbar.