"Scheunenfund" - Was tun?

  • Bin gerade dabei, mir eine F 650 BJ. 1994 zuzulegen, die seit 4 Jahren nicht bewegt bzw. gestartet wurde. Äußerlich sieht sie etwas verstaubt, aber sonst ganz ordentlich aus. Km sind knapp 29.000; die damals fälligen Inspektionen wurden seinerzeit gemacht, was aber heute vermutlich nicht mehr viel hilft (?). Der Kettensatz ist ca. 7.000 km alt. Der Gasgriff klemmt.


    Zwei Fragen:


    1. Was würdet ihr mir für die Wieder-Inbetriebnahme empfehlen?


    2. Sind die Handbücher von Bucheli (Reparaturanleitung) bzw. von Hans König/Delius Klasing-Verlag über die F 650 zu empfehlen oder gibt es andere/bessere?


    Danke vorab und Grüße zum Saisonausklang
    Alex

  • Reifen (inklusive Schläuche!), Bremsflüssigkeit, Motoröl (Filter natürlich auch) neu. Vielleicht sogar auch das Kühlwasser neu.


    Benzin komplett raus aus dem Tank (Kraftstoffhahn ausbauen), auch aus den Schwimmerkammern der beiden Vergaser Benzin rauslassen (Gibt extra Schräubchen mit Nippel dafür).


    Zündkerzen neu (wären eh bei der 30000er Inspektion fällig, wie Motoröl/Filter auch)


    Eventuell kommt eine Vergaserreinigung auf Dich zu, weil der mit altem Benzin verharzt ist. Die wenigsten Besitzer lassen zum Einwintern das Benzin aus den Schimmerkammern ab. Wie gut der Vergaser noch arbeitet, siehst Du dann aber erst beim Motorstart.


    Wenn die Kiste erst mal wieder fährt, kannst Du vielleicht noch das Gabelöl tauschen -- muß aber nicht sein. Wenn der Händler ehrlich war, hat er es bei der 20000er Inspektion gewechselt. Es ist also nur 9000 km alt, hat aber vermutlich eine ganze Weile gestanden.


    da kommen erst mal Kosten auf Dich zu. Die Chancen ein zuverlässiges, spaßiges Motorrad zu bekommen sind aber sehr hoch :)

  • Die Bucheli Anleitung nutze ich auch hin und wieder.
    Ich finde sie brauchbar und auch relativ kompakt.


    Und weil wir das Thema gerade hatten: Vor Inbetriebnahme: Leuchtmittel prüfen bzw. besser wechseln. Ist zwar nicht zwingend notwendig (fahren tut sie auch so) aber kostet nicht die Welt und macht je nachdem wie alt die jetztigen Leuchtmittel sind doch einen großen Unterschied in der Leuchtkraft!


    Grüße und viel Spaß beim Basteln!


    Maik

    Ich bin nicht dumm - ich verfüge nur über einen unendlichen Vorrat an unverwertbaren Informationen.

  • Außerdem:
    Batterie tauschen- die wird aber eh tiefenentladen und am Ende sein.
    Kette und Ritzel neu schmieren.
    Kettenspannung prüfen.


    Außerdem die üblichen Kontrollen, Wartungs- und Reinigungsdienste, die bei einem neuen Fahrzeug anfallen.

  • Hallo, meine war drei Jahre vor dem Kauf nicht bewegt worden, mußte den Vergaser zerlegen, da er komplett zugesift war, hab dabei gleich die Schwimmerventile gewechselt, wenn du den Vergaser draußen hat solltest du gleich das Ansaugrohr zum Motor hin begutachten, wenn er rissig ist gleich mit wechseln. Ich hatte nach kurzer Fahrzeit dann Kondenswasser aus dem Tank in die Vergaser bekommen, mit Spiritus im Benzin konnte ich das Problem beseitigen. Schau mal nach den Ölschläuchen, sollten beim Ölwechsel gleich mitgemacht werden, ebenso evtl. das Rückschlagventil im Ölfiltergehäuse (vom Rahmentank, muss ich beim nächsten Ölwechsel noch nachholen.
    Schau dir mal das Alter der Reifen an, bei meiner war noch der erste Vorderreifen nach 24000 km montiert, 12 Uahre alt und steinhart, falls du Michelin T6 oder T66 drauf hast, die kann man mit dem Nachfolger Anakee kombinieren.
    Kosten waren bei mir sehr überschaubar, bin vollauf zufrieden mit meiner.
    Viel Spaß beim basten!

  • Hi,


    Besten Dank für die ersten Tipps. Der Kauf ist getätigt, das Bike ist schon "in der Aufbereitung" und bekommt neue(s):


    - Reifen
    - Batterie
    - Öl inkl. Filter
    - Bremsflüssigkeit
    - Zündkerzen
    - Superbenzin


    Wegen der Vergaserreinigung muss ich noch mal in mich gehen.
    Weitere Info folgt gerne, falls gewünscht. Falls jemand noch weitere Tipps hat, immer her damit...


    (Wenn alles läuft und die HU/AU bestanden sind, mache ich mir vielleicht noch über ein Scottoiler-System Gedanken, aber dazu brauche ich erst noch eine Zwischenabrechnung der Kosten...)


    Grüße
    Alex

  • Wenn Du die Vergaser zerlegen solltest: nur einen der beiden zerlegen und wieder zusammenbauen. Dann den zweiten Vergaser bearbeiten. Grund: die Innereien sind geringfügig verschieden und angeblich zum Verwechseln ähnlich. (Habs selbst noch nicht gemacht, aber hier schon gelesen)

  • Hallo Alex,


    hat nicht direkt mit dem Thema zu tun, da ist schon vieles geschrieben...


    Hast Du die R45 noch? Bin auch an einer dran (1982). Etwas ungepflegt, aber unverbastelt und brauchbar. Welchen Wert meinst Du kann man ansetzen. Bei mobile sind die Preise doch recht deftig für so ein unspektakuläres Bike.


    Gruß
    Heiko

    Es gibt Tage, da verliert man und es gibt Tage, da gewinnen die Anderen.


    Du lernst nur für Dich, nicht für´s Leben. Das Leben kommt auch ohne Dich klar.

  • Zitat

    die Innereien sind geringfügig verschieden


    Ist mir auch nach einem Dutzend mal Zerlegen und wieder Zusammenbauen bisher nicht aufgefallen...


    :g:

  • hallo,
    es gibt schon einen unterschied!
    im linken vergaser ist in dem kleinen plastikröhrchen noch eine zusätzliche düse verbaut. im rechten vergaser ist keine! müßte der einzige unterschied sein.
    nochwas... den kleinen benzinfilter am t-stück nicht vergessen zu reinigen.


    gruß gmiedlich

  • Zitat

    im linken vergaser ist in dem kleinen plastikröhrchen noch eine zusätzliche düse verbaut


    Häh? Bin ich jetzt doof, oder was? :idiot:


    Oder meint ihr das Choke-System?


    Das hat natürlich nur der linke Vergaser - aber das macht auch keine Probs solange der Kolben am Ende des Zuges nicht fest ist - und den gibts natürlich auch nur links.


    Die relevanten Teile sind vollkommen symetrisch - bei meiner jedenfalls :huh:

  • mal ne Frage hat jemand vom linken Vergaser eine Erstazteilliste samt Zeichnung, in meinem ETK ist nur der recht drin und da ist leider die Dichtung nicht mit aufgeführt, die Zwischen Schwimmer und Gehäuse sitzt, beim freundlichen konnten sie leider auch nichts finden...
    PS der linke Schwimmer hat zusätzlich ein graues Röhrchen drin

  • Hi Schoko,


    die R45 habe ich noch, die Liste ist aktuell.


    Aus der Ferne ist natürlich schwer zu sagen, was diejenige noch wert sein kann, an der Du gerade dran bist. Meine würde ich bei knapp € 2.000,-- sehen, verkaufen würde ich sie aber dafür auch nicht (3. Hd., geschätzter Zustand 2 bei gerade mal 11.500 km).


    Je nach km und anstehendem Reparaturaufwand gehen brauchbare Fahrzeuge wohl bei gut € 1.000,-- los - aber frag doch mal die Experten, indem Du die Maschine mit ein paar Daten hier schilderst: www.kleineboxer.de


    Abgesehen davon: Die 27-PS-Version ist nicht wirklich empfehlenswert, da doch zuwenig Druck für über 200 kg. Die 35-PS-Version ist da wohl das entscheidende Bisschen "stärker" - eine Umrüstung lohnt sich jedoch nicht, da viel zuviel Aufwand.
    Meine hat übrigens 27 PS, aber man gewöhnt sich an alles ;-).


    Grüße
    Alex

  • Es gibt erste Erfolge, aber auch Rückschläge (wofür die Maschine aber im Grunde nichts kann, wohl alles "Bedienerfehler" zu Zeiten des Vorbesitzers):


    Erster Startversuch gestern: Sie ist relativ schnell angesprungen (wenn ich gewusst hätte, dass man dafür kein Gas geben muss - bei meiner R45 zwingend erforderlich -, wäre sie wohl bei der ersten Starterknopfbetätigung angesprungen, so beim dritten Mal), aber: die Ölkontrolllampe ging nicht aus! Wieder ausgeschaltet.


    Dann ging´s los:
    - Tank runter
    - Öl raus
    - Versuch der Kontrolle des Ölsiebes; Abschrauben UNMÖGLICH, da total fest und auch das Gewinde etwas angegriffen (da hatte sich schon früher jemand versucht, vermutlich auch ohne Erfolg); ersatzweise Öl oben reingeschüttet, läuft unten raus: Sieb nicht zu, offenbar alles OK
    - Deckel vom Ölfiltergehäuse abgeschraubt, und siehe da: das Kabel für die Öl-Anzeige, das dort verläuft war eingezwickt und beschädigt; Kabel aus seiner Zwangslage befreit, alles notdürftig zusammengeschraubt, gestartet: Öllampe geht aus!


    Allgemeines Aufatmen, Motor läuft langsam warm.


    Nächstes Problem: Maschine nimmt kein Gas an und geht sofort aus, wenn man am Quirl dreht. Also wieder:
    - Tank runter
    - Auspuff runter etc. etc.
    - Vergaser ausgebaut
    - Schieber des rechten Vergasers fest, alle Nadeln belegt, Leerlaufdüsen verdreckt usw., das volle Programm also


    --> heute Teile bestellt, habe keine Lust auf Ultraschallbad für die vorhandenen Teile.
    Dazu noch ein paar Ölschläuche und den Deckel des Bremsflüssigkeits-Ausgleichbehälters (sieht schon recht verwittert aus, nur optische Gründe, die € 15,50 sind dann auch schon egal)


    Zusammenfassung: Die Reparaturen dauern noch an. Und Eure Aussagen treffen bisher zu 100% zu!! Die Geschichte geht weiter, ich will die Gute dieses Jahr noch anmelden.


    Grüße
    Alex

  • SIE FÄHRT!


    Die ersten 30 km sind geschafft, HU und AU ebenso. Bisher keine Auffälligkeiten, d.h. wie wohl üblich: Unter 2500/min sollte man besser nicht kommen, zwischen 2.500 und 3.000/min mit vorsichtiger Gashand OK, darüber alles in Butter, wobei ich vorsichtshalber noch nicht über 4.500/min rausgekommen bin.


    Nur der Ölstand scheint trotz aller Vorsicht nun doch zu hoch zu sein :huh:, aber ich habe eh vor, in Kürze nochmal zu wechseln.


    Nur noch eine Frage: Was könnte denn bei einer fetten Fehlzündung Schaden nehmen? Habe nämlich den Benzinhahn zuerst nicht aufgedreht (bescheuerter Anfängerfehler :furious:) und bevor sie dann endlich angesprungen ist, hat sie eine Zeitlang georgelt und dann 1x mächtig geknallt :annoyed:.
    Ein paar Stunden später nochmal - richtig - probiert, startet wunderbar.


    Grüße
    Alex

  • Moin Alex,


    Zitat

    SIE FÄHRT!


    Gratuliere! :dance1:


    So wie du die Geschichte beschreibst, fiebert man ja doch etwas mit und freut sich jetzt auch über den Erfolg! Schade, dass die Saison jetzt wettermäßig langsam am Ende ist. So hättest du die Früchte deiner Arbeit direkt ernten können ;)

  • Du kannst überschüssiges Öl einfach durch die Ablaßschraube am Rahmen vorne ablassen oder durch den Einfüllstutzen absaugen.
    Wenns vom Lufi-Kasten rausläuft gibts ne zeimliche Sauerei...


    Die Fehlzündung kannst du außer Acht lassen.


    Zum Vergaser ausbauen kannst du den Auspuff dran lassen. Nur die Schrauben am Lufikasten lösen (3x oben 1x unter der Batterie) dann kann man die Vergaser nach oben herausnehmen.


    Bei jedem Aus - und Einbau die Ansauggumis mit Öl einreiben damit sie geschmeidig bleiben - bei ernsten Rissen lieber mal austauschen.


    Wenn du nochmal ausbaust dann spendier ihr gleich größere LL-Düsen ;)