braune Schlieren im Sprit

  • Endlich habe ich Zeit gefunden nach dem Grund zu suchen, warum meine Kleine nicht mehr anspringt.

    Ich habe von der linken Schwimmerkammer den Sprit ablaufen lassen und in einem Glas aufgefangen. Zuerst sah es aus als ob Fettaugen auf dem Benzin schwimmen. Schlauch an rechte Schwimmerkammer angesteckt und aufgedreht --- nichts.

    Also Vergaser ausgebaut und die Schwimmerkammern geöffnet. In der rechten Schwimmerkammer fand ich einen braumen Glibberklumpen. Er lies sich zwischen den Fingern verreiben (leider kein Foto gemacht). Dann hab ich mir den Sprit aus der linken Schwimmerkammer angeschaut. Im Sprit waren braune Schlieren. Sie schwebten im Sprit. Oben am Glasrand war eine Ansammlung von brauner Flüssigkeit.

    Dann habe ich den Sprit komplett aus dem Tank abgelassen. Den Sprit der in der normalen Benzinhahnstellung und den aus der Reservestellung habe ich getrennt aufgefangen.

    Vergaser total zerlegt, Alle Düsen waren mit braunem Glibber verstopft. Alles im Ultraschallbad gereinigt. Benzinhahn ausgebaut und zerlegt: nichts auffälliges. Tank mit frischem Sprit durchgespült und neuer Benzinschlauch besorgt.

    Da ich die Ursache der Schlieren nicht kenne, möchte ich jetzt nicht einfach wieder zusammenbauen.


    Sprit.jpgSprit2.jpg



    Links ist der Sprit aus der Normalstellung, Mitte aus Reservestellung, rechts aus der Schwimmerkammer.

    Vieleicht erkennt jemand die Ursache der Verunreinigung. Wasser kann es nicht sein, es setzt sich nichts unten ab. Im Benzin aus dem Tank ist nichts zu erkennen.

  • wie lange war diese Plörre im Tank...

    und von welcher Tanke...ähnliches an Zersetzung kenn ich von E10 und Supermarktfusel...letzteres hat mich ne neue einspritzanlage fürs auto gekostet...

  • rpr61


    Ich verwende seit langem E10, sowohl in ausgesprochenen Hochleistungsfahrzeugen (DM51463, DG20606; mal bei Leebmann schauen!) )als auch im Benzingenerator, der oft Monate vollgetankt steht, meinen Moppeds etc. Ohne Probleme. Hab noch nie Spuren von Zersetzung oder Verunreinigungen gefunden.


    Auch die freien Tankstellen/Supermärkte destillieren/cracken ihren Sprit nicht im Hinterhof. Und wer glaubt Aral oder Esso etc. kämen zwangsläufig aus einer entsprechend benamten Raffinerie glaubt auch, dass eine Zitronenfalter Zitronen faltet. Da werden bestenfalls dem Aral Grundsprit die z.B. Esso Additive (Farbe) beigemischt. Wenn die DIN Kraftstoffe der freien Tankstellen nicht der Norm entsprechen würde und es zu Schäden oder Problemen führte würde man davon ja vermutlich gehört haben.

  • Für mich sieht das nach Bakterien/Mikroben aus. Das hat erstmal nichts mit "schlechtem" Sprit zu tun und auch nicht mit E10 (sogar im Gegenteil, das ist weniger anfällig weil das Ethanol das Wasser binden kann) sondern einfach mit Wasser das sich früher oder später immer ansammelt . Aus diesem Grund haben Vergaser meistens auch eine Ablassschraube in der Schwimmerkammer um das dort rauszulassen. Die netten Tierchen leben im Wasser und ernähren sich vom Sprit und die braunen schlieren sind dann ... lass Deine Phantasie spielen, das äquivalent bei Dir ist aber auch braun als kleiner Tipp ;)


    In Fahrzeugen hat man damit eigentlich weniger ein Problem, das tritt eigentlich eher bei Flugzeugen und Schiffen auf. Das Problem ist das dies einerseits feine Bohrungen verstopfen kann und andererseits werden auch Dichtungen davon angegriffen. Für Flugzeuge und Schiffe gibt es Kraftstoffzusätze, die Zusätze für die Schiffe findet man auch in diversen Onlineshops allerdings ist das natürlich meist für Diesel, keine ahnung ob es auch bei Benzin verwendet werden kann. Ob man das für Flugzeuge auch in Onlineshops findet kann ich nicht sagen, aber das AVGas ist Benzin (allerdings stark verbleit und sehr hochoktanig) so das ich denke das man das für AVGas sicher auch ins Motorrad schütten kann.


    PS: Tests haben gezeigt das an den Säulen auf denen E10 draufsteht (leider) meist kein E10 drin ist. Leider deswegen weil es durchaus seine vorteile hat (z.B. Reinigende Wirkung, Wasserbinden, mehr Oktan) und nicht alle Motoren sterben lässt wie manchmal behauptet/vermutet

  • Achja, ich würde den Vergaser reinigen und wieder zusammenbauen. Den Sprit würde ich entsorgen und dann neuen Sprit auffüllen, ggf vorher noch den Tank durchspülen. Als reinigungsmittel würde ich zu normalem Spritus oder ähnlichem greifen. Ich denke das sollte sich damit erledigt haben...


    Die Mittelchen für Flugzeuge und Schiffe nimmt man hauptsächlich weil man da eben nicht mal schnell alles zerlegen und reinigen kann und die Tanks auch nicht mal eben reinigen kann und vorallem auch weil immer restmengen im Tank verbleiben und im falle eines Flugzeug Integraltanks sehr viele kleine "ecken" existieren in denen sich Wasser "dauerhaft" absetzen kann und dann den Befall dort auslöst. Dann bleibt einem eben nichts anderes übrig bei akutem Befall oder als Vorsorgemassnahme das zeug dem Sprit bezugeben. Früher fanden sich in Flugzeugtanks z.B. auch radioaktive teile im Tank um das zu verhindern bzw die "tierchen" zu töten.

  • Ich weiss von meiner Werkstatt des Vertrauens, dass sich bei den Vergasermodellen nach der Zeit bestimmte Dichtringe im Motor auflösen.

    Dies führt dann dazu das Motoröl und Benzin sich vermischen.

    Hast du mal an deinem Öl gerochen?

    Wenn es nach Benzin stinkt, dann könnte es das sein.

    Ein bekanntes Problem bei den Vergasermodellen, das ab 2004 (Einspritzung Rotax Motor) nicht mehr auftreten konnte.

    Bei dem beschriebenen Problem handelt es sich um die F 650 GS, soweit ich weiss, unterscheiden sich die Vergasermotoren der F 650 und der F 650 GS nicht besonders.

    Nagelt mich nicht fest wenn es das nicht ist.:notworthy1:

  • Hallo Brachii!

    Dein Schrauber meint wahrscheinlich die Schimmernadelventilsitzabdichtungs-O-Ringe:victory:. Wenn die hinüber sind, kann bei defektem oder offen gelassenem Benzinhahn Benzin entweder auf den Fußboden oder ins Motoröl gelangen. Aber Öl in Vergaser oder Tank ist eigentlich fast undenkbar. Außer wenn man, wie ich, bekennender "Schnapsglas-voll-Zweitaktöl- in-den-Tank-Schütter" ist. Kleiner Gruß ans Kraftstoffsystem in der Winterzeit, zur Korrosionsvorsorge. Vor allem wegen der Stahltankmodelle, bei der F also nicht sooo nötig. Aber vielleicht danken es die Vergaser... Ein bisschen Voodoo braucht jeder....:ninja::indian::alien:

    Übrigens herzlich willkommen hier, du bist ja neu! :thumbsup2::nuckel:


    Gruß Joachim

  • Zweitaktöl im Benzin ist bei einem Ottomotor relativ unnötig, aber immer noch besser als Motoröl in den Tank zu schütten, 2töl sollte auch keine nennenswerte negative Effekte haben.

    Das beimengen von Öl im Benzin war eine Zeit lang mal ein "Wundermittel", ich werfe da mal den Begriff "Obenöl" in den Raum, was sich aber als relativ Sinnlos bis kontraproduktiv herausgestellt hat. Bei einem Diesel sieht es allerdings anders aus, da kann 2 Taktöl zum Teil kleine Wunder vollbringen (da habe ich es z.B. auch aus Überzeugung verwendet), ist aber auch ein vollkommen anderer technischer Hintergedanke und Vorgang, sollte hier nicht das Thema sein.


    Öl sollte sich im Sprit auch lösen so das es keine derartigen Rückstände erzeugen kann. Ich wiederhole nochmal: Dabei handelt es sich m.M.n. definitiv um Mikroben die im Wasser leben und sich vom Sprit ernähren. Nicht das erste mal das ich sowas sehe und wird sicher auch nicht das letzte mal sein, auch wenn es sich dabei dann nicht um Benzin sondern Kerosin handelt.

    Für Diesel gibt es entsprechende Kraftstoffzusätze (Grotamar heisst eines davon soweit ich weiss), ebenfalls für Kersosin (z.B. Biobor) das eigentlich fast wie Diesel ist, nur beim Benzin kenne ich jetzt keines (habe aber auch noch nie danach gesucht). Da hier aber alles (Vergaser und Tank) leicht zu zerlegen und reinigen ist halte ich das auch nicht für nötig sondern würde alles reinigen und spülen (mit Spiritus) und danach neuen Sprit einfüllen (den alten Sprit entsorgen und in keine Fahrzeuge schütten), dann sollte das Problem behoben sein. Zur Vermeidung würde ich dann in Zukunft bei längeren Standzeiten im Vergaser die Schwimmerkammern leeren, ich denke nicht das im Tank sich Wasser ansammeln wird

  • Dem kann man nur zustimmen. Die Geschichte mit dem Obenöl kenne ich auch noch von meinem Vater aus Zeiten als es noch eine Uhr von Herrn Nordhoff gab für 100.000 Käferkilometer.

    Was die Lagerung/Überwinterung angeht:

    Tank wirklich bis zum Rand füllen, so dass bei Temperatur- bzw. Luftdruckschwankungen kein Kondenswasser im Tank gebildet werden kann.

    oder:

    Tank und Vergaser komplett entleeren und Tankverschluss durch fusselfreinen Lappen verschließen. Schön wäre dann noch mit trockenem Stickstoff füllen ausblasen.

  • Moin,


    aus meiner Erfahrung im Werkstattalltag muß ich mal die Geschichte vom haltbaren Sprit erschüttern.

    Die habe ich, bis vor wenigen Jahren auch geglaubt und erlebt. Die Frage nach dem Alter vom Tankinhalt stand relativ weit unten auf der Liste der Fragen an den Kunden.... inzwischen steht sie ganz oben!

    Moderne Kraftstoffe, unter den gleichen , unterschiedlich günstigen Bedingungen gelagert wie früher, sind nicht mehr geeignet lange aufbewahrt zu werden!

    Ich habe aus dem letzten Jahr fast 40 Liter Kraftstoffreste hier, die ich nicht mal mehr im Rasenmäher verfeuere, weil selbst der damit Ärger macht. Der Kraftstoff verändert sogar seinen Geruch erheblich, riecht mehr nach Lack und Lösungsmittel als nach Benzin.

    Ich kann nur dringend empfehlen, bei allen Maschinen und Fahrzeugen die für länger (>6Monate) eingelagert werden sollen, den Tank vollständig zu entleeren. Einen Kraftstoffvorrat in Kanistern nur so einrichten, dass er regelmäßig verbraucht und erneuert wird.

    Ob das bei einzelnen Kraftstoffen (Edelsprit ohne Bio-Anteil oder bestimmte Hersteller) unterschiedlich ist kann ich nicht erkennen, kaum einer der Kunden mit diesem Problem erinnert sich wo er was getankt hat....

    Ja, es kann natürlich gut gehen, das beweist die Praxis! Aber ich würde es heute nicht mehr als selbstverständlich annehmen, dass ein Motorrad (oder was auch immer) nach ein oder zwei Jahren Stillstand problemlos oder überhaupt noch anspringt.



    Frank

  • Ich bin doch erstaunt, wie schnell Benzin verderben kann und das offenbar auch in einigermaßen regelmäßig genutzten Fahrzeugen und bin froh, dass ich so ein Problem noch nie hatte.

    Sollte dann doch mal zu entsorgendes Benzin anfallen, dann bloß nicht so:

    https://www.rbb24.de/panorama/…tion-in-birkenwerder.html

    Hier in Berlin nimmt die BSR sowas entgegen: https://www.bsr.de/abfall-abc-20563.php?selectedText=Benzin


    Eckart

  • Es ist gar nicht wirklich das Benzin das so schnell verdirbt. Benzin selber ist eigentlich relativ haltbar, es verliert zwar etwas an Oktanzahl, aber das sollte nicht so das riesen Thema sein und dem wirke ich entgegen indem ich hochoktaniges nehme für den Kanister.

    Was ich auch noch kenne ist eine art "verharzen", dabei bilden sich richtig harte Ablagerungen. Was daran genau schuld ist ist mir allerdings unbekannt, kenne ich aber hauptsächlich aus alten Zeiten (Jugend) und ist mir in letzter Zeit eigentlich nicht mehr untergekommen...


    Das Problem sind vielmehr Verunreinigungen darin, da ist das Wasser/mikrobenproblem nur eines von vielen. Beim Thema Wasser kommt natürlich noch mit dazu: Das sammelt sich an einer tiefen stelle und wenn es von dort nicht auf die eine oder andere art entfernt wird (z.B. durch ablassen aber auch durch spülen und/oder vermischen mit Benzin mit Ethanolanteil) nimmt das Unheil dort seinen lauf.

  • Sie läuft wieder!

    Ich habe nach der Vergaserreinigung den Sprit total abgelassen. Den Benzinhahn hatte ich auch gereinigt. Neuen Sprit eingefüllt und den ersten Liter noch über die Schwimmerkammern in Resevestellung ablaufen lassen. Jetz hoffe ich, dass der Schmodder weg ist. Es regnet gerade, deshalb will ich jetzt keine längere Probefahrt machen. Sobald es trockener ist, geht's auf die Piste. Volltanken und Tank mind. halb leer fahren und wieder neu volltanken. Wenn das alles gut geht, hat die Kleine wohl die "Kretze" überstanden.

    Danke für die vielen Tipps.

  • Und für die Zukunft empfehle ich E10 zu tanken, dies kann helfen einen neuen Befall zu vermeiden.


    Ich weiss das der Sprit gerne verteufelt wird und in manchen Foren sogar dafür verantwortlich gemacht wird das die Scheibenwischer kaputt gehen (ungelogen, es gibt Foreneinträge mit dem Inhalt "mein Scheibenwischer ist kaputt gegangen nachdem ich aus versehen E10 getankt habe"), so schlimm oder schlecht ist er (zumindest aus technischer Sicht, die ökologische und ggf ethische geschichte ist was anderes) nicht und hat auch (eigentlich unabstreitbare) Vorteile wie die Fähigkeit Wasser zu binden und damit genau dieses Problem zu verhindern sofern wirklich der Ethanolanteil drin ist der drauf steht (was aber nach Tests nur selten der Fall ist).


    Und die Gefahr für das Material sehe ich auch nicht so das ich persönlich sogar auf die Herstellerfreigabe keinen Pfifferling gebe. In den USA wird in einigen Bundesstaaten das 10 schon seit jahrzehnten gefahren und da fragt keiner nach Herstellerfreigaben sondern der Gesetzgeber sagt einfach das Jeder normale Motor diesen Sprit problemlos verträgt und E15 steht in einigen Staaten auch kurz vor der zwanghaften einführung (auch da fragt keiner nach Herstellerfreigaben). Eine Oldtimerzeitung hat mal den Test gemacht und Vergaser für 1 Jahr lang in Sprit eingelegt, sowohl der E5 als auch der E10 eingelegte Vergaser funktionierten nach dem Jahr problemlos, der E10 eingelegte war danach sogar sauberer als der E5 eingelegt der ein paar (geringfügige und unbedenkliche weil weiterhin funktionstüchtig) ablagerungen vom Sprit hatte...