Kann es sein, dass die Vergaser F650 keinen 100 Oktan Sprit verträgt?

  • Hallo F650 Freunde,
    nachdem ich mich in diesem Forum bisher nur auf das Lesen der zum Teil sehr interessanten Beiträge beschränkt habe, hätte ich an euch eine Frage. Verträgt die F650 kein 100 Oktan Benzin? Mein Mopped wurde bei schönem Wetter auch im Winter bewegt. Bisher habe ich immer 95 Oktan Super getankt, damit hatte ich nie die geringsten Probleme (erst gestern ca. 200km im Bayrischen Wald bei herrlichem Wetter).
    Da ich diesem E10 Pseudo-Öko-Benzin nicht recht traue, dachte ich, ich tu meiner gute alten F was Gutes und habe heute dieses Shell Racing100 eingefüllt. Nach ca. 8 km, ruckeln, schlechte Gasannahme, ein paar Fehlzündungen...aus. Ein paar Minuten gewartet, gestartet, losgefahren, nach 5-6km wieder das gleiche Spiel. Insgesamt ging mir das Motorrad 4-mal aus, bis ich endlich wieder zu Hause war. Kann das an dem 100 Oktan Sprit liegen?
    Für eure Antworten im Voraus vielen Dank und viele Grüße
    Peter

  • Glaub' ich eher nicht. Oktanzahl beschreibt die Klopffestigkeit, also die Neigung zur Selbstentzündung. Man kann das Benzin-Luft-Gemisch bei höherer Oktanzahl höher verdichten, bevor es sich (ähnlich wie Diesel) durch den hohen Druck und die dabei entstehenden Temperaturen selbst entzündet. Könnte natürlich auch bedeuten, dass es eine höhere "Zündtemperatur" benötigt, die in der F nicht so erreicht werden. Ich war aber bisher der Meinung, dass die Kraftstoffe "abwärtskompatibel" seien...

  • Wenn ich die Symptome so lese würde ich als erstes an eine Vergaservereisung denken.
    Wie waren denn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit während der Fahrt?
    Bei defekter Tankentlüftung ist das Verhalten oft auch so.
    Gruß Jürgen

  • Wenn ich mich recht erinnere (und meine KFZ-Lehre ist schon lange her), dann verschiebt sich durch eine andere Oktanzahl des Kraftstoffes auch der Zündzeitpunkt. Das hieße, daß bei 100 Oktan statt der 95 Oktan der Zündzeitpunkt um annähernd 5° anders ist (ich meine in Richtung spät bei höherer Oktanzahl). Es kann also schon sein, daß der Motor nicht mehr so rund läuft.....
    Ich würde einfach mal was in Kanister umfüllen und 95 Oktan drauftanken. Wenn es besser wird, liege ich richtig.......

  • Wenn ich die Symptome so lese würde ich als erstes an eine Vergaservereisung denken.
    Wie waren denn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit während der Fahrt?
    Bei defekter Tankentlüftung ist das Verhalten oft auch so.
    Gruß Jürgen

    Hallo Jürgen,
    Tankentlüftung schien das Stichwort zu sein. Da ich randvoll getankt hatte, ist wohl Sprit in die Entlüftungsleitung gelaufen und hat diese irgendwie dicht gemacht. Nachdem ich sie ausgeblasen habe, bin ich soeben nochmal 30km gefahren (immer schön in der Nähe von zu Hause, um evtl. nicht zu weit schieben zu müssen). Jetzt läuft meine Gute wieder, wie ich das von ihr gewöhnt bin.
    Danke und viele Grüße
    Peter

  • Hallo Peter,
    Dein Fall erinnert mich an ein eigenes Erlebnis: Nachdem ich das erste Mal Bleifrei in mein damaliges Motorrad getankt hatte, war ich liegengeblieben. Mir schien schon damals ein Zusammenhang mit Bleifrei unwahrscheinlich ... und was war es dann ? ... Auch die Tankentlüftung !


    Eckart

  • Zitat

    .... Wenn es besser wird, liege ich richtig.......

    ... dann lag ich in diesem Fall falsch. Ich freue mich, daß Deine F650 wieder laüft wie vorher. Ich habe wieder gesehen, daß sich nicht alles auf Motorräder übertragen läßt. Tankentlüftung zu bei Autos hatte ich noch keine Probleme :biggrin:

  • Die Vergaser F's ab ca. Bj 95 vertragen alle Normalbenzin 92 Oktan und mehr -> nach oben offen. Bringen tut es nix es sei denn wie hier beschrieben Du würdest die Zündung verstellen. Oder wenn die Verdichtung erhöht würde. Ich hatte ne 94er, die war ab Werk noch auf 95 Oktan (die neueren haben eine andere Zündbox) und hatte einen tacken mehr Dampf als die Folgemodelle.


    Sonst merkst Du eigentlich nichts, ausser das größere Loch in der Börse.

  • Hallo Frank,

    Tankentlüftung zu bei Autos hatte ich noch keine Probleme

    Man muss beachten, dass es sich hier um einer Vergaser-F handelte; um ein Vergaser-Motorrad handelte es sich auch bei dem Motorrad, bei dem ich damals Probleme hatte. Da spielen schon kleine Druckunterschiede eine Rolle und können verhindern, dass Benzin in den Vergaser läuft oder es kann - wie in meinem Fall damals - dazu kommen, dass durch Wärmeausdehnung das Benzin in den Vergaser gedrückt wird. Mit Benzinpumpe ist das Problem weniger groß und eine Einspritzpumpe arbeitet mit mehreren bar Druckunterschied, da wirkt sich eine leichte Verstopfung der Entlüftung nicht so stark aus. Bei Autos, heute nahezu alles Einspritzer, kommt noch hinzu, dass das Restvolumen der Luft im Tank je nach dessen Gestaltung und der des Einfüllstutzens höher ist, also mehr Puffer.


    Man muss wohl eingestehen, dass Peters Rätsel eigentlich nur durch ihn selber auflösbar war und somit eigentlich jeder gut gemeinte Tip daneben gehen musste.


    Eckart

  • Zitat Frank:
    "Wenn ich mich recht erinnere (und meine KFZ-Lehre ist schon lange her), dann verschiebt sich durch eine andere Oktanzahl des Kraftstoffes auch der Zündzeitpunkt. Das hieße, daß bei 100 Oktan statt der 95 Oktan der Zündzeitpunkt um annähernd 5° anders ist (ich meine in Richtung spät bei höherer Oktanzahl)"


    HÄÄÄÄHHH???
    Wieso bitte soll sich der Zündzeitpunkt verschieben? Gezündet wird, wenn die Zündkerze funkt. Es gibt "moderne" Motoren, die eine sog. Klopfsensor haben (wozu die Motoren der Fs nicht gehören!). Falls der Kraftstoff nicht die notwendige Oktanzahl hat und die o.g. Motoren dann "klingeln / klopfen", verstellt die Motorsteuerung ("beauftragt" von Klopfsensor = Mikrofon) den Zündzeitpunkt in Richtung spät, womit sich die zu geringe Oktanzahl (in Grenzen) kompensieren lässt; auf Kosten der Motorleistung + erhöhtem Verbrauch.


    @ Peter: ist da evtl. einer der "beliebten" Zusatzpapierfilter in der Benzinleitung? Die Symptome sprechen dafür, dass Benzin zu langsam nachläuft.
    EDIT: Upps, gerade gemerkt, dass ich schon zu spät dran bin :(


    Michael

  • Zitat

    Zitat Frank:
    "Wenn ich mich recht erinnere (und meine KFZ-Lehre ist schon lange her), dann verschiebt sich durch eine andere Oktanzahl des Kraftstoffes auch der Zündzeitpunkt. Das hieße, daß bei 100 Oktan statt der 95 Oktan der Zündzeitpunkt um annähernd 5° anders ist (ich meine in Richtung spät bei höherer Oktanzahl)"


    HÄÄÄÄHHH???
    Wieso bitte soll sich der Zündzeitpunkt verschieben? Gezündet wird, wenn die Zündkerze funkt. Es gibt "moderne" Motoren, die eine sog. Klopfsensor haben (wozu die Motoren der Fs nicht gehören!). Falls der Kraftstoff nicht die notwendige Oktanzahl hat und die o.g. Motoren dann "klingeln / klopfen", verstellt die Motorsteuerung ("beauftragt" von Klopfsensor = Mikrofon) den Zündzeitpunkt in Richtung spät, womit sich die zu geringe Oktanzahl (in Grenzen) kompensieren lässt; auf Kosten der Motorleistung + erhöhtem Verbrauch.
    .....
    Michael

    Man hätte auch netter nachfragen können was ich genau meine......... (persönliche Meinung)
    Ich meinte natürlich den idealen Zündzeitpunkt. Aber Michael, Du kennst DIch ja anscheinend gut genau aus, daß Du mich eigentlich hättest verstehen können / müssen.


    Fakt ist nunmal, daß (wie wir beide wissen) die F keine Regelung des Zündzeitpunktes in Bezug zum verwendeten Kraftstoff und dessen Oktanzahl besitzt (z.B. Klopfsensor). Also wird hier auch kein Zündzeitpunkt verstellt.


    Danke für Deine Motorsteuerungserklärungen (ich wußte sie zwar schon und sie waren an dem eigentlichem Thema etwas vorbei), aber ich möchte meine Theorie trotzdem nochmal näher beschreiben :


    Benzine mit weniger Oktan benötigen lange bis der Höhepunkt der Verbrennung erreicht ist. Der IDEALE Zündzeitpunkt wird also weit vor dem oberen Totpunkt des Kolbens liegen, damit der Höhepunkt der Verbrennung knapp hinter diesem Punkt liegt. Ansonsten bekommt der Kolben schon den Verbrennungsdruck während er noch nach oben läuft (das Klingeln).
    Hochoktanige Benzine erreichen den Höhepunkt ihrer Verbrennung wesentlich schneller und deshalb liegt der IDEALE Zündzeitpunkt einiges kürzer vor dem OT.
    Wenn nun der REALE Zündzeitpunkt (also der eingestellte) weit vor dem IDEALEN Zündzeitpunkt liegt, ist die Verbrennung schon auf dem Höhepunkt bevor der Kolben den OT erreicht, der Kolben bekommt einen auf den Deckel. Ergebnis ist ordentlicher Leistungsverlust.


    Aus meiner Sicht wäre es also eine Möglichkeit gewesen.

  • Hallo Frank,


    sorry, dass meine Antwort etwas unhöflich war.
    Ich war verwundert, weil du trotz KFZ-Lehre die Zusammenhänge "meiner Kenntnis nach(!)" falsch dargestellt hast, was die Richtung der Zündverstellung betrifft. Vor längerer Zeit wurde womöglich auch nicht der heutige Kenntnisstand vermittelt. (Ich hoffe, ich reite mich jetzt nicht arroganz- oder klugscheißermäßig noch weiter rein, aber die Verbrennungsvorgänge sind viel komplizierter, als man denkt, und seit den 90ern wurde noch viel dazu geforscht, wegen Magermotoren, Schichtladung, Gemischverwirbelung und Abgaszusammensetzung usw. wovon ich auch nur sehr begrenzt Ahnung habe; aber das Internet gibt schon einiges her.)
    Mein Kenntnisstand ist folgender und ich lerne gern dazu, wenn ich falsch liege:


    Benzine mit niedrigerer Oktanzahl entzünden sich bei niedrigeren Temperaturen des verdichteten Gemisches von selbst als Benzin mit höherer Oktanzahl. Deshalb benötigen höher verdichtete Motoren im Allgemeinen auch höher oktaniges Benzin; je stärker das Gemisch verdichtet wird, um so heißer wird es ja, also vor der Zündung. Die mögliche Verdichtung (je Benzinsorte) hängt aber auch extrem von der Motor-Konstruktion ab: Wie ist die Brennraumform, wie heiß werden Kolbenboden, Zylinderkopf und ggf. -Wand und besonders die Ventile, Luft oder Wasserkühlung haben da erheblichen Einfluss. Und wieviel Sicherheitsreserve ist eingeplant, wenn sich im Laufe der Hunderttausende Kilometer Ölkohle im Brennraum ablagert, die die Verdichtung erhöht und sehr heiß wird, weil sie schlecht Wärme ableitet. Da stellt der Rotax-Eintopf mit großem Zylindervolumen und einer Verdichtung von 11.5 : 1 für Normalbenzin schon eine Meisterleistung dar.


    Die Verbrennungsgeschwindigkeit bei nicht klopfender "normaler" Verbrennung ist m.W. bei den verschiedenen Benzinsorten, also Oktanzahlen, ziemlich gleich. Ein Unterschied der verschieden oktanigen Benzine ist aber auch (zusätzlich zur o.g. Selbstentzündung), ab welchem Temperatur- und Druckbereich (beim schon entzündeten Gemisch) die normale "langsame" Verbrennung in eine "klopfende" Verbrennung, also eine Explosion übergeht. Explosion ist hier wörtlich gemeint, die Verbrennung ist dann sehr sehr viel schneller. Es brennt nicht mehr eine Flammenfront von der Zündkerze aus, sondern das Gemisch, bzw. der noch nicht verbrannte Rest, entzündet sich komplett "auf einmal". Das gibt einen enormen Druckanstieg, was Kolben und Lager (und angeblich selbst die geschlossenen Ventile) extrem belastet. Diesem Vorgang kann man mit einem späteren Zündzeitpunkt abhelfen. Das Gemisch wird ja entzündet, bevor der Kolben den OT erreicht, damit im oder kurz nach dem OT das Gemisch verbrannt ist, also der höchste Verbrennungsdruck genau dann erreicht wird; für beste Leistung und Wirkungsgrad. Bei niederoktanigem Benzin kann es passieren, dass der Verbrennungsvorgang in die Explosion übergeht, weil der Kolben auf seinem Weg nach oben das brennende Gemisch ja noch weiter verdichtet und somit Druck und Temperatur erhöht. Wenn das Gemisch etwas später gezündet wird, hat es ja durch die eigene Verbrennung erst eine gringere Temperatur und Druck errreicht, so dass die restliche Verdichtung des Kolbens bis zum OT nicht mehr ausreicht, die "Explosionsphase" zu erreichen.
    Wenn die Zündung (weil kein Klopfsensor vorhanden) immer "so spät" eingestellt ist, verschenkt man natürlich den Leistungs- und Wirkungsgradvorteil, den höheroktaniges Benzin (Ultimate-Gedöns) bieten würde. (Der höchste Druck wird dann etwas zu spät erreicht.)


    Aber nach dieser Erklärung sollte ein Motor mit Benzin höherer Oktanzahl als er eigentlich benötigt, nicht schlechter laufen oder ausgehen. Man verschenkt halt einen Vorteil, den das Benzin böte, wenn der Motor es nutzen könnte.


    Michael

  • Hallo Michael,


    Danke für Deine Entschuldigung die ich gerne annehme.
    Das ich mich bei der Richtung vertan haben könnte, kann sein (ich schrieb ja schon, daß ich mir nicht sicher bin).
    In Deinen Ausführungen gebe ich Dir ja Recht und der Zündzeitpunkt sollte verstellt werden, wenn man Kraftstoff einer anderen Oktanzahl benutzt (wenn die Motorsteuerung dieses nicht selbsttätig regelt was bei der F ja nicht der Fall ist).
    Ich bin aber trotzdem immernoch der Meinung, daß es auch Leistungsverluste geben kann, wenn der Unterschied der Oktanzahl groß ist, da die komplette und komplexe Motor-Abstimmung nicht mehr richtig ist, wenn das Gemisch jetzt verbrennungstechnisch zu früh oder zu spät zum Höhepunkt kommt :whistling: . (Aber nur meine persönliche Meinung ohne Belege).
    Recht hast DU natürlich, daß davon der Motor nicht ausgeht.