Kettenspanner während der Fahrt gebrochen und verloren - Ursachenforschung

  • Hallo Forum,


    ich war vor zwei Wochen und gestern jeweils ca 150km unterwegs - schöne kleine Touren durch's sächsische Hinterland. Alles befestigte Straßen, wenngleich auch teils in schlechtem Zustand. Kein Gelände. Heute morgen dann auf dem Parkplatz den Schaden entdeckt. Der rechte Kettenspanner ("Halteplatte" gemäß http://www.bmwetk.info/teile-k…01/33/33_1045/33177650081) ist gebrochen und verschwunden. Um die völlig verbogene Spannerschraube hing noch ein kleiner Rest davon, und die Schwinge wurde aufgebogen. Der linke Spanner war lose und baumelte vor sich hin. Achse war aber zum Glück ordnungsgemäß fest und hat sich nicht bewegen lassen.




    Meine Frage: Wie kann solch ein Schaden entstehen? Jegliche krafteinwirkung "von außen" würde doch die Schwinge nach inne hin verbiegen, oder? Und ein "zu stramm" anziehen der Kettenspanner würde zumindest das Schwingenende nicht verbiegen, so wie ich mir das vorstelle. Außerdem: Wenn die Achse fest war, wie konnte dann der linke Spanner auch rausfallen?


    Zur Reparatur: Mein primitiver Ansatz wäre, die Schwinge mittels 2kg Überzeugungshilfe wieder näher an ihre ursprüngliche Form zu bringen, einen neuen Kettenspanner einzusetzen und gut ist. Spricht da irgendwas dagegen / gibt es bessere Wege?


    Ich würde gerne die Ursachen dafür ergründen... so recht lässt mir das keine Ruhe. und natürlich suche ich ein entsprechendes Ersatzteil - Halteplatte + Schraube. Gerne per PN an mich :)


    Viele Grüße
    Schorse

  • 1. das sind nicht die ersten Bilder dieser Art, die ich hier im Forum sehe. Also du bist nicht der einzige ...
    bei mir war der Spanner auch mal locker, aber ich habe es zum Glück noch frühzeitig bemerkt.

    Meine Frage: Wie kann solch ein Schaden entstehen? Jegliche krafteinwirkung "von außen" würde doch die Schwinge nach inne hin verbiegen, oder? Und ein "zu stramm" anziehen der Kettenspanner würde zumindest das Schwingenende nicht verbiegen, so wie ich mir das vorstelle. Außerdem: Wenn die Achse fest war, wie konnte dann der linke Spanner auch rausfallen?

    2. die Spanner der F 650 Gs werden im Gegensatz zu vielen anderen Modellen nicht mit einer Mutter gekontert (aus dem Gedächtnis würde ich behaupten bei der F 800 GS ist auch eine Kontermutter vorhanden, bei der alten Rotax-KTM ist es auf jeden Fall so ...)


    vermutlicher Ablauf des Schadens:
    - Schrauben des Kettenspanners lockern sich
    - wenn 50 PS an der Kette reissen, bewegt sich dann die Achse vor und zurück bis der "lockere" Ketenspanner an der Schwinge ansteht
    - geschieht das mit viel Schwung, verbiegt sich zum einen das Profil der Schwinge, zum anderen bricht die Halteplatte des Spanners irgendwann ab



    Abhilfe:
    - irgendjemand in Forum hat die Muttern im Spanner durch selbstsichernde ersetzt
    - ich gehe beim Einstellen der Kette immer folgendermasen vor
    1. Achse (nur leicht) lockern
    2. Schrauben des Spanners anziehen, dabei muss ein deutlicher Widerstand beim Anziehen spürbar sein, ansonsten Achse wieder fester anziehen. Dieser Widerstand ist wichtig, damit sich die Schrauben nicht lösen.



    Zur Reparatur: Mein primitiver Ansatz wäre, die Schwinge mittels 2kg Überzeugungshilfe wieder näher an ihre ursprüngliche Form zu bringen, einen neuen Kettenspanner einzusetzen und gut ist. Spricht da irgendwas dagegen / gibt es bessere Wege?

    mein primitiver Ansatz wäre, Spanner einsetzen und mit einer Schraubzwinge die Schwinge wieder ungefähr in Form bringen ...
    Das wäre mein theoretischer Ansatz, da ich praktisch das Problem zum Glück noch nie hatte. :smile:


    :wave:

  • - wenn 50 PS an der Kette reissen, bewegt sich dann die Achse vor und zurück bis der "lockere" Ketenspanner an der Schwinge ansteht


    Achse war aber zum Glück ordnungsgemäß fest und hat sich nicht bewegen lassen.


    ...das mit den selbstsichernden Muttern war (u.a.) ich.


    Zum Schadensablauf ist meine Vermutung: Schraube des Kettenspanners hat sich gelöst (da sie nicht nach der Achsenfixierung, wie vorgeschrieben, mit "x" Newton angezogen wurde (gut "handfest" ist auch ok)) anschließend hat sich die Halteplatte an einer Kettenradschhraube verkeilt und so den Schaden ausgelöst. Glück gehabt, hätte auch in der Kurve passieren können, und dir das Hinterrad blockiert. ->Abflug!!! Schau dir vorsichtshalber alle deine Kettenradschrauben an, nicht, dass da auch noch was defekt ist.


    Also nochmal: nachdem die Achsmutter endfest angezogen ist, Kettenspanner nochmal nachziehen!


    lG. Jörg

    alles ist möglich, nichts ist sicher:g:

  • Schwer vorstellbar, wie so etwas passieren kann. Die Kettenspanner haben ja eigentlich nur eine Justierfunktion. Wenn das Hinterrad bzw. die Kettenspannung richtig eingestellt ist und dann die Achse mit dem vorgeschriebenen Drehmoment von 100 Nm bei allen Modellen, bei der CS 160 Nm angezogen ist, kann sich da nichts bewegen. Da der Bolzen geknickt ist, können auch keine Zugkrafte gewirkt habe, sonst wäre der Bolzen ja eigentlich eingeschnürt oder abgerissen. Bei einer losen Achse wirken über den Kettenantrieb ja schon ordentliche Kräfte. Oder hat jemand gemeint man könnte mangels geeigneter Schlüssel, um die Achsmutter zu lösen den Kettendurchhang mit einem 1000g Hammer einstellen?

  • Wie Jörg schon geschrieben hat.


    Die Einstellschraube lockerte sich. Die hintere Aluguß-Brücke lockert sich. Wenn die lange Schraube weit genug raus gedreht ist, verdreht sich die End-Brücke und verkeilt mit dem Kettenrad oder deren Schrauben. (Was sonst?)
    Das gibt ein Ruck – Die Brücke verkeilt, verformt dabei das Schwingen-Rohr. Die lange Schraube verbiegt. Die Brücke zerplatzt, fällt weg.


    Bis auf den Ruck, der nicht gemerkt wurde, passiert nichts weiter. Die Achse klemmt weiterhin und hält das Hinterrad in Laufrichtung gerade.
    Die Kraft, die das Schwingenrohr aufgebogen hat, hat die hintere Brücke nicht überlebt. Das Gegenstück, also drehende Kettenrad nebst Verschraubung sollte unbedingt genaustens inspiziert werden.


    Das Kettenblatt ist sehr massiv. Eine Kettenblattschraube müsste eine Kratzstelle haben. Oder das Kettenrad selbst.
    Die lange verbogene Schraube und die Aluguß-Brücke sind da weicher. Die Aufbiegung am Ende der Schwinge lässt schon auf eine große Krafteinwirkung schließen.


    Ich würde das auch wieder richten, gerade biegen. Und in Zukunft auf ausreichendes Festziehen der Schraube(n) achten.
    :wave:

  • Hallo
    Mutter+Nut im Kettenspanner sind bei deinem Problem das Schlagwort.
    Wenn die vorhandene Mutter in der Nut nicht leichtgängig ist, wird sie mit erhöhtem Kraftaufwand gedreht.
    Bedeutet: Die Nut kontert die Drehbewegung nicht,wird aufgeweitet,Schraube dreht durch.
    Bedeutet:die Kettenspannung wird nicht richtig eingestellt.
    Bedeutet: Pflegt die Schraube und Mutter eures Kettenspanners.
    MfG Helmfit

    Und übrigen's dein Kettenkit sieht aber schon mies aus .

  • Hallo Schorse,
    du bist nicht der einzige, der sich wundert... mir ist das auch pasiert.


    Kettenspanner abgerissen



    Beitrag Nr. 16 sind die Bilder meiner "Verformung".


    Der Rest ist ja hier schon geschrieben worden.


    Gruß Jürgen, der jedesmal nach kurzer Fahrt die Schrauben an den Kettenspannern nachzieht, wenn er an der Achse tätig war :victory:

    Zylinder statt Kinder

    Gruß Jürgen

  • Hallo Forum,


    vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich hatte hier unterwegs unerwarteter Weise mehrere Tage kein Netz, daher die Verspätung. Die gute Nachricht: Die Ersatzteile waren beim Freundlichen für 12,50 oder so zu haben (Halteplatte + Schraube). Sobald ich wieder in der Heimat bin, werde ich die abholen und noch mal gemäß eurer Empfehlung genauestens die Schrauben und das Kettenrad unter die Lupe nehmen. Bin aber ganz optimistisch, dass da nichts Größeres ist - hatte vor der Abreise schon mal einen kurhen Blick darauf geworfen.


    Besten Dank für eure Hilfe!

  • Hallo zusammen,


    inzwischen ist das Ganze repariert und ich komme auch noch mal dazu, mich zu melden. Weitere Schäden gab es keine. Die Halteplatte des Kettenspanners ist augenscheinlich in ein Loch des Kettenblatts geraten und hat dort minimale Kratzspuren hinterlassen (siehe Bild). Sonst war nix zu finden. Statt dem Fäustel hat sich dann allerdings ein schraubstock zur Reparatur bewährt. Schonender und präziser, wie ich denke - eine Schraubzwinge ließ sich nicht mit genügend Kraft anziehen. Die Delle ist nicht gänzlich verschwunden, aber so klein, dass man sie wohl getrost ignorieren kann. Nachmachen empfohlen!



    Danke für eure Hilfe und viele Grüße
    Schorse

  • He Schorse,


    schön das du alles richten konntest. Bei mir hing Anfang des Jahres ebenfalls der rechte Kettenspanner nach der Fahrt draußen. Nachdem ich deinen Beitrag gelesen hatte wurde mir gleich ganz anders,
    glücklicherweise haben sich Kettenblatt und -spanner nie kennengelernt^^.
    Ich wünsche gute Fahrt!


    Beste Grüße,
    Max

  • Von Touratech gibst einen alternativen Kettenspanner, der mit einer Schraube an der Schwinge fixiert wird, den kann man sich auch ganz einfach selber biegen. Eine andere Möglichkeit ist, den Kettenspanner einfach mit einem starken silbernen Gewebeklebeband fixieren. Sollte er sich dann lösen, so klebt er an der Schwinge und kann nicht in bewegte Teile geraten.

  • Hi,
    bei mir hat sich die Schraube hinten auch manchmal gelöst, obwohl ich mit Schraubensicherung gearbeitet habe. Einmal war der Spanner rechts auch kurz vorm rausfallen.
    Es war ja nun das Touratech TravelEvent vorletztes Wochenende, und da hab ich doch was schönes in Niedereschach im Shop entdeckt.
    Die verkaufen einen Kettenspanner aus sehr dickem Edelstahl, mit vier zusätzlichen Laschen, damit man den Kettenspanner an der Schwinge festschrauben kann. Eine sehr elegante Lösung wie ich finde und auch garnicht teuer, ich habe etwas um die 20€ für die Kettenspanner bezahlt und bin sehr zufrieden. Damit sollten gelöste Kettenspanner nun der Vergangenheit angehören. Wer ähnliche Probleme hat, dem kann ich die TT Kettenspanner echt empfehelen.
    Anbei noch einige Bilder

  • Passt bei den TT Dinger bitte auf. Wer seine Schwinge anbohrt, verliert die Betriebserlaubnis :g:
    Zumindest sagt das die Montageanleitung so.
    Davon mal abgesehen... ich glaube langsam echt, dass die TT Teile die Lösung sind: Letztes Jahr hat bei mir auch einer der Spanner den Abflug gemacht. Habe (leider) mit eine Originalteil ersetzt, dass mir am WE beim Kettespannen kaputt ging... bödes Gussteil

  • Mein Spanner hatte sich vor ein paar tagen auch gelockert und wurde dann vom Kettenblatt zerhauen. Auf der anderen Seite war er auch schon locker. Trotz korrektem Drehmoment und gerade mal 1500km seit Reifenwechsel.
    Die Dinger sind mal echt ne Fehlkonstruktion.

  • Als ich noch meine originalen BMW Spanner verbaut hatte, hatte ich diese mit schwarzem Isolierband an der Schwinge fixiert, so konnten sie nicht ins Kettenblatt geraten. Auch Sicherungsmuttern und Schraubsicherung hat nicht wirklich was gebracht.


    Das mit der Betriebserlaubnis stimmt, das hatte ich in der Montageanleitung auch gelesen. Bei den Touratech Spannern, muss erst noch ein M5 Gewinde in die vorgebohrten Löcher geschnitten werden, damit man diese mit der Schwinge verschrauben kann (nicht ganz so einfach, da Edelstahl!). Ich hab mir extra Schrauben besorgt, die wie die Originalschrauben des Kettenschutzes aussehen, damits nicht so auffällt beim TÜV. Alternativ kann man halt mit einem Klebeband die Spanner an der Schwinge fixieren.


    Noch was zu den TT Spannern: Sollten diese ohne Fixierung verwendet werden und sich auch lösen und dadurch ins Kettenblatt geraten, ist der Schaden sicher größer als mit den Alu-Guss Spannern von BMW. Die Alu-Guss Spanner "platzen" durch den Schlag einfach und der Weg fürs Kettenblatt ist wieder frei. Die TT Spanner sind aus dickem Edelstahlblech gefertigt und alles andere als spröde, evt. kann dann sogar das Hinterrad blockieren.