650 CS - Steuerkette um zwei Glieder übersprungen?

  • Ich habe eine schöne 650 CS mit 30.000 km gekauft. Der Verkäufer informierte mich über die Probleme beim Starten.
    Sie springt nicht an bzw. wenn dann nur kurz und mit Fehlzündungen.


    An der Stelle ein Dank an die vielen guten Beiträge hier im Forum.

    Folgendes habe ich bereits unternommen:


    - Batterie passt

    - Zündfunke ist da

    - Benzinpumpe fördert Benzin

    - Einspritzdüse geht augenscheinlich auch (genaue Fördermenge nicht nachgemessen)


    Beim Prüfen vom Ventilspiel bei OT war 0,00 mm Luft!


    Wenn ich die beiden Zahnräder mit der Markierung in die richtige Stelle bringe, ist der OT im Sichtloch
    nicht mehr zu sehen.


    Kann die Steuerkette übersprungen sein?


    Meine Frage zur Lösung:


    Kann ich bei passendem OT im Sichtloch die Kurbelwelle mit der Schraube fixieren,
    den Kettenspanner lösen und die beiden Zahnräder neu ausrichten?
    Ich sind gefühlt ca. 2 Glieder.

    Vielen Dank für die Hilfe.

  • Eigentlich ohne Defekt nicht möglich. Die Schraube der einen Nockenwelle sieht auf dem Bild recht komisch aus! Wie mit dem Meißel geöffnet, oder täuscht das??

    Meine Vorgehensweise wäre: Alles auf Grundeinstellung, Kettenschienen und Spanner Prüfen, Ventilspiel nach Grundeinstellung Prüfen.

    Anders wird das nichts! Gutes Gelingen!

  • Du schaust vor allem in die falsche Bohrung.
    Bzw. zum Ventilspiel messen sowieso irrelevant, das Motortiming. Ventilspiel wird bei nach außen stehenden Nocken mit der Bohrung im Zahnrad nach oben,
    also wie auf deinem letzten Bild, gemessen.
    Durchdrehen sollte man einen Motor natürlich nicht, wenn das Motortiming nicht (keine Steuerkette) oder potentiell falsch eingestellt ist.
    Gut, der Zug ist schon ausm Bahnhof raus.

    So einen Kandidat habe ich auch hier stehen, da sind alle 4 Ventile krumm, Motortiming war um 180° verstellt.



    Aber zurück zum Thema:
    Die korrekte Bohrung ist auf der linken Motorseite, unter dem Kupplungsdeckel. Eine M8 Schraube mit Kupferdichtring.
    da siehst du dann eine Nut in der Wange der Kurbelwelle, auf diese Nut wird fixiert, zum Einstellen des korrekten Motortimings.


    Wobei das vermutlich stimmt, bei 2 Gliedern daneben dürfte es zwar gerade eben so noch nicht zu Kontakt zw. Ventilen und Kolben kommen, aber ob der Motor da überhaupt noch laufen würde, das ist zu bezweifeln.



    Aber prüf das dennoch erstmal, weitere Kandidaten wären dann:
    Benzindruck (Soll: 3.5 bar), Kurbelwellensensor (ggf. sind nur Späne dran), LLS, Drosselklappenpoti, ggf. Ansauglufttemperatursensor.

  • Leider kann ich auf Deinen Bildern die Position der Nockenwellen zum OT nicht zuordnen, aber wenn Deine Angaben stimmen, kannst Du natürlich die Kurbelwelle im 'richtigen' OT blockieren, den Kettenspanner lösen und ggfs. die Nockenwellenposition korrigieren. Ob das Lösen des Spanners allein dafür ausreicht, kann ich Dir nicht sagen - das habe ich noch nicht probiert. Eventuell musst Du noch die Lagerböcke der Nockenwellen abnehmen, um korrigieren zu können.


    An ein Überspringen der Steuerkette mag ich nicht glauben - ich denke eher, dass da Jemand beim Einstellen der Ventile ziemlich dilettantisch vorgegangen ist. Dazu würde auch ein Ventilspiel von 0 passen. Welche(s) Ventil(e) war(en) denn betroffen, wie hast Du genau gemessen - bei Kurbelwelle in OT oder mit Nockenspitze maximal vom Ventil abgewandt? Wenn Du in OT misst und die Steuerzeiten stark verstellt sind, kann das Spiel trotzdem korrekt eingestellt sein, obwohl Du in dieser (verstellten) Nockenposition kein Spiel messen kannst. Wie war denn die Spannung der Steuerkette direkt nach dem Abnehmen des Deckels?

  • Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Das Bild mit der Bohrung ist von der rechten Seite die obere der beiden Plasteschrauben.
    Das sollte hoffentlich passen.

    Zum Messen des Benzindruckes fehlt mir leider die Ausrüstung.

    Ich bleibe dran.
    Heute Abend gibt es eine Rückmeldung:
    Daumen drücken.

  • Leider kann ich auf Deinen Bildern die Position der Nockenwellen zum OT nicht zuordnen, aber wenn Deine Angaben stimmen, kannst Du natürlich die Kurbelwelle im 'richtigen' OT blockieren, den Kettenspanner lösen und ggfs. die Nockenwellenposition korrigieren. Ob das Lösen des Spanners allein dafür ausreicht, kann ich Dir nicht sagen - das habe ich noch nicht probiert. Eventuell musst Du noch die Lagerböcke der Nockenwellen abnehmen, um korrigieren zu können.


    An ein Überspringen der Steuerkette mag ich nicht glauben - ich denke eher, dass da Jemand beim Einstellen der Ventile ziemlich dilettantisch vorgegangen ist. Dazu würde auch ein Ventilspiel von 0 passen. Welche(s) Ventil(e) war(en) denn betroffen, wie hast Du genau gemessen - bei Kurbelwelle in OT oder mit Nockenspitze maximal vom Ventil abgewandt? Wenn Du in OT misst und die Steuerzeiten stark verstellt sind, kann das Spiel trotzdem korrekt eingestellt sein, obwohl Du in dieser (verstellten) Nockenposition kein Spiel messen kannst. Wie war denn die Spannung der Steuerkette direkt nach dem Abnehmen des Deckels?

    Ja, die komplette Historie ist soweit unbekannt. Die Maschine ist wohl während der letzten einfach ausgegangen und hat Fehlzündungen. Die BMW hat bis 06/2024 TÜV bekommen. Ich gehe mal davon aus, dass der Prüfer auch eine Runde damit gefahren ist.

    Das Ventilspiel habe ich mit der Meßlehre bei OT laut Sichtloch gemessen.


    Eingang 0,00 und Ausgang 0,00. Erst nachdem ich die Kurbelwelle wenige cm gedreht habe und die beiden Markierungen
    parallel zum Deckel mit Loch auf 12.00 Uhr standen, konnte ich die Werte ermitteln.
    Eingang bei 0,10 und Ausgang bei 0,25 saugend.


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  • Das Ventilspiel habe ich mit der Meßlehre bei OT laut Sichtloch gemessen.


    Eingang 0,00 und Ausgang 0,00. Erst nachdem ich die Kurbelwelle wenige cm gedreht habe und die beiden Markierungen
    parallel zum Deckel mit Loch auf 12.00 Uhr standen, konnte ich die Werte ermitteln.
    Eingang bei 0,10 und Ausgang bei 0,25 saugend.

    Genau das meinte ich!


    Wenn Du Glück hast, haben die Ventile nicht aufgesetzt und nach der Korrektur der Steuerzeiten ist alles wieder gut.


    Aber gehe dabei zum Blockieren der Kurbelwelle vor, wie schon von Toby beschrieben:


    Die korrekte Bohrung ist auf der linken Motorseite, unter dem Kupplungsdeckel. Eine M8 Schraube mit Kupferdichtring.
    da siehst du dann eine Nut in der Wange der Kurbelwelle, auf diese Nut wird fixiert, zum Einstellen des korrekten Motortimings.

    Viel Erfolg!

  • Frage an die Experten: Ist der Rotax Motor evtl. ein Freiläufer? Dann führt eine falsch aufgelegte oder sogar übergesprungene Kette nicht zu irgendwecheln Schäden.


    Ein Anekdote zu falschen Steuerzeiten: Vor Ewigkeiten hatte eine Bekannte (leider wurde nicht mehr daraus) einen Polo. Den hatte ein Kollege ihres Vaters in den Fingern. Er hatte wohl die Wasserpumpe getauscht. Die Kiste sprang an, lief aber extrem unrund, schüttelte sich und machte einen Lärm, dass man Angst hatte, der Motor würde sich gleich selbst zerlegen. Mehr Gas brachte nur mehr Schütteln. Ich sollte den Fehler finden und beheben.


    Meine Fehlersuche blieb lange erfolglos. Am Ende hatte ich allerdings den Verdacht, die Sterungszeiten könnten faslch sein. Ich habe sie kontrolliert und den um einen Zahn falsch montierten Riemen richtig aufgelegt. Danach lief der Motor so ruhig und gleichmäßig, wie ein Vierzylindern laufen kann. Er schnurrte wie ein Kätzchen.


    Ein Zahn daneben ging ohne Schäden ab. Das geht aber nur bei falscher Montage! Springt während der Fahrt ein Riemen oder die Steuerkette über, dann gibt es Metallsalat, das geht nie im Leben ohne Schäden ab. Ausnahme: Ein Freiläufer. Da passiert nichts.



    Gruß Michael

  • Das Ventilspiel habe ich mit der Meßlehre bei OT laut Sichtloch gemessen.

    Mal ohne Spaß, gibts bei dem Sichtloch eine Möglichkeit OT zu kontrollieren?
    Im offiziellen Werkstatthandbuch wird diesbezüglich nichts erwähnt und auch am Motor auf der Werkbank ist da für mich nichts ersichtlich.

    Wäre ja jetzt auch bei weitem nicht der erste Motor, den ich auf habe,
    aber hey, falls ich da noch was lernen kann, als her damit.

    Ansonsten, wie gesagt, OT bitte mal gemäß WHB feststellen und dann ermitteln, ob das Motortiming stimmt.


    Dein Ventilspiel stimmt ja offenbar, wenn du es in der richtigen Stellung misst. Das du außerhalb 0.00mm misst ist ja normal.

  • Mit anderen Worten: Ventile und Kolben teilen sich denselben Raum. In den Jahren, die ich als Pannenhelfer gearbeitet habe, habe ich das häufiger erlebt: Zahnriemen gerissen, Motor platt, wirtschaftlicher Totalschaden. Und dann waren da die Freiläufer von Opel: Da war nach dem Riss lediglich ein ganz normaler Zahnriemenwechsel fällig.



    Gruß Michael

  • Ist der Rotax Motor evtl. ein Freiläufer?

    Nein, siehe auch:

    So einen Kandidat habe ich auch hier stehen, da sind alle 4 Ventile krumm, Motortiming war um 180° verstellt.

    Und das...

    Springt während der Fahrt ein Riemen oder die Steuerkette über, dann gibt es Metallsalat, das geht nie im Leben ohne Schäden ab. Ausnahme: Ein Freiläufer. Da passiert nichts.

    ...stimmt so nicht zwangsläufig. Hängt immer davon ab, wie die Platzverhältnisse im Zylinderkopf sind und wie weit die Kette bzw. der Riemen überspringt.

  • Mit anderen Worten: Ventile und Kolben teilen sich denselben Raum. In den Jahren, die ich als Pannenhelfer gearbeitet habe, habe ich das häufiger erlebt: Zahnriemen gerissen, Motor platt, wirtschaftlicher Totalschaden. Und dann waren da die Freiläufer von Opel: Da war nach dem Riss lediglich ein ganz normaler Zahnriemenwechsel fällig.

    Du wirfst aber jetzt 'Riß' und 'Überspringen' durcheinander...

  • Jein. Oft ist das Überspringen sogar übler als ein Riss des Riemens. Überleg doch mal: Wenn der Riemen überspringt, dann muss er lose sein. Das kann verschiedene Ursachen haben, aber die Ursache verschwindet nicht von selbst nach dem Überspringen um einen Zahn. Beim Riss bleibt die Nockenwelle in einer Position stehen. Danach passiert da nichts mehr. Bei "nur" übergesprungenem Zahnriemen ergeben sich bei jeder weiteren Kurbelwellenumdrehung neue, nicht zueinander passende Paarungen der Positionen von Kurbelwelle und Nockenwelle.


    Ein Zahnriemenriss kann also mit Glück einen reparaturwürdigen Schaden verursachen. Oder - häufiger - einen Motortotalschaden. Bei der Kette ist das simpler: Ob übergesprungen oder gerissen ist völlig egal. Wenn das bei laufendem Motor passiert, dann ist der Motor platt. Bei gerissener Kette hat man oft einen Vorteil: Für die Schadensdiagnose braucht man meist nicht einmal etwas zu zerlegen, weil die Kette einem bereits schöne Gucklöcher geschaffen hat! 8-)



    Gruß Michael

  • Beim Riss bleibt die Nockenwelle in einer Position stehen. Danach passiert da nichts mehr. Bei "nur" übergesprungenem Zahnriemen ergeben sich bei jeder weiteren Kurbelwellenumdrehung neue, nicht zueinander passende Paarungen der Positionen von Kurbelwelle und Nockenwelle.


    Ein Zahnriemenriss kann also mit Glück einen reparaturwürdigen Schaden verursachen. Oder - häufiger - einen Motortotalschaden. Bei der Kette ist das simpler: Ob übergesprungen oder gerissen ist völlig egal. Wenn das bei laufendem Motor passiert, dann ist der Motor platt.

    Mit Verlaub: Das ist beides Unsinn!

    Aber eine weitere Diskussion darüber würde diesen Thread sprengen - das ist nicht Thema hier und deswegen antworte ich jetzt nicht mit einer Erklärung dazu, warum das oben von Dir geschriebene so nicht stimmt. Können wir gerne in einem separaten Thread machen!

  • Also gut:

    Bei "nur" übergesprungenem Zahnriemen ergeben sich bei jeder weiteren Kurbelwellenumdrehung neue, nicht zueinander passende Paarungen der Positionen von Kurbelwelle und Nockenwelle.

    Bei einem übergesprungenen Zahnriemen (gilt gleichermaßen für eine Kette) gibt es einen definierten Versatz von der Kurbelwelle zur Nockenwelle gegenüber dem Sollzustand - und dieser ändert sich eben nicht mit jeder weiteren Kurbelwellenumdrehung, sondern bleibt in der Regel konstant (manche Motoren laufen so ja auch ewig weiter, wenn auch schlecht). Wie sollte er sich auch ändern, die Übersetzung von Kurbelwelle zur Nockenwelle (2:1) bleibt ja auch nach dem Versatz die gleiche.

    Anderenfalls müsste der Zahnriemen (oder die Kette) bei jeder Umdrehung erneut übergesprungen sein - und das kommt so gut wie nie vor, dann würde auch es irgendwann zwangsläufig zu einem Kontakt von Kolben und Ventil und damit zum Motorschaden kommen (sofern es sich nicht um einen 'Freiläufer' handelt).

    Es ergeben sich also nicht zwangsläufig (wie oben behauptet) bei jeder weiteren Kurbelwellenumdrehung neue Positionen, wenn der Zahnriemen (oder die Kette) einmalig übergesprungen ist!

    Ein Zahnriemenriss kann also mit Glück einen reparaturwürdigen Schaden verursachen. Oder - häufiger - einen Motortotalschaden. Bei der Kette ist das simpler: Ob übergesprungen oder gerissen ist völlig egal. Wenn das bei laufendem Motor passiert, dann ist der Motor platt.

    Es ist durchaus nicht völlig egal, ob eine Kette bei laufendem Motor gerissen oder nur übergesprungen ist. Ob es bei einem Überspringen zu einem Motorschaden kommt oder nicht, ist einzig und allein von den Platzverhältnissen im Zylinderkopf (und damit meine ich auch die Nockenform) und von der Größe des Versatzes abhängig.

    Bei einem Riß der Kette bei laufendem Motor kommt es jedoch zwangsläufig zu einem Kontakt zwischen Kolben und Ventil (und damit zum Motorschaden), da Nocken- und Kurbelwelle allein durch ihre Massenträgheit unkontrolliert zueinander noch etwas weiterdrehen (gilt natürlich auch wiederum nicht für 'Freiläufer').

    Und es ist auch unerheblich, ob es sich bei dem Nockenwellenantrieb um einen Ketten- oder Zahnriementrieb handelt, die Verhältnisse und die Folgen sind die gleichen!

  • Theoretisch mag das stimmen, leider hält sich die Praxis nicht daran. Wenn während der Fahrt Riemen oder Kette überspringen, dann hat das einen Grund und der Grund verschwindet nicht, wenn die Kette oder der Riemen um einen Zahn übergesprungen ist. Deshalb folgt folgt der nächste und der nächste...


    Gruß Michael