Dakar Federbein - unteres Gewinde defekt

  • Servus,

    nachdem wir heute die Schwingenlager der Dakar meines Sohnes abgeschmiert haben, wollten wir gleich noch die Umlenkung mit schmieren. Beim Ausbau der unteren Federbeinschraube (diejenige, die durch die Umlenkung geht und im Federbein selbst, nicht mit einer Mutter, festgeschraubt wird, kam uns das gesamte Gewinde des Federbeinfußes gleich mit entgegen. Da hat wohl mal jemand beim Einbau des Touratech Federbeinschutzes vor 10 Jahren den Pressluftschrauber benutzt und das Gewinde vergnaddelt.


    Jetzt ist guter Rat teuer. Auf Fernreisen würde ich das überstehende Material des Federbeinfußes, in dem das Gewinde original Platz findet, runterschleifen und eine Mutter aufsetzen. Hier in der trauten Umgebung darf´s dann auch gerne fachgerecht sein - nur, was ist "fachgerecht"? Kennt jemand das Problem und hat eine fachlich einwandfreie Lösung? Gewinde nachschneiden scheidet mangels "Fleisch" schlicht aus.


    Danke, Grüße

    Chris

  • Hallo,


    also bei meiner Ur-F war das auch defekt,

    längere Schraube kaufen Güteklasse 10.9 oder 12.9

    Mutter mit Federring + U-Scheibe dagegen zusätzlich gerne auch Loctite blau für noch mehr Sicherheit.

    Hält bei mir seit mehreren tausend km - ich kontrolliere ab und zu.


    Diese 4 Gewindegänge sind ein WitzX/

    Meine original Schraube war gebrochen , Gewinde auch im Eimer

    ob Helicoil hier was bringt glaube ich nicht zu wenig "Fleisch"


    Alternative :

    Federbein zerlegen ( lassen ) und den unteren Teil mit dem defekten Gewinde ersetzen,

    ob sich das lohnt oder doch eher ein Federbein aus dem Zubehör ?


    Grüße

    :wave:


    Mac

  • Mir ist beim Tausch der Schwingenlager genau das gleiche passiert. Ich habe den überstehenden Teil nicht mal weggeschliffen sondern das Gewindeloch aufgebohrt und die Mutter mit Unterlegscheiben verschiedener Durchmesser auf ein klemmbares Maß gebracht. Ich denke das mit der Mutter ist nicht nur eine der einfachsten sondern auch die beste Lösung. Wer das Hauptfederbein mit einem geradezu lächerlichen Gewinde mit vielleicht 3 oder 4 Gewindegängen versieht ist mir persönlich ein Rätsel, alle anderen mir bekannten Federbein sind mit einer Mutter geklemmt. Deshalb hätte ich dabei erstmal keine Bauchschmerzen.

  • Die BMW-Lösung wäre ein neues Federbein. :eekout:


    mein theoretische Ansatz wäre Helicoil oder eine Gewindebuchse mit der praktischen Einschränkung, gibt es überhaupt so kurze Einsätze.

  • Moin,


    die lösung von Wilbers ist übrigens auch eine Gewindebuchse. die habe ich, als ich noch ein Wilbers-Federbein verbaut hatte, auch mal tauschen müssen, die wurde gepresst und das funktionierte gut. getauscht werden musste sie, weil wohl die Gewindesteigung von Schraube und Mutter nicht übereingestimmt hatte (wobei es schon ein paar jahre her ist und ich es nicht mehr ganz genau weiß).

    vielleicht kommt man auch an so einen Einsatz und kann es damit lösen!


    beste Grüße

  • war bestimmt so was ähnliches...



    Diese Blindmuttern kenne ich von Eingangstüren bei Stahlzargen dort werden die eingesetzt und mit der Spezialzange verpresst.

    Ob das stabiler ist ( Festigkeitsklasse ) als die Lösung mit langer Schraube und Mutter - das arbeitet sich vielleicht wieder frei.....

    aber die 4 Gewindegänge haben ja auch 20 Jahre gehalten :giggle:




    Bildergebnis für blindmutter

  • Ich würde es vermutlich auch mit einer längeren Schraube und Mutter versuchen, die kann man wenigstens ordentlich gegenhalten. Bei der Einnietmutter bin ich mir da nicht so sicher. Auch wenn es anfangs hält, gerade bei ungünstiger Materialpaarung und dem Dreck, der sich dort ansammelt vermute ich, dass das schnell mal korrodiert. Und dann dreht sich die Einnietmutter im schlimmsten Fall einfach mit. Dann bekommst Du es nicht mal mehr auf...


    Falls alle Stricke reißen und Du doch die von rotax genannte "BMW-Lösung" anstrebst: ich hab noch ein gebrauchtes Federbein einer 2000er Dakar, das ist komplett intakt - soweit ich das beurteilen kann.


    Gruß

    Karsten

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  • Danke Euch allen. Ich bin im Moment echt frustriert. Ich habe bei Pepe Tuning nachgefragt (ist bei mir in der Gegend) - Auskunft war "Einfach planen und eine Mutter benutzen". So weit so gut. Was mir - als technischem Laien - nicht schmeckt ist, daß die Schraube dann mit einem Gewindeteil im durchbohrten ehemaligen Gewindeloch liegt anstatt mit vollem "Fleisch"; ich will da keine Sollbruchstelle schaffen.


    Andererseits - am oberen Ende hat BMW genau diese Situation im Original - die Schraube steckt auf der Muttern-Seite mit dem Gewinde in der Rahmen-Aufnahme (und hat davon offensichtlich auch kleine Macken im Gewinde).


    Bei mir selbst wäre mir das alles egal - Mutter drauf, fertig. Dies ist allerdings das Motorrad meines Sohnes, da denke ich ganz anders...


    Eine Schraube "auf Maß" machen scheidet auch aus - bei Schraubenspezifikationen an solchen Stellen kommt es auf mehr an als nur auf die Härte (10.9) und das öffnet nur die nächste Baustelle.

    Die Alternativen sind irgendwie auch nicht rosig: Für einige hundert Euro ein gebrauchtes FB mit praktisch automatischen 200 Euro Kosten für eine Überholung; ein neues FB für rund 700 Euro oder ein einfacheres Wilbers für rund 450 Euro. Letzteres hat dann zwar auch eine Federvorspannung, aber mit Hakenschlüssel. Das wäre nun wieder kein Problem, wenn Wilbers die Vorspannung nicht am oberen Ende der Feder einstellen würde und wer schon mal ein FB aus einer Dakar ausgebaut hat weiß, daß man den hinteren Hilfsrahmen anheben muß, um da dran zu kommen.....

    Danke, Grüße

    Chris

    Meine Beiträge geben meine private Meinung wieder ohne Anspruch auf sachliche Richtigkeit.

  • Das Problem mit der wackeligen Schraubenführung kann man nachvollziehen. bevor Du "einige hundert" Euronen in ein Federbein investierst, kannst Du beim Dreher "um die Ecke" bestimmt für ein paar Euro ne passende Stahlhülse drehen lassen, die den Spalt ausfüllt. Damit braucht man kein schlechtes Gewissen haben, was die Abnutzung angeht.


    Gruß

    Karsten

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  • keine Ahnung ob das geht ohne Verzug des Materials


    planen , Loch zuschweißen und neu bohren lassen + neues Gewinde schneiden

    das natürlich mit präzisem Werkzeug ,

    dann wieder längere Schraube + Scheiben + selbstsichernde Mutter ( wie bei der Hinterachse )


    Da nur das Gewinde weg ist glaube ich nicht das hier wirklich was bricht- ich hätte eher bedenken, wenn man

    das Loch z.B. für eine größere Gewindebuchse oder Helicoil aufbohren würde - hier wird dann sicherlich die "Gabel"

    des Federbeins wegen weniger Material schwächer ?


    Die Schraube sollte aber NUR die Position fixieren und nicht die Drehbewegungen mitmachen

    dafür sind ja die Nadellager und der Führungsbolzen in der Umlenkung gedacht.

    Die Last muss die Schraube natürlich aufnehmen können , daher auch die höhere Festigkeitsklasse.


    Kann aber die Sicherheitsbedenken nachvollziehen, ist immer was anderes ob man selbst damit fährt

    oder jemand anders und man hat daran repariert.....




    :wave:


    Mac

  • Schweißen und Bohren würde ich nicht. Gerade durch die Hitzeeinwirkun beim Schweißen kann sich das Gefüge ändern. Und dann noch genau ein Loch samt Gewinde da rein schneiden? Ich würds nicht machen. Ob ein Gewinde da noch ordentlich trägt kann ich auf die Schnelle nicht sagen...dazu ist Werkstoffkunde schon zu lange her.

    Ob in der Aufnahme allerdings ein 8er(?) Gewinde (mit dementsprechender Krafteinleitung) oder nur eine 10er Bohrung sitzt, halte ich für die Stabilität eher vernachlässigbar.


    Bei der Schraube sehe ich es wie MacGyver: die Festigkeitsklasse braucht sie fürs Drehmoment. Die durch die Verschraubung auftretenden Flächenkräfte sind so hoch, dass die Scherkräfte nicht so hoch werden (im Idealfall =0) Denn Schrauben sollten generell nicht auf Scherung beansprucht werden. Und warum sollte sich die Schraube auch mitdrehen? Die verspannt ja das Federbein mit der gelagerten Innenhülse.


    Ich favorisiere immer noch die Reduzierhülse...


    Gruß

    Karsten


    PS: gerade fällt mir noch ein Punkt ein; die Freigängigkeit Wenn Du eine längere Schraube und Mutter nimmst, dürfen die natürlich nicht so weit rausstehen, dass sie irgendwo anschlagen. Klar, ist logisch, aber oftmals sind's ja die Kleinigkeiten, die einen ärgern ;)

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  • Junge junge junge. Hier werden grad Wenger Taschenmesser Lösungen ausgepackt.

    JustMe:

    Schrauben werden im Betrieb nur auf Zug, also in Richtung der Schraubenachse belastet. Ob an der Stelle wo das Federbein vorher ein Gewinde hatte jetzt ein Gewinde oder Vollmaterial ist, ist dabei völlig egal. Die Zugkraft auf die Schraube ist nämlich über nahezu die gesamte Länge (von Schraubenkopf bis Beginn des Gewindes) konstant und der Begrenzende Querschnitt, der auch bei einer Berechnung herangezogen wird, ist der im Gewinde. Die Querkräfte, die da wirken werden bei nicht-passschrauben ausschließlich über die Reibung zwischen den miteinander verklemmten Bauteilen (Federbein und Umlenkung) übertragen. Genau genommen verbesserst du diese Verbindung durch die Verwendung einer Mutter sogar. Erstens erhöhst du die Klemmlänge (spielt vor allem bei axial wechselnder Belastung eine Rolle, im Fall Federbein also eher weniger) und 2. erhöht sich die Anzahl der Gewindegänge, was für die Kraftübertragung auch besser ist. Also mach dir nicht so viele Gedanken.. Planschleifen und Mutter drauf ist die Lösung, die BMW von vornherein hätte nehmen sollen und die fast alle anderen auch nehmen.


    Alex

  • Danke Alex, hab´s kapiert! Super!


    Beste Grüße in die Runde!
    Chris

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  • @bmw


    Tachenmessermethoden nur im Notfall ;)


    Danke , gute Erklärung von Dir , allerdings habe ich bis heute keine dafür, warum bei mir diese Schraube gebrochen ist,

    verbogene Fälle gab es hier im Forum auch schon ?:g:


    Zum Thema hätte BMW direkt so machen sollen : bei meiner 1150er geht die untere Schraube für das Federbein

    durch die Schwinge - Federbeinauge - Gewinde ist IN der Schwinge ( wieder keine Mutter ) ,

    wenn hier was bricht wäre es im Gegensatz zur F650 direkt extrem gefährlich, da das Federbein aus der Schwinge gegen das Hinterrad rutschen könnte und dieses damit höchstwahrscheinlich blockiert....


    :wave:


    Mac

  • macgyver :

    war damals ein Notfall. Wir haben in der Wohnung eines Kumpels geschraubt (6.OG) und hatten keine Schleifmöglichkeit vor Ort. Außerdem finden Nachbarn das glaube nicht so geil, wenn man am Sonntag anfängt ein Federbein plan zu schleifen. Seitdem mehrmals geprüft und ist immernoch fest, geht auch mit Unterlegscheiben. Die eine war im Innendurchmesser so groß, dass sie gerade so auf den Ansatz am Federbein gepasst hat, die Zweite war so klein, dass sie gerade so auf das Gewinde der Schraube passte und außen so groß, dass sie bequem die Zweite Unterlegscheibe überdeckt. Sind also beide halbwegs zentriert und Kraftfluss ist da auch kein Problem.

    Zum Brechen: dafür gibt’s viele mögliche Ursachen. Meine war damals völlig verbogen, zum Bruch hat da sicherlich auch nicht mehr viel gefehlt. Wodurch genau das kam weiß ich nicht. Ich vermute, dass irgendwann mal das Federbein demontiert und remontiert und dabei das Gewinde beschädigt wurde. Danach fand die Übertragung der Querkräfte eben nicht mehr über die Reibfläche der verspannten Bauteile statt sondern darüber, dass das Federbein auf die Schraube und diese auf die Umlenkung gedrückt hat (nennt sich dann Formschluss). Dabei verbiegt sich die Schraube natürlich. Vielleicht ist sie genau deshalb bei dir gebrochen?

    Das mit der 1150er finde ich auch eine sehr eigenartige Konstruktion. Da die Kräfte hier nicht durch verspannte Bauteile übertragen werden müsste das eine sogenannte Passschraube sein, die quasi saugend durch das Federbeinauge und eine Passung in der Schwinge passt. Hab mir das gerade angesehen und tatsächlich. Sehr eigenwillige Konstruktion. Allerdings ist die Schraube dann auch so ausgelegt, dass sie die Kräfte die dort wirken aushalten kann. Sollte man jedenfalls annehmen. Also brechen dürfte da nix.