Wiederinbetriebnahme nach 20 Jahren Standzeit

  • Hallo erstmal,


    Im Sommer dieses Jahres haben mein Vater und Ich eine Xs 400, welche auch seit bereits 20 Jahren stand wieder fit gemacht. Alleine fahren macht aber weniger Spaß also musste ein 2. Motorrad her, gut das noch eins in der Garage steht.

    Nun zum Motorrad: Eine gelbe Bmw f650 ohne st bzw gs mit nur 9.000 Kilometern aber mit einer trockenen Standzeit von gut 20 Jahren.


    Nun zu meiner Frage:

    Neben dem Offensichtlichen wie Öl, Bremsflüssigkeit, Bremsbeläge, Reifen worauf sollten man achten? Vergaser raus und reinigen? Oder erstmal Öl, Luftfilter, Kühlwasser, Zündkerze und starten?


    Ich freu mich auf jede Antwort und auf ein erfolgreiches Winter-Projekt.

    Schonmal Danke,

    Jonathan

    (Ich hoffe Ich hab alles richtig gemacht mit dem erstellen dieses Beitrags :/)

  • Öl, Luftfilter, Kühlwasser, Zündkerze und starten?

    Genau so würde ich es machen. Die anderen Dinge kommen dann schon von alleine...

    Ne, gerade Vergaser, wenn er arbeitet und dicht ist erst mal lassen, don´t touch a running system.

  • Danke schonmal für die Antwort.

    Luftfilter hatte Ich gerade schon raus, sieht Top aus!


    Was für mich jedoch neu ist, ist das Thema wassergekühlte Motoren. Reicht es da ersmal Kühlwasser aufzufüllen bzw zu tauschen?

  • Hallo Jonathan,


    das Kühlwasser kann erstmal drinbleiben solange es nicht mit Öl oder Kraftstoff vermischt wurde.

    Die Zündkerze könnte durchaus noch brauchbar sein, erstmal schauen ob ein Zündfunke kommt, noch eher würde ich den Kraftstofffilter tauschen, und wenn irgendwo im System noch alte Benzinbrühe stand auch gleich die Leitungen.

    Vor den ersten Startversuchen schauen ob der Motor überhaupt frei dreht.

    Wenn sie einen Hauptständer hat großen Gang rein und von Hand das Hinterrad drehen, ansonsten "anschieben" bei ausgeschalteter Zündung.


    Viel Spass beim Wiederbeleben!

  • Ich würde den Kühlwasserstand prüfen und bei Bedarf ergänzen/auffüllen. Öl nebst Filter wechseln. Dann am besten mit Hilfe einer PKW Batterie mit einer (bin bequem) ausgebauten Kerze und geschlossenem Benzinhahn den Motor etwas 1 Minute durchdrehen lassen. Vorher von Hand bei eingelegtem Gang durchdrehen. Mindestens bis die Öldrucklampe ausgeht. Natürlich Tank vorher entleeren/ausspülen/auffüllen. Dann starten und warmlaufen lassen und auf Leckagen untersuchen. Den Rest: Ölschläuche, Bremsschläuche, Wasserschläuche, Bremszylinder/Manschetten muss man sich ansehen bzw. austauschen. Lager fetten, Kette wechseln, Reifen und Schläuche erneuern etc. sind alles Nebenkriegsschauplätze. Bremsen durchspülen und Flüssigkeit tauschen ergibt sich von selbst.

  • Ich würde nach 20 Jahren einmal spülen beim Wasser. Dazu kann man durchaus Leitungswasser nehmen. Sobald der Motor startbereit ist durchdrücken lassen mit der Wasserpumpe. Diesen Siff ablassen und dann mit neuem Kühlerfrostschutz/Wassergemisch auffüllen. Für das Spülen spielt der Kalkanteil kaum ne Rolle, später ist destlliertes Wasser aber besser. Drauf achten das der Motor auch warm wird und das Wasser im Kühler zirkuliert. Dazu kann man den Kühlerdeckel auf lassen, dann erkennt man wenn dort das Wasser stömt. Dann ist es noch nicht heiss, aber es hat überall gespült.


    Den nach 20 Jahren hat man Algen im Wasser. Trotz Kühlerfrostschutz.


    Alles weitere hast gesagt. Elektrisch alle Kontakte einmal abstecken, auf Korrossion begutachten, reinigen, zusammen stecken. Ansonsten ist der elektrische teil robust genug. Zündbox hat Kondensatoren (CDI, liegt unter der Sitzbank). Die Zündkerzenstecker dürften dann noch Beru Blech sein. Wechsel die auf NGK Kunststoff mit neuen Zündkabel(Meterware). Die sind nach 20 Jahren rumstehen sicherlich brüchig geworden.


    Alles andere so wie die Fehler auftreten beheben. Die F ist extrem robust. Meine ist von 95 und hat 134.000km und ich fahre ohne nachzudenken 2500km Urlaubstour damit.

  • Wirklich schön so viele hilfreiche Tips und erfahrungen zu bekommen.

    Ich freu mich aufs schrauben und bei fragen melde Ich mich hier gerne wieder.


    Vielen Dank euch allen!

  • Ich würde nach 20 Jahren einmal spülen beim Wasser. Dazu kann man durchaus Leitungswasser nehmen. Sobald der Motor startbereit ist durchdrücken lassen mit der Wasserpumpe. Diesen Siff ablassen und dann mit neuem Kühlerfrostschutz/Wassergemisch auffüllen. Für das Spülen spielt der Kalkanteil kaum ne Rolle, später ist destlliertes Wasser aber besser. ...


    Den nach 20 Jahren hat man Algen im Wasser. Trotz Kühlerfrostschutz.

    ...


    Wenn das Kühlwasser nicht wie von mir beschrieben "kontaminiert" ist gibt es keinen Grund zum Tauschen.

    Jeder Wechsel bewirkt erneute Korossion im System da man mit dem neuen Wasser wieder gelösten Sauerstoff einbringt.

    Und Destiliertes Wasser ist noch schlimmer als Leitungswasser weil es durch die Entionisierung zusammen mit dem gelösten Sauerstoff noch agressiver wirkt, als noch so verkalktes Leitungswasser.

    Obendrein sinkt der ph-Wert i.d.R. ins saure was die Sache noch verschlimmert.

  • Vor den ersten Startversuchen schauen ob der Motor überhaupt frei dreht.

    Wenn sie einen Hauptständer hat großen Gang rein und von Hand das Hinterrad drehen

    So würde ich auch vorgehen, aber die Zündkerzen raus und etwas Ölnebel z.B. Balistol hinzu geben.

    Viel Spaß, das scheint ein lohnendes Objekt zu sein. Und mach da keine Wissenschaft draus, tausch konsequent sämtliche Flüssigkeiten.

    Das ist keine Raketentechnik. Berichte mal zur gegebenen Zeit ...


    VG Torsten

  • Also macht die Werkstatt das verkehrt wenn die immer destilliertes Wasser nehmen. Das wusste ich nicht. Auch bei der Autowerkstatt machen die das dann falsch, die benutzen das auch immer. Und das halbe Internet muss man dann wohl auch korrigieren.


    Dem ADAC musst nimmer schreiben, das mache ich dann


    https://www.adac.de/verkehr/ta…tanken/kuehlmittel-motor/


    Sarkasmus off


    Korrossion beim Aluminium via Wasser finde ich auch lustig. Aluminiumoxid ist Teufelszeug. Schützt vor weiterer Korrossion, wo kommen wir den da hin.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Aluminiumoxid


    @Jonathan


    Wünsch dir viel Spaß dabei.

  • Wenn das Kühlwasser nicht wie von mir beschrieben "kontaminiert" ist gibt es keinen Grund zum Tauschen.

    Jeder Wechsel bewirkt erneute Korossion im System da man mit dem neuen Wasser wieder gelösten Sauerstoff einbringt.

    Und Destiliertes Wasser ist noch schlimmer als Leitungswasser weil es durch die Entionisierung zusammen mit dem gelösten Sauerstoff noch agressiver wirkt, als noch so verkalktes Leitungswasser.

    Obendrein sinkt der ph-Wert i.d.R. ins saure was die Sache noch verschlimmert.

    Bei mir ist nach ca 36.000 Km noch die Originalfüllung von 2004 im Kühlkreislauf. Dein Statement bestaetigt mich darin, das auch weiterhin so zu belassen.

  • Wenn das Kühlwasser nicht wie von mir beschrieben "kontaminiert" ist gibt es keinen Grund zum Tauschen.

    Das sehe ich vollkommen anders!


    Der Kühlerfrostschutz besteht ja nicht nur aus Glycol zum Frostschutz sondern auch aus einem ganzen Paket aus Korrosionsschutzinhibitoren. Wenn die Ihren Job machen verbrauchen die sich und altern werden die auch. Von daher sehe ich neues Kühlmittel nach 20 Jahren als unbedingt notwendig an.


    Das mit dem schädlichen Sauerstoff trifft zu. Das Kühlsystem ist aber niemals 100% diffusionsdicht, insbesondere durch die vielen Gummischläuche kommt gerade bei hohen Temperaturen immer neuer Sauerstoff ins System. Genau deshalb ist auch der Korrosionsschutz im Kühlkreislauf erforderlich.


    Ob man nun das von BMW empfohlene G48/G11 (silikathaltig, nur kurze Lebensdauer) verwendet oder ein modernes wie G30/G12+ silikatfreies Kühlmittel ist Ansichtssache. Evtl. ist das alte G48 verträglicher für die anfällige Wasserpumpendichtung.


    Vor dem Wechsel der Kühlflüssigkeit unbedingt gut mit Leitungswasser spülen um die Abbauprodukte vom alten Mittel zu entfernen. Das ist besonders wichtig wenn man die Spezifikation des Mittels ändert.
    Am besten vor dem Wechsel prüfen ob die Kühlerschläuche noch in gutem Zustand sind ansonsten beim Wechsel gleich mit austauschen.


    viele Grüße
    Ralf


  • Und was bedeutet das jetzt genau?

    Steht bei deinen Links irgend etwas davon destiliertes Wasser zu verwenden?

    Nein, steht da nicht.

    Und ja, die Werkstatt macht es falsch wenn sie für den Kühlkreislauf destiliertes Wasser verwenden.


  • Hallo Ralf,


    Du hast Recht damit dass so ein System nie zu 100% gasdicht ist.


    Aber die Materialien im Kühlkreislauf reagieren immer auf Ungleichgewicht, und das wird durch neues Kühlmittel größer als mit dem alten.

    Selbstverständlich kann man alles ordentlich spülen und neu befüllen, es wird i.d.R. keinen Schaden anrichten.

    In Fachkreisen ist man aber der Meinung dass ein Wechsel nur nötig ist wenn das Kühlmittel offensichtlich verunreinigt ist, wodurch auch immer.

    Mir kam es auch nur auf die Prioritäten beim Wiederbeleben der F an, und da stelle ich das Kühlmittel, so nicht weiter auffällig, eben hinten an.


    Aber zum Wasser allgemein sage ich es hier nochmal. nicht mit entionisierten Wasser auffüllen.

    Das ist äußerst reaktiv und fördert die Korossion.

  • Frage; Warum nimmt die Werkstatt destilliertes Wasser und kein Leitungswasser um den Kühler aufzufüllen ?

    Antwort: Weil niemand bereit wäre, 3 und mehr Euro je Liter Leitungswasser zu bezahlen.....
    = es macht sich auf der Rechnung halt besser, wenn da "destilliertes Wasser" oder "Demineralisiertes Wasser" steht und der dumme Kunde zahlt es ja.
    Die Werkstatt zahlt maximal 0,50 Euro für den Liter beim Großhändler - wenn überhaupt...wobei das Fass das meiste ausmacht....

    Was steht auf der Rechnung der Werkstatt ? Marge ?

    Setzen ! Gut ! Betriebswirtschaft Note 1+


    Gruß Ralf

  • Der Kühlerfrostschutz besteht ja nicht nur aus Glycol zum Frostschutz sondern auch aus einem ganzen Paket aus Korrosionsschutzinhibitoren. Wenn die Ihren Job machen verbrauchen die sich und altern werden die auch. Von daher sehe ich neues Kühlmittel nach 20 Jahren als unbedingt notwendig an.

    Ralf, dazu noch eine Anmerkung;

    Das ganze System reagiert bei Erstbefüllung, aber es hat sich dann auch recht schnell ausreagiert weil es recht schnell keine freien Ionen mehr gibt die irgend etwas angreifen.

    Bei einer Neubefüllung nach etlichen Jahren beginnen die freien Ionen, die numal mit eingetragen werden, wieder das System anzugreifen, auf Deutsch gesagt fördert man erneut die Korossion.

    Aber wie gesagt, ich möchte keineswegs eine Neubefüllung verteufeln, ich halte es nur für unnötig wenn es keine Auffälligkeiten gibt.


    Algen im System wie oben gelesen gehören m.M.n. in´s Reich der Myten, Legenden oder einfach nur unsachgemäße Handhabung.

  • Das mit den Algen ist genau so wahrscheinlich wie Forellen oder Neunaugen (ist ja dunkel im Kühlkreislauf). Destillieres Wasser ist erfahrungsgemäß schädlich, weil es da komplett entmineralisiert ist die Eigenschaft hat Metallsalze auszuwaschen. Spielt aber bei einer einwandfreien (dichten) Kühlanklage gar keine wirkliche Rolle. Wieviel Kilogramm Härtebildner sollten denn aus 1,1kg Kühlflüssigkeit ausfallen und das System verstopfen? Die Werkstätten machen eine Menge: Ich habe noch eine Rechnung da wurden bei einem 3er BMW 6 Liter Frostschutz berechnet, bei 6,5l Kühlsysteminhalt und bei einer wartungsfreien Batterie destilliertes Wasser in Rechnung gestellt. Dieser "Freundliche" existiert allerdings nicht mehr. Von "Reifengas" und ähnlichem Voodoo Zauber will ich gar nicht reden.

  • http://www.bosy-online.de/Korrosion_in_Wassersystemen.htm


    Ronny, dann bitte auch eine Erklärung ;)


    Ich habe mein Kühlwasser 1:1 VE : Leitungswasser gemischt. Und das blaue Konzentrat von BMW genommen.

    Denke damit habe ich nichts falsch gemacht und das war wohl auch nach 23 Jahren der erste Wechsel.

    Jetzt habe ich das Konzentrat hier rum stehen mußte 1 L. nehmen. Ich würde gern was abgeben aber wie?


    Korrektur, waren sogar 1,5 L. Nehme ich aber zurück, sollte meine Wasserpumpe mal hinüber sein hab ich das Zeug hier.

    Denke da ist kein Zerfall bei und hält sich lange!?

  • Interessanter Artikel in Deinem Link.

    Ich habe das jetzt nur überflogen, aber als kurzes Ergebnis lese ich da raus das in Heizungssystemen destiliertes/entionisiertes Wasser nur in Verbindung mit einem passenden Korossionsschutzmittel verwendet wird. welches naturgemäß keinen Frostschutz als Hauptaufgabe mitbringt sondern eben den dringend notwenigen Korossionsschutz, im Gegensatz zur Kühlflüssigkeit deren Zusätze vorranging der Frostschutz sind, und natürlich auch den für ein geschlossenes Kühlsystem bedingt notwendigen Korossionsschutz als notwendige Eigenschaft.

    Auch lese ich da raus was ich oben versucht habe vereinfacht darzustellen, entionisiertes Wasser fördert die Korossion von ungeschüzten Bauteilen.


    Dass Du mit dem beschriebenen Wechsel nach 23 Jahren nichts falsch gemacht hast würde ich jetzt mal so unterschreiben :smile:


    In meiner Ausbildung gab uns unser Chemiedozent einen spannenden Versuchsaufbau vor den wir theoretisch auflösen sollten.

    Dabei ging es um Rohrleitungen aus diversen Metallen und anderen gebräuchlichen Materialien die mit unterschiedlichen Fluiden dauerhaft durchströmt wurden.

    Die Frage war welches Fluid, darunter u.a. Leitungswasser mit mittleren Härtegrad und entionisiertes Wasser, welches Rohrmaterial am schnellsten durchrosten bzw. bei Kunststoffen auflösen lässt.

    Das entsalzte Wasser hat sogar der Edelstahlleitung den Garaus gemacht, während das Leitungswasser bei allen Materialien als äußerst reaktionsarm auftrat.

  • Update:

    Hallo nochmal,

    was für eine Interessante Disskusion über das Kühlwasser. Ich kann berichten, das Ich weder Algen noch andere Auffälligkeiten bemerkt habe. Ich muss nichtmal mehr welches nachfüllen.

    Der Motor dreht soweit frei, Zündkerze sieht gut aus und Öl mit Filter ist schon bestellt. Der Ölwechsel ist ja schon was Besonderes, da man ja 2 "Ablasschrauben" lösen muss.


    Jedoch gibt es ein Problem: Die Drosselklappe/Drosselklappen hängen fest. Der Gasgriff bewegt sich nur so viel wie das Spiel im Gaszug zulässt. Vergaser ausbau sah jetzt auf den ersten Blick nicht allzu schwer aus aber wirklich Lust hab ich darauf nicht wenn es auch anders geht.

    Im Forum hab ich schon gelesen das es am alten Sprit liegt.

    Hat jemand eine Idee ohne Vergaserausbau ?

    Schonmal vielen Dank,

    Jonathan